Während man in Dresden noch über den Müll am Alaunplatz diskutiert, hat man auf einer kleinen ostfriesischen Insel aus der Not eine Tugend gemacht ;-)
Wie müsste ein Reader aussehen?
29. Juli 2009Nicht erst seit der Lektüre dieses F.A.Z.-Artikels habe ich mir überlegt, wie für mich ein Reader — also ein Lesegerät für eBooks — aussehen müsste.
- Der Reader müsste neben seinem herstellergebundenen Format mindestens noch PDF-Dateien und Textdateien anzeigen.
- Der Reader müsste mir das Anbringen von Korrekturzeichen und Anmerkungen in PDF-Dateien und Texten ermöglichen.
- Ideal wäre, wenn der Reader ein offenes Format unterstützen würde, in dem man gemeinfreie Texte, eigene Texte oder Texte unter CC-Lizenz auf den Reader übertragen kann.
- Der Anbieter darf unter keinen Umständen auf den Reader zugreifen können, um herauszufinden, was ich gespeichert habe oder um gar Dateien von meinem Reader zu löschen.
- Der Reader muss über WLAN mit neuem Datenmaterial gefüllt werden können, er muss darüber hinaus mindestens eine Art von Speicherkarten unterstützen und einen USB-Anschluss haben.
Und er darf nicht mehr kosten als ein 11-Zoll-Netbook mit Linux. Denn das hat all diese Möglichkeiten schon eingebaut;-)
Gutsherr(inn)enmentalität
28. Juli 2009Die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt führt im Mund die Parole »Das steht mir zu« — der Kutscher, die Kutsche und der unmündige Sohn des Kutschers stehen zu ihrer Disposition oder handeln nach ihrer gnädigen Maßgabe. Der Aufwand für die Überführung der Kutsche und die dienstlich zurückgelegten Kilometer stehen dem Vernehmen nach im Verhältnis 100:1.
Der Umweltminister und Ex-Popbeauftragte Sigmar Gabriel fährt nach Tschernobyl und referiert von dort aus über einen Störfall der Klasse Nullkommanix in einem deutschen Kernkraftwerk. Das sieht ungemein dramatisch aus —
und hat mit dem ersten Fall zwei Punkte gemeinsam: Sie tun es »legal«, obwohl sie es nicht tun müssten und aus Wirtschaftlichkeitsgründen nicht tun dürften. Und sie blasen völlig sinnlos Kohlendioxyd in die Luft, obwohl ihre Partei doch angeblich den Ausstoß reduzieren will:
Zentrales Ziel ist eine Reduktion der CO2-Emissionen Deutschlands um 40 Prozent bis 2020.
stand noch im Europawahlprogramm der SPD. Aber für eigennützige Zwecke darf es natürlich ein bißchen mehr sein. Ich werde es nicht vergessen, wenn ich diese Partei bei den nächsten Wahlen links liegen lasse. Das Vorgehen der Verräterpartei in Sachen Internetzensur und Internetüberwachung werde ich natürlich auch über den Wahltag hinaus immer gern berücksichtigen.
Marginalien zur Wahl (1)
27. Juli 2009Auf den Plakaten der SPD kann man lesen: Unser Spitzenkandidat steht dafür, dass gute Arbeit gefördert wird. Und wer würde widersprechen, wenn Thomas »Kelle« Jurk seine Fördermittel ausreicht?
»Fördermittel« ist ein so schönes Wort. Es klingt fast so herzig wie »Weihnachtsgeschenk« — weil ja auch am Gabentisch niemand mehr darüber nachdenkt, woher das Geld für die Geschenke eigentlich gekommen ist.
Also, wer widerspricht noch?
Ich widerspreche. Denn in einer Marktwirtschaft muss man gute Arbeit nicht fördern, solange die Bürger genug Geld in der Tasche haben, um für gute Arbeit adäquat zu bezahlen. Den Umweg über Staatsschulden, Zinsen, wachsende Fördermittelbürokratie und höhere Steuern kann man sich sparen …
Die Schrift der Götter
26. Juli 2009In Dresden wird seit Mai eine einmalige Ausstellung gezeigt: »Verwandelte Götter« im Japanischen Palais. Ich durfte diese Ausstellung am Freitag mit einer kompetenten Begleiterin zum zweiten Mal sehen.
