Jojoba

27. Februar 2011

Jojoba (Botanischer Garten Dresden, 27.02.2011).

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Zum Extremismus (3): Spontaner Zwischenruf

25. Februar 2011

Ein spontan geschriebener Artikel als Reaktion auf einen Kommentar. — Dass es auch in der Mitte der Gesellschaft extremes Gedankengut gibt, ist jetzt nicht wirklich ein Argument gegen die Beschäftigung mit dem Linksextremismus und dem Rechtsextremismus.

Die Gesellschaft ist nicht eindimensional in Links – Rechts – Mitte eingeteilt. Welche »Form« sie genau hat, hängt wohl von der Sicht des Betrachters ab. Aber die beiden Hauptformen des Extremismus treten in den beiden Randzonen auf, die allgemein als Links und Rechts bezeichnet werden.

Den linken Extremismus kann man umschreiben als eine Art Egalitarismus, der ins Extrem getrieben wird. Zweifellos sind bestimmte Arten der Gleichheit notwendig und stehen in unserem Grundgesetz. Zweifellos ist eine zu große Gleichheit nur durch den Verlust der Freiheit zu erreichen. Bisher endeten alle diesbezüglichen Versuche mit mehr oder weniger brutaler Unterdrückung, einige mit Massenmord.

Den rechten Extremismus kann man umschreiben als eine Art Anti-Egalitarismus, der ebenfalls ins Extrem getrieben wurde. Es werden Herrenrassen oder Herrenvölker konstruiert, die besser und stärker als alle anderen sein sollen. Zweifellos ist die Identität eines Volkes wichtig. Zweifellos endet aber der ins Extrem gesteigerte Herrenrassenwahn mindestens in der brutalen Unterdrückung, oft mit Massenmord.

Und dann gibt es noch andere Arten des Extremismus. Man mag sie als wichtig oder unwichtig klassifizieren — Fakt ist aber: keine forderte bisher so viele Opfer wie die beiden erstgenannten. Keine führt so zwangsweise in die Katastrophe wie Linksextremismus und Rechtsextremismus.

Und so steht man unschlüssig mit seinem Lichtenberg-Buch in der Hand und hört ihn, den Klugen und Gleichen und doch so Ungleichen sagen:

So vielerlei Arten von Gleichheit es gibt, worunter es fürchterliche gibt, eben so gibt es verschiedene Grade der Ungleichheit, und darunter welche die eben so fürchterlich sind. Von beiden Seiten ist Verderben.

Und einige Zeilen später:

Es ist aber nun zu befürchten, daß jene mittlere Gleichheit oder Ungleichheit (wie man will) von beiden Parteien gleich stark verabscheut wird. Sie muß also wohl mit Gewalt eingeführt werden; und da ist es denn dem Einführenden nicht zu verdenken, wenn er sich einen etwas starken Ausschlag gibt. Hierin liegt überhaupt ein allgemeiner Grund von der Seltenheit guter Mittelzustände.


Welchen »Mittelzustand« haben wir erreicht? Wieviel Kraft brauchen wir, um ihn zu halten? Welche Mittel dürfen eingesetzt werden, um ihn zu halten?



Liberale Lernfähigkeit?

24. Februar 2011

Jetzt werden wohl einige FDP- und CSU-Politiker ihre eigenen Artikel und Redebeiträge aufessen müssen: Die FDP fordert die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung für Hotel-Übernachtungen. Damit verbunden ist offensichtlich ein Nachdenken über die Abschaffung anderer ermäßigter Mehrwertsteuersätze — also faktisch eine Steuererhöhung:

»Mit Ausnahme von Grundnahrungsmitteln und Kultur sollten nun alle ermäßigten Sätze hinterfragt werden.«

wird FDP-Generalsekretär Christian Lindner zitiert. Als Ausgleich sollen offenbar leichte Korrekturen bei der Einkommenssteuer für mittlere Einkommen vorgenommen werden.

