Kerstin schrieb gestern nach ihrem Einsatz im Wahlbüro:
Irgendwo in Deutschland, wo es verlassene Flächen gibt, etwa in Meck-Pomm oder Brandenburg, findet sich sicherlich genug Platz, um ein kleines Land zu gründen. Das nennen wir Lafontainia und besagter Bauernfänger darf seine Partei ansacken und dahin schleppen. All das ihm ergebene Stimmvieh darf als Kulissenvolk dienen und dann leben alle im demokratischen Sozialismus nach den Vorstellungen der Linkspartei.
Ich kann das nur unterstützen und man kann es sogar historisch begründen. Friedrich der Große ließ vor etwa 250 Jahren viele Hugenotten aus Frankreich in das Oderbruch nach Brandenburg einwandern. In ihrer Heimat wurden sie wegen ihrer Gesinnung verfolgt.
Heute ist diese Gegend wieder sehr dünn besiedelt und Brandenburg wird oft auch die »kleine DDR« genannt. Das notwendige Toleranzedikt dürfte der Brandenburgischen Landesregierung also leichtfallen.
Damit haben wir eine perfekte Gegend für ein einzigartiges Experiment gefunden: bevor wir das Saarland an Frankreich abtreten, wäre die Besiedelung des Oderbruchs mit LINKS-Aktivisten sicher eine gute Alternative ;-)
Das Gebiet an der Grenze zu Polen bekommt eine weitgehende Autonomie und ist natürlich nicht Mitglied der EU, damit sich der Protektionismus Lafontainescher Prägung (»Keine Fremdarbeiter!«) voll entfalten kann.
Wissenschaftler aus aller Welt werden das Experiment begleiten. Die UNESCO wird das Gebiet zum WeltLachkulturerbe erheben. Und die Buchmacher in England nehmen schon Wetten darauf an, wie lange es dauert, bis rund um das Oderbruch eine hohe Mauer errichtet wird …
Etwas enttäuscht bin ich ja schon über diesen Artikel, obwohl ich denke das es einfach nur ironisch gemeitn ist, oder?
Ansonsten muss ich anmerken, dass die Besiedlung des Oderbruchs NICHT durch die Hugenotten erfolgte, sondern „…Die neuen Siedler wurden gezielt außerhalb von Preußen mit Vergünstigungen angeworben und kamen zum größten Teil aus Hessen-Darmstadt, Mecklenburg, Pfalz-Zweibrücken, Sachsen und Württemberg, aber auch aus Niederösterreich und aus dem Schweizer Kanton Neuenburg…“ (Wikipedia zu Oderbruch).
Sollten Sie weiteres Interesse an den Hugenotten haben, kann ich Ihnen auch eine meiner Arbeiten aus Studienzeit empfehlen: http://teddy97.wordpress.com/2009/08/10/die-hugenotten-in-preussen/
Bis dahin :-)
Natürlich war das ironisch gemeint und ich hatte schon die ganze Zeit befürchtet, dass jemand aus Brandenburg protestieren würde.
Aber in Sachsen ist leider kaum Platz, allenfalls die Ecke um Hoyerswerda würde sich noch eignen. OK, die geben wir nach Brandenburg ab ;-)
;-)
Ich bin jetzt mal so frei, neben den Bissigen Liberalen auch ihren Blog zu verlinken, wenn es gestattet ist.
OK. Und bei mir gibt es seit eben auch einen neuen Eintrag in der Blogroll.
Ein ironischer Artikel, soso. Richtig witzig fand ich ihn nicht.
Verstehen kann ich das Unverständnis, das einen solchen Artikel zur Veröffentlichung verhilft. Aber hinter jedem Witz, hinter jeder Ironie steckt auch ein bisschen Ernst. Wenn ihr es nicht begreift, „dann macht doch Eurn Dregg allene“, wie in sächsischen Adelskreisen kommuniziert wurde. Lebt es aus, aber bitte ohne uns. Ihr werdet sehen, was ihr davon habt. Herrn L. und seinen Wählern ein Stück unbewirtschaftetes Brandenburg!
Und den Nazis geben wir ein Fleckchen gleich nebenan. Die können dann sehen, wie sie national befreit von Intelligenz und Toleranz existieren. Vielleicht kommen sie wie die SED-Anhänger geläutert in die Demokratie zurück.