Vor dem Treff hatte ich noch etwas Zeit und ich habe mich rund um das Japanische Palais ein wenig nach den Plakaten für die Ausstellung umgesehen. Denn das Fotografieren in der Ausstellung ist nach wie vor verboten und ich möchte auch nichts aus dem Katalog übernehmen. So habe ich nur von außen ein klein wenig in das Innere geblickt

und mich hat gleich die Schrift interessiert, mit der die Ausstellung präsentiert wird. Das Wort »GÖTTER« scheint auf den ersten Blick in der zweitausend Jahre alten »CAPITALIS MONUMENTALIS« gesetzt zu sein.
Doch schaut man auf die Eintrittskarte, dann ist es wohl eher die Schrift Centaur:


Das Vorbild der »Centaur« stammt aus der Renaissance und ist eine frühe Form der dynamischen Antiqua. Im Gegensatz zu der alten römischen Schrift hatte die Antiqua aus der Renaissancezeit schon Kleinbuchstaben — aber für das Wort »GÖTTER« braucht man die natürlich nicht;-)
Dynamisch ist der Abstrich des »R«, ganz leicht und dynamisch sind die beiden kleinen seitlichen Linien am »T« — aber auf ganz interessante Weise ist auch das eigentlich so behäbige »O« dynamisch geformt.
Trotzdem ruhen die Worte in sich, es entsteht ein edler und würdevoller Eindruck. Das Vorbild dieser Schrift ist etwa so alt wie Leonardos berühmtes Bild des Menschen, ihr Ursprung ist so alt wie die Vorbilder der Skulpturen im Palais. Aber die »Centaur« selbst stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert und ist an der Renaissance orientiert. Der Schriftdesigner hieß Bruce Rogers.
Man kann auch andere Worte damit gut setzen, zum Beispiel

— ich denke, wenn man Gott und den Menschen aus einer Schrift setzen kann, dann muss sie gut sein.
Die Schrift auf der Trajanssäule wurde übrigens später von Adobe als »Trajan« nachentwickelt. Sie ist der »Centaur« sehr ähnlich, aber es gibt einige feine Unterschiede …

Wer bis zum 27. September noch etwas Zeit hat und in Dresden ist oder nach Dresden kommen kann, sollte sich diese einmalige Ausstellung nicht entgehen lassen.
Die Einstufung der »Centaur« als »orientiert an der dynamischen Antiqua in der frühen Form« stammt von dem Schriftexperten Hans Peter Wilberg, die Schriftproben kann man bei myfonts.com ausprobieren. Aber man muss wohl kein Experte sein, um die »Capitalis Monumentalis«, die »Trajan« und die »Centaur« als zeitlos zu empfinden — zumindest ich empfinde es so, weil ich einfach auch als Amateur schöne Schriften mag.
Rathausfiguren
25. Juli 2009Muss man sich jetzt Sorgen machen?
25. Juli 2009Laufstrecken im Sommer (1): Ismaning—München
23. Juli 2009Heute morgen bin ich von Ismaning entlang der Isar bis zur Münchner St.-Emmeram-Brücke gelaufen (das ist am nördlichen Ende des Englischen Gartens). Wunderschön — ein ganz großes Kompliment an diese schöne Stadt.
Das Bild ist nicht direkt von der Laufstrecke, so weit wäre ich gern gelaufen!
