Zielgenaue Werbung

27. Januar 2011

Man hört ja oft, dass die Werbung in diesem Web 2.0 immer mehr auf die einzelne Person zugeschnitten wird. Seit Jahren reden die PR-Leute von Personalisierung. Und man sollte doch annehmen, dass dafür inzwischen genügend Daten verfügbar sind. Um so lustiger ist die personalisierte Mail, die ich gerade bekommen habe — vermutlich mit mehreren zehntausend anderen Empfängern gleichzeitig:

Lieber Herr Stefanolix, die unnötigen Pfunde, die man sich an – oder schon vor – Weihnachten angefuttert hat, schmelzen jetzt wie Schnee in der Sonne. Testen Sie 4 Wochen das schmackhafte Erfolgsrezept (…) auf dem Weg zu Ihrem Wunschgewicht!

Abnehmen durch Essen. Als ob einem der Appetit in letzter Zeit nicht ohnehin immer häufiger verdorben wird … Vielleicht sollte ich mal ein paar Rezepte veröffentlichen, nach denen ich wirklich koche? Oder bekomme ich dann immer noch Werbung für Diätprodukte zugeschickt?


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Ein Euro gegen Nazis

27. Januar 2011

In der Zeit der friedlichen Revolution bildete sich in Dresden die »Gruppe der 20«. Sie vertrat die Interessen der Demonstranten gegenüber der Staatsmacht und sie organisierte Demonstrationen mit bis zu 70.000 Menschen. Damals gab es eine sehr bemerkenswerte Aktion: Jeder Dresdner, der für die Arbeit der »Gruppe der 20« war, überwies eine Ost-Mark auf ein spezielles Konto.

Eine ähnliche Aktion gab es 1988 in der DDR in der Umweltarbeit der Evangelischen Kirche, sie hieß »Eine Mark für Espenhain«. Grundgedanke beider Aktionen: erstens kommt durch eine symbolische kleine Spende von sehr vielen Menschen Geld für einen guten Zweck zusammen und zweitens ist an der Spendensumme sofort die Anzahl der Unterstützer zu erkennen.

Im Jahr 2011 wäre es doch an der Zeit für eine neue Aktion: Ein Euro gegen Nazis. Sie könnte am 13. Februar beginnen und am 19. Februar geschlossen werden. Dann könnte man an der Spendensumme ablesen, wie viele Dresdner sich bürgerschaftlich gegen die Rechtsextremisten bekennen. Zwei Bedingungen müssten erfüllt sein: Der Spendenaufruf soll von allen demokratischen Parteien getragen werden, so wie die Menschenkette am 13. Februar. Und der Spendenzweck soll über jeden Zweifel erhaben sein.

Nun könnte man dem Vorschlag entgegenhalten: Es gibt doch schon den Verkauf der Weißen Rosen und der Erlös fließt in eine »Stiftung Toleranz«. Aber diese Aktion betrachte ich mit Unbehagen, weil die »Stiftung Toleranz« viel zu stark in die Öffentlichkeitsarbeit eines Medienunternehmens integriert ist. Diese Verbindung von kommerziellen Interessen und politischem Anliegen gefällt mir nicht:

Die DD+V Mediengruppe steht mit ihren Publikationen für ein demokratisches, weltoffenes und wirtschaftlich florierendes Sachsen, in dem fremdenfeindliche und extremistische Tendenzen keinen Platz haben. Die von der DD+V Mediengruppe ins Leben gerufene Aktion Toleranz engagiert sich in Anzeigenkampagnen und als Unterstützer von Initiativen, wie der „Weißen Rose“ zum Gedenken an die Bombardierung Dresdens für Toleranz, gegen jede Form des undemokratischen Extremismus und der Geschichtsverfälschung. (Quelle)

Der Name eines Medienunternehmens muss nicht vor dem Anliegen eines Aufrufs stehen. Das hatten wir 1988/1989 auch nicht nötig und es ist trotzdem etwas daraus geworden …



Eine Farce kommt selten allein …

24. Januar 2011

Die Politik wird personalisiert. Das Private wird politisch. Das Politische gerät in Vergessenheit.

Wer als Politikerin oder Politiker nichts auf sich hält, liefert den Medien heutzutage Geschichten, die es früher kaum ins Vermischte geschafft hätten. Die Medien haben dafür den Begriff Homestory erfunden.