Das würde den Wahlversprechungen der FDP auf jeden Fall näher kommen als alle bisherigen Maßnahmen. Es ist auch liberaler, den Leuten etwas mehr Netto in der Tasche zu lassen, als eine einzelne Branche wie die Hotellerie zu bevorzugen. Ich glaube aber erst daran, wenn ich es schwarz auf weiß im Steuerbescheid stehen habe.



Eindringlicher Appell an die Vernunft

23. Februar 2011

In der »Sächsischen Zeitung« von heute ist ein sehr guter Artikel von Frank Richter zu lesen. Frank Richter ist eine zentrale Persönlichkeit der friedlichen Revolution 1989 in Dresden und heute Direktor der Landeszentrale für politische Bildung. Sein Artikel beginnt mit einer schonungslosen Bestandsaufnahme:

Eines dürfte klar sein nach diesem 19. Februar: Die Mehrheit der Bürger wurde in die Zange genommen. »Rechte« und »Linke«, Extremisten und Chaoten, Frustrierte und Aufgehetzte griffen die Gelegenheit beim Schopf. Sie ließen die Sau raus und gaben ihrem Affen Zucker. Sie legten Feuer. Sie schmissen Steine. Sie zerschlugen Fensterscheiben. Sie verletzten unter dem Deckmantel der Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit zweiundachtzig Polizisten.

Frank Richter plädiert eindringlich dafür, dass sich die Stadt und ihre Bürger zur Gewaltfreiheit bekennen. Kein einziger Konflikt könne durch eingeschlagene Fensterscheiben oder angezündete Mülltonnen gelöst werden. Sehr deutlich weist er darauf hin, dass sich auch Politiker in ihren Äußerungen eindeutig von Gewaltanwendung distanzieren müssen.

Frank Richter argumentiert: Je mehr Freiheit die Menschen haben, desto mehr Disziplin müssen sie bei der Anwendung der Freiheit an den Tag legen. Er schreibt, was mich auch seit Samstag beschäftigt: Rechtsextreme und Linksextreme sind in der Ausübung ihrer Gewalttaten überhaupt nicht voneinander zu unterscheiden.

Ich habe hohen Respekt vor Menschen, die in der friedlichen Demonstration ihr Gesicht zeigen.

Aber die Linksextremen und Rechtsextremen zeigen kein Gesicht. Sie verstecken sich unter Hasskappen und Sturmhauben. Sie verachten das Recht auf Menschenwürde. Sie werfen Steine, die tödlich treffen können. Sie sind sich in ihren Methoden zum Verwechseln ähnlich.


Ergänzung: Der Artikel ist jetzt online verfügbar (mit einem Tag Verzögerung, gestern wurde er gedruckt und war zuerst im Bezahl-Angebot der Sächsischen Zeitung).



Zeit in Primfaktoren

22. Februar 2011

Zahlenspiel, Technische Sammlungen Dresden, 21.02.2011.


Ein Volkstribun gibt seinen Doktortitel zurück

22. Februar 2011

Und nach dieser Beschäftigung,
meine Damen und Herren,
habe ich auch festgestellt,
wie richtig es war,
dass ich am Freitag gesagt habe,
dass ich den Doktortitel nicht führen werde.

[Quelle]

Kann man jemandem böse sein, der aus freien Stücken eine richtige Entscheidung getroffen hat? Da fehlt zwar das kleine Detail, dass ihm dieser Titel gar nicht mehr zustand, ja eigentlich noch nie zugestanden hat. Und dass die Uni jetzt wohl kaum noch prüfen wird, wie schlimm das Plagiat ist. Aber sonst hat er alles richtig gemacht.

Aus diesem Menschen wird noch viel werden. Vielleicht wird er noch hohe Ämter erringen, vielleicht wird ihn seine Partei weiterhin als Hoffnungsträger einsetzen. Aber etwas Großes wird er nicht mehr.


Weiter mit Herrn zu Guttenberg:

Ich sage das ganz bewusst,
weil ich am Wochenende auch
nachdem ich diese Arbeit mir
intensiv noch einmal angesehen habe,
feststellen musste,
dass ich gravierende Fehler gemacht habe.
Gravierende Fehler, die den wissenschaftlichen Kodex,
den man so ansetzt, nicht erfüllen.