Update: Hier sind noch einige Bilder von der Strecke (aber nicht beim Laufen fotografiert):
Die Verwechslung der Fama mit dem Engel
21. Juli 2009könnte geklärt sein. Der Autor dieses kleinen Blogs hat unermüdlich recherchiert und fotografiert. Er weiß nun: in München gibt es einen Friedensengel. Der Fotograf der Dresdner Fama hat möglicherweise dieses Bild im Hinterkopf gehabt:
Fly away (2)
21. Juli 2009Warum (2)? Weil ich den Titel vor einem Jahr schon mal hatte, damals aber mit einem ganz anderen Motiv:
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Die ostdeutsche Abrechnungsmentalität am Beispiel eines Umweltschutzprogramms
20. Juli 2009Auch zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung geht es in der Presse [1] gern mal darum, wie grau und trist es in der DDR war. In Wahrheit gab es in der DDR auch viel zu lachen. Vor allem in den achtziger Jahren gründeten sich viele kleine Kabarettgruppen und Kulturvereine — und es ist eine Sage, dass es dabei nur um die Freikörperkultur (FKK) ging.
In unserer Berufsschule hatten wir jedenfalls auch eine Kulturgruppe. Sie erreichte Mitte der 80er Jahre lokale Berühmtheit. In einem unvergessenen Programm persiflierten sie die allgegenwärtige Abrechnungsmentalität in der sozialistischen Planwirtschaft. Nach der Melodie der »Habenera« aus »Carmen« sangen sie im Chor folgenden Refrain:
Oh Leute kommt,
oh Leute singt
und sagt, was Ihr für den Parteitag bringt!Und jeder kommt
und jeder singt
und sagt, was er für den Partei———tag bringt.[Tosender Beifall. Zum Mitsingen: Das Original auf Youtube]
An diese Truppe musste ich mich lebhaft erinnern, als ich die Berichte über die Verleihung eines ganz wichtigen Umweltpreises an Dresdner Unternehmen gelesen habe. Aus der Jubelbroschüre der Stadt Dresden [PDF, ca. 9 MByte] habe ich mir das skurrilste Beispiel herausgegriffen (auf den Seiten 48 und 49).
Das Unternehmen hat mit 36 Mitarbeitern an einem Öko-Programm teilgenommen und dabei auf ökologische Weise Kosten von 744 Euro eingespart. Im gleichen Zeitraum sind 800 Euro Kosten entstanden, denen kein ökonomischer Nutzen gegenüberstand:
Maßnahme | Kosten |
Dokumentation der eigenen (Öko)-Maßnahmen im Intranet: | 500 Euro |
Teilnahme am Car-Sharing: | 300 Euro |
Aber auch der fast schon unermessliche »Nutzen« ist auf sehr interessante Weise entstanden:
Maßnahme | Nutzen |
Standby-Schaltung für Rechner, Kosten 120 Euro: | 126 Euro |
Verkauf von sortenreinem Papierabfall: | 140 Euro |
Einsatz von Recycling-Papier (deklarierte Einsparung): | 400 Euro |
Im Grunde sind das ganz selbstverständliche betriebswirtschaftliche Maßnahmen. — Und das ist nun der gesamte »ökonomische Nutzen« der Teilnahme eines Unternehmens mit 36 Mitarbeitern an einem staatlich nicht zu knapp geförderten Öko-Projekt. Das ist der Stadt eine Eintragung in die Hochglanz(?)-Broschüre zur Beweihräucherung ihrer Heldentaten für die Umwelt wert. Es ist Zeit für eine neue Kabarettgruppe mit einem neuen Song:
Oh Leute kommt,
oh Leute singt
und sagt, was Ihr für uns’re Umwelt bringt …
Update 1: Die Urkunde für das beschriebene Unternehmen ist in ihrer ganzen Schlichtheit auch schon fast DDR-verdächtig;-)
Update 2: Und erst die PR-Mitteilung! Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll:
Ebenso hat sich der Umstieg auf sogenannten Ökostrom gelohnt. Hier reduzierten wir gegenüber dem bundesweiten Durchschnitt mit jeder gesparten Kilowattstunde auch der Ausstoß von CO2 in die Atmosphäre.
Bitte? Hoffentlich haben diese Leute beruflich nichts mit Kommunikation zu tun … Das ist ja noch schwammiger als in der DDR-Zeit im »FDJ-Studienjahr«.