Ach, früher … Früher gab es in den Medien manchmal noch ein wenig intelligente Satire. Die schlimmsten Fehlentwicklungen der Politik wurden aufgespießt, die Homestorys überließ man der Klatschpresse.

Heute gibt es keine Satire mehr. Heute gibt es diesen komischen Wutbrüllbürger Gernot Hassknecht in der heute-Show. Was für eine Entwicklung! Und weil man heute offensichtlich Quote machen kann, wenn man mal so richtig die Sau rauslässt, dachte sich eine Redakteurin von »Radio Fritz«: Ich lasse es jetzt auch mal raus.

Als Su Holder also von einer Homestory der Familienministerin Schröder über ihre Schwangerschaft hörte, sprach sie so bedeutende Sätze wie diesen ins Mikrofon:

»Ich wünsche Ihnen Sodbrennen, Wasserbeine, Müdigkeit, Krampfadern und Hämorrhoiden – wenigstens körperlich gleiche Herausforderungen. « (Quelle). Den Beitrag gibt es dort auch als MP3.

Das ist die erste Farce: daß solche privaten Dinge überhaupt öffentlich diskutiert werden. Das ist die zweite Farce: daß das Thema dann noch auf die Ebene der persönlichen Gehässigkeit heruntergezerrt wird.

Und jetzt kommt die dritte: Beim öffentlich-rechtlichen Sender gibt es diesen Beitrag nicht mehr als Text und auch nicht mehr als MP3. Er wurde von der Webseite genommen. Zensiert. Früher hätten sie so etwas mit Majestätsbeleidigung begründet. Heute sprechen die Verantwortlichen von den Persönlichkeitsrechten der Ministerin. Und jetzt haben sie ihren Streisand-Effekt …


PS: Eine Frage an die Sprachkundigen unter Euch: Den Begriff Homestory scheint es im Englischen gar nicht zu geben. Weiß jemand mehr?



Legislative und Exekutive

21. Januar 2011

im SPIEGEL unserer Medien:

Die Parlamentarier jubeln, der Finanzminister ist düpiert. Wolfgang Schäuble hat dem Druck der Abgeordneten aus Union und FDP lange widerstanden, aber nachdem die Kanzlerin zu seinen Ungunsten interveniert hatte, musste er nachgeben. (Quelle: SPON)

Eigentlich sollte doch das Parlament über den Haushalt, über die Steuern und über die Steuergesetze bestimmen. Oder habe ich da etwas falsch verstanden? Ein Finanzminister hat das auszuführen, was das Parlament beschließt. Und das ist ja schon (fast) Nichts.

Es geht bei der sogenannten Steuervereinfachung um eine Lappalie, die für die meisten Steuerzahler keine nennenswerte Veränderung bringen wird. Drei Euro im Monat sind es unter folgenden Bedingungen:

(1) abhängig beschäftigt und
(2) mit dem höchsten Satz der Lohn/Einkommenssteuer belastet und
(3) keine anrechenbaren bzw. keine geltend gemachten Werbungskosten.

Laut Angaben der Lohnsteuervereine macht bereits die Hälfte aller Arbeitnehmer höhere Werbungskosten als 1.000 Euro geltend und weist diese Werbungskosten auch nach. Für diese Arbeitnehmer ändert sich gar nichts.



Gelungenes Unwort

18. Januar 2011

Gerade ist es überall zu lesen: das Unwort des Jahres ist alternativlos. Die Wahl ist gut. Die Wahl ist sogar sehr gut!

In früheren Jahren fragte ich mich ja manchmal, ob das Unwort überhaupt eine Bedeutung hat oder ob es die Jury richtig verstanden hat. In diesem Jahr wurde ein Wort ausgesucht, das 2010 wirklich häufig angewendet wurde und über das ich mich auch oft geärgert habe.

Bleibt zu hoffen, dass die Medien in Zukunft häufiger hinterfragen, ob es nicht doch Alternativen gegeben hätte. Und dass die Politiker besser begründen, warum sie zu einer Maßnahme keine Alternative gefunden haben …



Bilder aus dem Botanischen Garten

17. Januar 2011

sind ja in diesem Blog keine Seltenheit. Heute gibt es die ersten Bilder aus dem Jahr 2011, nachdem gestern ein klein wenig Zeit zum Fotografieren blieb:

Elfenbeindistel (16.01.2011).