Der wissenschaftliche Kodex, den man so ansetzt, war ihm bis zu dem Zeitpunkt noch etwas wert, als er nicht erwischt worden war — nein, das stimmt ja eigentlich nicht. Der Titel war ihm etwas wert. Der Kodex war ihm völlig egal. Heute wird der wissenschaftliche Kodex in einem Nebensatz abgehandelt. Fast schon verächtlich, als sei das eine Konvention von gestern.

Ich habe diese Fehler nicht bewusst gemacht,
ich habe auch nicht bewusst oder absichtlich
in irgendeiner Form getäuscht
und musste mich natürlich auch selbst fragen,
meine Damen und Herren:
Wie konnte das geschehen?
Wie konnte das passieren?

Das würden wir unseren Kindern nie durchgehen lassen. Dreijährige versuchen es so: »Meine Hand hat gehauen« (ich nicht). Und wir zeigen ihnen die Grenzen. Aber einem veritablen Minister lassen wir das durchgehen?

Und so ist es, dass man nach …
einen Blick dann zurückwirft
und feststellt
man hat sechs, sieben Jahre
an einer solchen Arbeit geschrieben
und hat in diesen sechs, sieben Jahren —
möglicherweise an der einen oder anderen Stelle,
an der einen oder anderen Stelle auch zuviel,
auch teilweise den Überblick über die Quellen verloren.

Der aufmerksame Leser sagt: damit kann man doch nicht hunderte Stellen erklären. Seit gestern abend ist die Beschäftigung so vieler Leute im Netz, so vieler Journalisten und Geisteswissenschaftler, mit der Doktorarbeit völlig sinnlos geworden, weil man in die Formel »an der einen oder anderen Stelle auch zuviel« jeden Betrugsversuch einschließen kann. Hoffentlich werden die Autoren der Originaltexte das Urheberrecht zur Hilfe nehmen!

Der akademische Grad kann nicht zurückgegeben, sondern allenfalls aberkannt werden. Das wird lange dauern, weil die Uni ja rechtsbewusst handeln muss. Wenn es soweit ist, dann ist alles vergessen.



Technische Sammlungen wiedereröffnet

20. Februar 2011

Tür der Technischen Sammlungen (bis zum 19.02.2011)


Aktionsradio

20. Februar 2011

Militante Aktionen brauchen einen militanten Sound. Militante Aktionen brauchen Rechtfertigung. Militante Aktionen setzen voraus, dass der Gegner verächtlich gemacht wird.

Herzlich Willkommen! Mit’m Pflasterstein
Holst du die Bullen, kann’s auch mal ein Mollie sein.
Weil — nehmt ihr uns die Häuser ab,
hauen wir euch die City platt!
Ich spür schon jetzt den Duft von Barrikaden

Weil aber auch ein coloRadio-Redakteur weiß, dass der »Duft der Barrikaden« eventuell falsch aufgefasst werden könnte, wurden die Barrikaden stümperhaft übersprungen. Es wurde dorthin gesprungen, wo die Militanten die Unterstützung »vom Pizzaladen« bekommen. Aber die Zielgruppe kennt ja ihre Musik. Hier ist das Original des Liedes. Mit solcher Musik soll eine Rechtfertigung für Gewalt geschaffen werden. Mit solcher Musik soll der Gegner Polizei verächtlich gemacht werden.

Ich appelliere an alle friedlichen Demonstranten aus Dresden: Es braucht Mut, sich gegen Nazis auf die Straße zu stellen. Es braucht noch mehr Mut, sich kritisch mit der eigenen Seite auseinanderzusetzen. Habt diesen Mut! Macht Coloradio klar, dass militanter Sound niemals die Unterstützung einer friedlichen Aktion sein kann.

Die Musik der Militanten ist nicht für friedliche Blockaden gedacht. Die Gewalt der Linksextremen war in diesem Jahr so schlimm wie noch nie. Distanziert Euch von der Gewalt auf der Straße und distanziert Euch von der Gewalt aus dem Lautsprecher!