Erinnert mich am Rand an „Andersdenkende-Raus aus unserer Gesellschaft“. Das hatte ich schon mal und sehe bzw. höre es auch heute noch – von ganz (?) anderer Seite.
Nein, wir können das Unliebsame nicht exportieren oder ausgrenzen. Was hilft, ist Bildung und Auseinandersetzung. Ein jahrelanger, wenn nicht jahrzehntelanger Prozess.
SED-Wähler sind überwiegend alt, das Thema erledigt sich von allein. Dachte ich bis zur Saarlandwahl. Aber dann kommt ein scheinbar charismatischer Landsmann von der Saar und schon ist alles anders. So ein Verlierer und weidwundes Reh wie Herr L. kann die Wählerstimmen absahnen. Neben dem Landsmannschaftsbonus ist das auch Protest. Protest gegen eine nicht ehrliche Politik.
NPD-Wähler haben eine bedenkliche Kernmannschaft. Diese würde 5% nicht überschreiten, behaupte ich mal. Aber es gibt Realitäten, wo den Leuten in Grenzgebieten die Autos vor der Tür geklaut werden. Massiv. In der Öffentlichkeit wird das Thema im Sinne einer reibungslosen Nachbarschaft mit den angrenzenden Ländern totgeschwiegen. Das bringt die Dummköpfe letztlich in den Landtag.
Das Problem wird sich verschärfen. Mangels Arbeitsplätzen und Ausbildungsstellen ziehen die Aktiven und Schlauen aus den Problemregionen weg. Zurück bleiben die Looser. Auch die erkennen die Misere, finden mangels Bildung nur die falschen Ursachen. Die Looser möchte ich nicht auf einem Haufen in Brandenburg, Hoywoy oder sonst wo sehen. Dann finden wir letztendlich in finstere Zeiten zurück, die „wir“ vor langer Zeit in Deutschland überwunden oder auch erst kürzlich auf dem Balkan oder in Afghanistan bekämpft haben.
Catapult22 ein Irrer oder Gutmensch? Ein Verrückter? Never. In naturwissenschaftlicher Sicht finde ich ja das Hygienemuseum in Dresden unschlagbar. (Kompliment.) Der Hammer war aber (für mich) der ehemalige Stasi-Knast (Museum) in Hohenschönhausen. Keine objektive, sondern subjektive Präsentation. Durch ehemalige Insassen. Beeindruckend hoch drei.
Dem Problem extrem linker oder rechter Gedanken begegnen wir mit Bildung. Bildung ist vielseitig und nicht nur aufgesetzte Anti-Extremismus-Projekte. Bildung ist erlebte Geschichte. Bildung ist aber auch Bildung im wortwörtlichen Sinn die Fähigkeit, sich selbst aus eigenen Kräften einen gewissen Wohlstand zu erarbeiten und Ursache und Wirkung zu verstehen. Alimentierung vom Staat fördert Extremismus. Wenige Menschen in Deutschland wissen, dass Wirtschaft (ob betriebswirtschaftlich oder volkswirtschaftlich) Gesetzmäßigkeiten ähnlich der Physik folgt. Diese Gesetzmäßigkeiten nennt man Marktwirtschaft.
Ausgrenzung und Kasernierung folgt nur Inzucht. Eine Verstärkung des Problems. Lasst die Menschen begreifen, was sie tun. Nicht durch Ausgrenzung, sondern durch Gespräche, durch Zeitzeugen, blogs, Twitter-accounts und wie auch immer.
Bin ich spassbefreit? Mitnichten. Ich bin der lustigste Mensch, den ich kenne ;-) Manchmal bin ich wohl etwas hypersensibel…
Mit nächtlichen, nachdenklichen Grüßen
C`22
Ich betreibe eigentlich immer eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der LINKEN und wenn man genau hinsieht, ist dieser Artikel vielleicht sogar ein Teil davon.
Ich sehe meine »Utopia«-Version als ein fiktives Land, in dem man Gedankenexperimente über die Utopie der LINKEN anstellen kann.