Die tiefstehende Sonne hat Blätter und Blüten beleuchtet, es gab auch so manchen Schattenriss:

Spielen mit dem Licht …

Es gab auch Vorlagen für die Bionik zu sehen: z.B. einen schönen Fächer und ein geripptes Blatt:

Gefächert …

… gerippt …

… und gewunden.


Ist noch Rettung möglich?

17. Januar 2011
Buchstapel (Klick vergrößert).

Ist der Fall schon hoffnungslos?
Stapel mit Büchern in der Buchhandlung im Bahnhof Leipzig.


Viel Wasser in Dresden

16. Januar 2011

Bilder vom aktuellen Hochwasser in Dresden (16.01.2011).


Zuwanderung nach Punkten

14. Januar 2011

Es ist bekannt, dass Deutschland in den nächsten Jahrzehnten viele Fachkräfte aus dem Ausland brauchen wird, beispielsweise Ingenieure, Techniker, Pflegekräfte, Ärzte und Handwerker. Dazu stellen sich mehrere Fragen. Zunächst die Fragen zum Nutzen der Einwanderung:

1. Wie können wir gewährleisten, dass wirklich gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte kommen?
2. Wie können wir aus der Zuwanderung einen nachhaltigen gesellschaftlichen Nutzen ziehen?

Man könnte aus den Erfahrungen der klassischen Einwanderungsländer lernen und ein Auswahlverfahren mit einem Punktesystem einführen. Mit solchen Auswahlverfahren werden genau die Fachkräfte ins Land geholt, die wirklich benötigt werden. In den Auswahlverfahren werden meist die Kriterien Bildung, Berufsabschluss, Berufserfahrung, Sprachkenntnisse, Alter und Herkunft zugrundegelegt.

Dann bleibt allerdings eine weitere Frage: Wie können wir diese Fachkräfte davon überzeugen, ausgerechnet zu uns nach Deutschland zu kommen? Auch andere Staaten werben um die selben Fachkräfte. Es kann letztlich nur dann funktionieren, wenn die Fachkräfte, die Herkunftsländer und unser Land davon profitieren.

Gleichzeitig sollte man natürlich alles tun, um die eigenen Fachkräfte im Land zu halten, Fachkräfte weiterzubilden und die Ausbildungsquote zu verbessern. Aber letztlich wird es nicht ohne qualifizierte Zuwanderer funktionieren. Wenn so ein System eingeführt wird, dann wird es qualifizierte Zuwanderer geben, die nur zeitweise bei uns arbeiten und es wird auch qualifizierte Zuwanderer geben, die hier bleiben.

Ich finde es sehr interessant, wer noch im Januar einen Vorschlag zur Einwanderung von Fachkräften nach einem Punktesystem in den Bundestag einbringen wird. Es ist die Fraktion der Grünen. Einen ähnlichen Vorschlag hat 2008 die FDP eingebracht. Die Grünen haben damals den FDP-Antrag als zu bürokratisch kritisiert. Ich bin gespannt, wie sich die Regierungsfraktion FDP in diesem Jahr zum Antrag der Grünen stellen wird …



Sarrazins Sache

12. Januar 2011

ist nicht meine Sache. Aber ich bin sehr besorgt, wenn ich einen Tag vor seiner Lesung in der Messe Dresden höre, was gegen die Veranstaltung vorgebracht wird.

Es gehört zur Meinungsfreiheit, für oder gegen diese Lesung zu sein. Doch es geht zu weit, wenn Gegner der Veranstaltung bereits heute behaupten, dass dort morgen Volksverhetzung stattfinden soll.

Auf der Neustädter Seite der Albertbrücke ist Rosa Luxemburgs Wort von der Freiheit der Andersdenkenden in Beton gegossen. Es täte manchen Leuten gut, an dieser Stelle ein paar Minuten innezuhalten …

Es ist nie ein gutes Zeichen für eine Gesellschaft, wenn freie Bürger durch Druck daran gehindert werden sollen, sich zu versammeln — seien es Ausländer, Deutsche, Sozialisten oder Konservative.

Das Versammlungsrecht ist ein elementares Grundrecht. Es muss in einer demokratischen Gesellschaft sowohl einen Kongress der Kommunisten als auch die Lesung eines nationalkonservativen Autors geben können, ohne dass Gewalt gegen die Beteiligten dieser Veranstaltungen angedroht oder ausgeübt wird.