Coloradio fordert Mittel aus Steuern und Abgaben. Coloradio bittet um Spenden und betont, dass Spenden steuerlich absetzbar sind. Ich fordere eine Offenlegung der kompletten Sendemitschnitte vom 13. und 19. Februar. Wenn sie so stolz auf das tolle Aktionsradio sind, dann dürfte das ja kein Problem sein. Dann können sich unabhängige Leute mit den Mitschnitten befassen. Vielleicht habe ich mich ja verhört, als die Polizei als »Sixpacks« diffamiert wurde. Doch ein Beispiel von gestern habe ich noch:

Aus dem Weg, Kapitalisten,
Die letzte Schlacht gewinnen wir
Schmeisst die Knarre weg, Polizisten,
Die rote Front
Und die schwarze Front sind hier.

Das war ja gestern nicht zu übersehen.


Nachdem ich über Stunden die Berichterstattung und die Kommentare verfolgt hatte, kam mir die PR-Mitteilung der Sprecherin im Vorfeld des 13. Februar wie ein Hohn vor:

Ausserdem wird coloRadio am 13. und am 19. Februar schneller als jede Nachrichtenagentur sein und bietet damit kritischen Journalisten eine gute Arbeitsgrundlage.

Aber gern. Wo sind die Mitschnitte? Ich bin kritisch und brauche eine gute Arbeitsgrundlage ;-)



Symbol der Vernunft in einer Stadt im Ausnahmezustand

19. Februar 2011
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Das Symbol der Vernunft auf den Bannern der Mahnwachen.


Arbeit in den Technischen Sammlungen

18. Februar 2011

Am Sonntag werden die Technischen Sammlungen der Stadt Dresden wiedereröffnet. Heute scheint man dort noch sehr fleißig zu sein, zumindest waren alle Etagen hell erleuchtet:

Technische Sammlungen (18.02.2011).

Technische Sammlungen (18.02.2011).


Zum Extremismus (2): Die Verharmlosung des Linksextremismus

17. Februar 2011

Die »Farm der Tiere« ist für die meisten Menschen eines der ersten politischen Bücher im Leben. In der DDR mussten wir das Buch heimlich lesen, heute ist es für jeden verfügbar. Wie alle Fabeln ist »Farm der Tiere« völlig zeitlos. Auch wer die Vorgänge in Russland zwischen 1917 und 1945 nicht kennt, ist beeindruckt von dem verständlichen und moralischen Text.

Nach der Revolution gaben sich die Tiere in Orwells Fabel sieben Gesetze. Diese Gesetze zeichneten sich durch einen radikalen Egalitarismus aus: niemand soll Privilegien genießen, die Tiere sollen als Gemeinschaft zusammenhalten, niemand soll sich so verhalten, wie die ehemaligen Ausbeuter:

1. Alles was auf zwei Beinen geht, ist ein Feind.
2. Alles was auf vier Beinen geht oder Flügel hat, ist ein Freund.
3. Kein Tier soll Kleider tragen.
4. Kein Tier soll in einem Bett schlafen.
5. Kein Tier soll Alkohol trinken.
6. Kein Tier soll ein anderes Tier töten.
7. Alle Tiere sind gleich.

Doch bald rissen einige Tiere die Macht an sich. Sie töteten und unterdrückten, sie beuteten die anderen Tiere aus und pflegten am Ende gute Beziehungen zu den ehemaligen Ausbeutern.

Zweifellos waren die Revolutionäre in vielen ehemals sozialistischen und kommunistischen Staaten am Anfang so radikal wie die Tiere in Orwells Fabel. Die Produktionsmittel wurden verstaatlicht, die Bauern wurden zwangskollektiviert, niemand sollte mehr besitzen als der andere. Doch jeder Versuch endete bisher mit der Machtergreifung einer kleinen Clique, mit Schauprozessen und Lagern, mit vielen Toten.