Denn zweifellos haben die LINKEN eine intelligente Utopie, aber ich möchte trotzdem zeigen, dass sie nicht funktionieren wird. Du sprichst oben genau den Punkt an, der dafür entscheidend ist, wenn wir den realen Menschen zugrundelegen:
Eine anfangs abgeschlossene Gesellschaft mit einer Marktwirtschaft wird immer zur Demokratie hinführen und wird sich öffnen.
Eine anfangs abgeschlossene Gesellschaft mit einer Zwangswirtschaft wird immer auf eine Diktatur zusteuern und wird sich immer mehr abkapseln.
Ich habe mich vor zwei Jahren (also mit 40) als interessierter Quereinsteiger noch einmal ganz von vorn mit der Lehre von der Volkswirtschaft beschäftigt. Ganz ideologiefrei und mit dem besten Buch, das man bekommen konnte. Es ist ja nicht so, dass ich hier nur bunte Blumen fotografiere ;-)
Später mehr, ich muss jetzt erst mal los.
Da muss ich dann auch nochmal dazwischen. :-)
Das die Utopie der Linken eine Utopie ist (logisch) wird wohl niemand abstreiten, genauso wenig wie jeder intelligent denkende Mensch einsehen wird, dass das Experiment DDR nichts mit der Utopie des Sozialismus gemein hatte und nur eine stalinistische menschenverachtende Diktatur einer Minderheit war.
Sich jedoch hinzustellen und zu behaupten die jetzige Form der Demokratie mit ihrer freien Marktwirtschaft (sozial ist sie schon lange nicht mehr) als Wirtschaftsform sei das Nonplusultra ist schon sehr vermessen.
Für mich persönlich ist das System auf welches wir im Moment in der Bundesrepublik zu steuern bzw uns bereits befinden zum Scheitern verurteilt.
Ich habe im Moment nur ganz wenig Zeit und deshalb nur ganz kurz: Die freie Marktwirtschaft kann auf keinen Fall das Nonplusultra sein. Immer wird Marktwirtschaft reguliert sein müssen und immer wird sie sich weiterentwickeln müssen. Ich meine nicht, dass die soziale Komponente der Marktwirtschaft verschwunden sei und mir ist klar, dass sie nie verschwinden darf. Später (abends) mehr …
Es ist abends und ich bin ganz ungeduldig ;-)
Jap, am Anfang steht die Utopie. Dann die Erkenntnis, dass sie sich nicht verwirklichen lässt. Dann das nicht-einsehen-wollen. Schliesslich der Versuch, sie mit Gewalt durchzusetzen.
Von daher, keine schlechte Idee, wenn das zigste Experiment ohne mich stattfindet.
Und ohne mich. Und ohne meine Kinder …
Noch einige Gedanken zum langen Kommentar von »catapult22«:
Natürlich bot es sich an, dass Du die Utopie genutzt hast, um gegen Stellung gegen Ausgrenzung zu nehmen. Ich setze einfach voraus, dass es Kerstin mit der Idee eines Lafontaine-Staates und mir mit der Fortführung der Utopie nicht um Ausgrenzung ging. Es geht um ein interessantes Gedankenexperiment.
In einer technischen Mailingliste las ich gestern einen Witz, der abgewandelt vielleicht auch hier passt. Wie viele Sozialisten braucht man, um eine Glühbirne in die Fassung zu drehen? — Einen. Aber die Glühbirne muss es wollen.
Nachdem Sozialisten im richtigen Leben nicht mit Glühbirnen, sondern mit Menschen umgehen möchten, stellt sich die Frage: Wollen die Menschen (so wie wir sie heute kennen) den Sozialismus/Kommunismus? Wollen die Menschen in einer Zwangswirtschaft [Zentralverwaltungswirtschaft] leben?
Zwangswirtschaft ist verbunden mit der Anmaßung von Wissen. Eine Planungsbehörde »weiß« einfach, was gut für die Menschen ist. Das hat in der Geschichte noch nie funktioniert. In den schlimmsten Zeiten der Zwangswirtschaft sind hunderttausende Menschen verhungert.
In den Zeiten einer schwachen Zwangswirtschaft (80er Jahre in der DDR) haben sich die Menschen mit einem improvisierten Markt selbst geholfen. De facto hatte sich der Markt spätestens 1985 durchgesetzt.