Wenn dieser Grundkonsens nicht mehr gilt, sind wir auf dem direkten Weg in eine Gewaltherrschaft. In welcher politischen Farbe diese Gewaltherrschaft gefärbt sein wird, kann heute noch niemand ahnen. Aber wir wissen aus der Geschichte, dass unter den Stiefeln und Knüppeln, in den Lagern und Gefängnissen, immer Menschen zugrunde gegangen sind.

Ich habe Sarrazins Buch nicht gekauft und ich werde mir seine Lesung nicht anhören. Aber ich will, dass diese Veranstaltung stattfindet, ohne dass Gewalt gegen den Autor, die Veranstalter, die Besucher oder das Gebäude ausgeübt wird.



Lesezeit: »Der Verdacht«

3. Januar 2011

Zufällig habe ich heute beim Morgenkaffee das Radio eingeschaltet und ganz unvermittelt wurde einer meiner Lieblingsromane als Hörbuch vorgelesen: Der Verdacht von Friedrich Dürrenmatt. Die Dialoge zwischen dem alten Kommissar und seinem alten Arzt am Anfang des Buches werden eindringlich und sehr deutlich gesprochen. Man bleibt hängen und glaubt zu spüren, wie Dürrenmatt sich diese Gespräche vorgestellt haben könnte.

Der Sender MDR Figaro ist auch als Live-Stream via iTunes zu empfangen. Offizieller Anlass der Sendungen in den ersten beiden Wochen des Jahres in der Lesezeit ist der 90. Geburtstag von Friedrich Dürrenmatt.



Sportliches zum Neuen Jahr

1. Januar 2011

Heute morgen habe ich das Neue Jahr mit einem kleinen Lauf begrüßt. Auf meine favorisierte Strecke musste ich leider verzichten: für Anstiege wie die Schiller- oder Grundstraße schien mir der Untergrund nicht geeignet zu sein. So habe ich einfach beim Laufen eine Stunde die Seele baumeln lassen und daran gedacht, wer vielleicht heute noch das Jahr 2011 mit einer Laufrunde begrüßt.

Die Aufzählung wird sicher nicht vollständig, deshalb wünsche ich zuerst allen Läuferinnen und Läufern in und um Dresden ein gesundes, verletzungsfreies und erfolgreiches Jahr 2011. Einige möchte ich persönlich grüßen:

Matthias K. hat leider kein Blog und liest auch nicht hier mit, aber wir sind als Fahrgemeinschaft im Jahr 2010 zu einigen Läufen gefahren. Vielen Dank noch einmal für’s Mitnehmen — und Dir vor allem ein Jahr ohne Verletzungen. — Dann gibt es Sportler, die laufen und ab und zu hier mitlesen: stellvertretend herzliche Grüße an den Ebs.

Bloggen und Laufen: das kombinieren Thomas, Ulf und Christian aus meiner Blogroll viel intensiver als ich. Von Thomas habe ich mir 2010 etwas abgeschaut: Beim Laufen zählt nicht nur das Ergebnis, sondern vor allem das, was man dabei lernt. Ich werde 2011 an einige Dinge anders herangehenlaufen.

Und auch Hendrik bloggt: In der Vergangenheit waren seine Blogs oft nicht erreichbar, aber jetzt kann man ihm wieder beim Training zuschauen: Er schreibt Sportnotizen und trainiert hart. — Gut, das tun viele. Aber als ich vor nunmehr vier Jahren mit dem Laufen begann und ab 2008 immer ernsthafter trainierte, hatte er im Laufgebiet an der Elbe gerade eine Laufgruppe ins Leben gerufen. Ich weiß nicht, ob ich ohne diese Laufgruppe so lange dabeigeblieben wäre. Am Anfang kann man ja schnell die Lust verlieren. Deshalb von hier aus viel Erfolg, vor allem beim Treppenmarathon ;-)



Trauriges zum Neuen Jahr

1. Januar 2011

Als ich heute morgen meine Nachrichtenseiten aufrief, las ich diese traurige Meldung: Schluss mit Strizz. Mir wird etwas fehlen. »Strizz« war einer der seltenen wirklich guten Comics für Erwachsene. Volker Reiche hat eine eigene kleine Welt aus Erwachsenen, Kindern, Tieren und ein wenig Wirtschaft aufgebaut, die einfach einzigartig war. Schade. Irgendwann werde ich mir mal die Gesamtausgabe besorgen und an die aufregenden Jahre zwischen 2002 und 2010 zurückdenken …



Ein gesundes und erfolgreiches Jahr

1. Januar 2011

mmxi400