An die »Farm der Tiere« musste ich denken, als ich ein Statement von Gero Neugebauer las. Er gehört zu den Wissenschaftlern, die den Begriff Linksextremismus ablehnen. In einem Beitrag für die Veranstaltung »Gibt es Extremismus?« (Dresden, 2010), Quelle (1), Seite 17/18, schreibt er:

»Die unter Rechtsextremismus subsumierten Einstellungen und Verhaltensweisen sind in toto eine Bedrohung des demokratischen Gemeinwesens und der ihr zu Grunde liegenden Werte. Das kann m. E. auch in Bezug auf die Konsequenzen einer Ideologie gesagt werden, die dogmatisch auf Prinzipien des Stalinismus und der Diktatur des Proletariats beruht und irreführend als »links« tituliert wird.« [Hervorhebung von mir]

Er glaubt also, mit einem Federstrich die Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts umschreiben zu können: stalinistische, kommunistische und artverwandte Diktaturen begannen nach seiner Meinung niemals linksradikal und werden nur irreführend so bezeichnet.

Diese Verharmlosung erscheint mir gefährlich. Heute wird radikaler und militanter Egalitarismus ja durchaus wieder als Vorwand für Brandanschläge, Angriffe auf die Polizei und andere Gewalttaten verwendet. Gero Neugebauer beschreibt dann, was nach seiner Definition links ist:

Linke Einstellungen nenne ich solche, die nicht allein antikapitalistisch und wohlfahrtsstaatlich, sondern zugleich auch libertär, demokratisch und antiautoritär bestimmt sind. Betrachtet man die aus diesen Kontexten stammenden Vorstellungen über die Strukturen und Regeln der politischen Organisation einer Gesellschaft, dann sind diese gemäß ihren Herkünften und Zielen durchaus unterschiedlich sowohl hinsichtlich des Reflektionsniveaus ihrer Chancen auf Realisierung als auch der ihnen zu Grunde liegenden Einstellungen. Und eine Einstellung, wie sie im »Lied des Autonomen« beschrieben wird, mag vielleicht extrem erscheinen, sie ist es jedoch nicht politisch. [Liedtext: siehe Quellen (1) und (2)].

Meine Übersetzung dieser verschachtelten Trivialität: Wer als Linker zu extremen Mitteln greift, ist nicht politisch, sondern nur unterschiedlich ;-)  — Und wir hatten schon festgestellt: wer den Kommunismus oder Stalinismus propagiert, ist nicht links. Damit fehlt für linke Angriffe auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung plötzlich ein aussagekräftiger Begriff.

Wenn aber kein Begriff existiert — müssen wir uns dann mit dieser Gefahr überhaupt noch beschäftigen?

Ich fand eine Idee am 13. Februar im Ansatz gut: das war der »Täterspaziergang« zu den Standorten der Naziherrschaft in Dresden. Dieser Spaziergang ist auch eine anschauliche Warnung vor den heutigen Neonazis. Aber einen zweiten Täterspaziergang müsste es zu den Standorten der SED-Diktatur in Dresden geben — als anschauliche Warnung vor der Ideologie der gewaltsamen Gleichmacherei.


Eine aktuelle Ergänzung: In diesem Beitrag auf npd-blog.info argumentiert der grüne Politiker Sven-Christian Kindler gemeinsam mit der grünen Politikerin Astrid Rothe-Beinlich gegen die Verwendung des Begriffs Extremismus. Er ist »Haushaltsberichterstatter für das Bundesprogramm gegen Rechtsextremismus«.



(1): Material zur Veranstaltung »Gibt es Extremismus?« (Dresden, 2010) (dort gibt es eine PDF-Datei zum Download).
(2): Webseite mit dem Text »Lied des Autonomen«



Zum Extremismus (1): Die Abgrenzung

15. Februar 2011

Mit diesem Artikel beginnt eine kleine Serie, in der ich mir Gedanken über den Begriff Extremismus machen werde. Anlass ist eine Diskussion im Zusammenhang mit den Ereignissen am 13. Februar 2011. Dort wurde auf Wissenschaftler verwiesen, die den Begriff Extremismus in Frage stellen. Ich habe mir einige dieser Veröffentlichungen angesehen und will mich zuerst mit der Frage befassen: Darf man überhaupt noch Extremismus sagen?