Wenn das freie wirtschaftliche Handeln von Menschen eingeschränkt ist, dann können sie natürlich auch nicht frei demokratisch entscheiden. Wirtschaftliche Freiheit und Demokratie bedingen einander.
—
Ich möchte grundsätzlich die PDS/LINKE und die NPD getrennt behandeln.
—
Die PDS/LINKE hat ein klares Programm und ein klares Ziel: Auf deutschem Boden soll es wieder einen Sozialismus und später einen Kommunismus geben. Dazu hat sie sich mit anderen kommunistischen Parteien in Europa zusammengeschlossen.
Über diese Ziele kann man diskutieren und muss man diskutieren, wenn Linke in der SPD und bei den Grünen mit den Kommunisten koalieren möchten. Die PDS/LINKE ist ein Wettbewerber im demokratischen Wettbewerb.
—
Die NPD und andere rechtsextremistische Parteien haben kein politisches Programm. Sie greifen auf populistische Weise Probleme auf, die vom Staat und von den Parteien vernachlässigt werden. Sie hetzen unverhohlen gegen Ausländer und Minderheiten. Mit solchen Aussagen kann man sich nicht auseinandersetzen, weil sie gegen die elementaren Menschenrechte verstoßen.
Die NPD ist kein Mitbewerber im demokratischen Wettbewerb. Da kann man die Wähler nur aufrufen: Geht in ausreichender Menge wählen und wählt irgendeine demokratische Partei (und sei es, weil sie das geringste Übel ist).
Wieso bringen Sie eigentlich immer den Sozialismus (Utopie des 19. Jahrhunderts von Marx und Engels) immer in Verbindung mit der DDR und Zwangswirtschaft?
Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun.
Dem Sozialismus als Gesellschaftssystem liegt eine Wirtschaftsordnung zugrunde. Diese Wirtschaftsordnung basiert auf dem gesellschaftlichen Eigentum an Produktionsmitteln und einer zentralen Planung. Der Einzelne kann nicht mehr entscheiden, was er anbieten und mit wem er handeln möchte. Deshalb nenne ich diese Wirtschaftsordnung eine Zwangswirtschaft. Der ökonomisch richtige Begriff ist Zentralverwaltungswirtschaft, doch Zwangswirtschaft drückt exakter aus, worauf es hinausläuft.
Ich sehe schon die Aufklärungsarbeit hier wird schwieriger als ich dachte. ;-)
Richtig ist das es eine Zentralverwaltungswirtschaft ist. Ich sehe jedoch nichts verkehrtes darin, denn auch diese Wirtschaftsform hat ihre Vorteile und natürlich auch ihre Nachteile, so wie die Marktwirtschaft jedoch AUCH. Ich sehe ehrlich gesagt auch nicht den Vorteil darin das Unternehmen für die Rendite und Gewinnmaximierung einiger weniger Aktionäre die Arbeitnehmer immer weiter ausbeuten. Und die Politik macht da schön mit. Die Krönung war für mich die Finazkrise (die selbst gemacht ist – dazu ein ander mal gerne mehr) und die wir Steuerzahler nun schön aubaden können. Wenn es wirklich freie Marktwirtschaft wäre, wo sich der Markt selbst reguliert, dann würde es Unternehmen wie Opel oder der Kohleabbau nicht mehr geben. So viel erstmal dazu. Bis später. :-)
Für Marxisten ist der Sozialismus keine Utopie und Marx kein Author utopischer Geschichten.
Zum begriff Utopie zitiere ich mal nur kurz Wikipedia:
[…] Eine Utopie (aus altgriechisch οὐ- ou- „nicht-“ und τόπος tópos „Ort“; vergleiche auch Dystopie, Ektopie und Atopie) ist eine Wunschvorstellung, die sich dadurch auszeichnet, dass sie zwar denkbar und in vielen Fällen wünschenswert, vor dem jeweiligen historisch-kulturellen Hintergrund jedoch in vielen Fällen (noch) nicht oder nicht mehr realisierbar ist.[…]
Und genau das hat Marx beschrieben: Istzustand des Manchester-Kapitalismus des 19. Jahrhunderts und dazu seine Wunschvorstellung, wie eine ideale Gesellschaftsform auszusehen hat = Utopie.