[1] DDR-Klischees — gefunden bei der Elbnymphe, referenziert als Endnote;-)
Empowerment
19. Juli 2009Der amerikanische Präsident Barack Obama appellierte an die Afro-Amerikaner, sich selbst aus ihrer Opferrolle zu befreien. Obama forderte eine »neue Mentalität, eine neue Haltung«:
In einer leidenschaftlichen Rede rief Obama dazu auf, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, sich mehr anzustrengen und gesellschaftlichen Aufstieg anzustreben. Am schlimmsten sei es, dass sich viele Schwarze mit ihrem Status als Bürger zweiter Klasse abgefunden und diese Rolle verinnerlicht hätten. [Quelle]
Wie viele Anhänger des amerikanischen Präsidenten Obama würden hierzulande den gleichen Forderungen zustimmen, wenn sie ein deutscher Politiker an sozial benachteiligte Deutsche gerichtet hätte?
Immer wieder ein wenig Sommer
19. Juli 2009Wie (fast) immer: ein Klick auf das Bild ruft die vergrößerte Version auf …
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Ein Obama-Pfad in Dresden
17. Juli 2009Wahr: Im Gedenken an eine Übernachtung des amerikanischen Präsidenten Obama in Dresden will die Stadt jetzt für die Touristen eine Art Obama-Gedenkpfad einrichten.
Falsch: Der Gedenkpfad wird mit Tafeln versehen, auf denen im Laufe der nächsten vier Jahre die enttäuschten Erwartungen an den amerikanischen Präsidenten Obama aufgezeichnet werden.
Feinstaub und Kohlendioxyd
17. Juli 2009Ein Spaziergang durch Dresden
16. Juli 2009Am Mittwochmorgen hatte ich zum ersten Mal einen Spaziergang durch Dresden — mit einem Blogger und seiner Familie. Ich war ihm vorher noch nie persönlich begegnet … Hier sind ein paar schöne Bilder als Erinnerung (ein Klick auf jedes Bild führt zur größeren Version).
Zwischenruf: Keine Internetzensur in Israel
15. Juli 2009Ein sehr interessanter kurzer Artikel bei netzpolitik.org: in Israel war nur ein religiös-fundamentalistischer Minister für Internetzensur. Und der wurde überstimmt.
Wein für die Kranken
15. Juli 2009Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus dem Juliusspital in Würzburg. Die Geschichte des Spitals kann man in der Wikipedia nachlesen.
Interessant ist auch die Geschichte des Bürgerspitals. In beiden Fällen lautet die griffige Formel: Wein trinken für die Kranken und Gebrechlichen. Zum Wohl;-)
Die Waffen der Heiligen
14. Juli 2009Was war noch mal der Grund dafür, dass das Christentum meist mit Waffengewalt verbreitet wurde?
Spontaner Rant
13. Juli 2009Der SPIEGEL schreibt über ein sehr interessantes technisches Vorhaben:
Deutsche Konzerne sind Schrittmacher, europäische Firmen machen mit: Die Desertec-Initiative von zwölf großen Unternehmen soll den Weg zum sauberen Solarstrom aus der Sahara ebnen. Offen ist noch, wie die Erzeugerländer von dem Projekt profitieren. [Quelle]
Genau das darf eben nicht offen sein, wenn man mit einem solchen Vorschlag in die Öffentlichkeit geht. In der Sahara gibt es große Flächen und wohl auch die ideale Sonneneinstrahlung. Aber sie gehört uns nicht. Und wie kämen wir uns wohl in Deutschland vor, wenn Herr al-Gaddafi öffentlich über Windkraft-Standorte an unserer Küste oder über die Wasserkraftnutzung in einem unserer Mittelgebirge nachdenken würde?
Im Wein liegt Arbeit
12. Juli 2009Fumare
12. Juli 2009Aufgeklebte Schrift an einem Tabakgeschäft in Würzburg (gegenüber dem Vierröhrenbrunnen):
So kann man sich irren;-)
Es gibt eigentlich keinen gestalterischen Grund, diesen Spruch in fetter goldener Fraktur auszuführen. Elegant wäre eine schöne Antiqua-Schrift gewesen, wie sie im alten Rom verwendet wurde. Hinter den Spruch gehört kein Ausrufezeichen.
Und ehrlicher wäre aus der Sicht eines Tabakhändlers gewesen: Fumare necesse est.