Der Begriff »Rechtsextremismus« wird seit Anfang der 1970er Jahre verwendet. Etwa zur gleichen Zeit wurde auch der Begriff »Linksextremismus« eingeführt. Damit sollte die Bedrohung der Demokratie durch ihre Gegner von Rechts und Links in zwei verständliche Begriffe gefasst werden. Während Radikale noch auf dem Boden unseres Grundgesetzes bleiben, stellen Extremisten eine Gefahr für Demokratie und Rechtsstaat dar.

Als gewaltbereite Extremisten werden Personen bezeichnet, die politisch motivierte Gewalttaten begehen oder vorbereiten. Die Gefährdung war dabei nie von beiden Seiten gleich. Nach Angaben des BKA gibt es zur Zeit in Deutschland ein rechtsextremistisches Gewaltpotential von etwa 9.000 Personen und ein linksextremistisches Gewaltpotential von etwa 6.600 Personen.


Einwände gegen den Begriff Extremismus

(1) Bezeichnet man die Bedrohungen von Rechts und Links beide als Extremismus, dann würden sie damit als gleich gefährlich einstuft. Damit werde der Rechtsextremismus verharmlost. — Dagegen kann man einwenden, dass die Größenordnung der beiden Gruppen gleich ist. In einer differenzierten Diskussion muss ohnehin jedes einzelne Delikt analysiert werden. Einer solchen Analyse steht der Begriff »Extremismus« nicht im Wege.


(2) Der Extremismus könne nur durch eine Abgrenzung der »Bösen« von der »Mitte« definiert werden. Dieser Einwand wird gern dadurch illustriert, dass man folgende Vereinfachung unterstellt:

Mitte und Extreme, Klick vergrößert.

Mitte, Radikale und Extreme: eine eindimensionale Darstellung.

Diese Vereinfachung wird in Kauf genommen, um extremistisch motivierte Straftaten sanktionieren zu können. Der Rechtsstaat muss abwägen, wo Radikalität der Meinung in Extremismus umschlägt. Radikale Meinungen sind durch das Grundgesetz geschützt, extremistische Straftaten müssen verfolgt werden.

Deshalb grenzt der Rechtsstaat den Extremismus eigentlich nicht nach seiner Position in einem Streifendiagramm ab, sondern nach den Mitteln, die der mutmaßliche Täter einsetzt. Politisch motivierte Straftaten werden als extremistisch erfasst.


Mit dieser vereinfachten Beschreibung des Extremismus kann man natürlich nicht beschreiben, wodurch Menschen zur Gewalt motiviert sind. Es ist ja zum Beispiel unumstritten, dass man fremdenfeindliche Meinungen auch in der Mitte der Gesellschaft oder bei strukturkonservativen Linken finden kann. Mit dieser vereinfachten Beschreibung kann man auch nicht wissenschaftlich arbeiten.

Allerdings schlagen die Gegner des Begriffs Extremismus keine gleichwertigen Alternativen vor. Alternative Begriffe wie »gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit« oder »Autoritarismus« sind kein vollwertiger Ersatz. Und der »Totalitarismus« kann allenfalls das vorweggenommene Ergebnis extremistischer Bestrebungen sein — keine politische Gruppe gibt offen an, dass sie ein totalitaristisches Regime errichten will.


In der Praxis ist der Begriff Rechtsextremismus eingeführt und er wird auch vielfältig verwendet. Rechtsextremismus in all seinen Ausprägungen ist eine große Gefahr für einzelne Menschen, für Gruppen von Menschen und für unsere Demokratie.

Auf der anderen Seite wird der Begriff Extremismus in einigen Publikationen vehement in Frage gestellt. Dabei stellen sich zwei Fragen: Aus welcher politischen Richtung kommen diese Publikationen? Und vor allem: Wem nützt es? Meine Arbeitshypothese ist: Mit diesen Publikationen linker Wissenschaftler soll der Begriff Linksextremismus verdrängt oder verharmlost werden.


In der nächsten Folge möchte ich einige Argumente dieser Wissenschaftler untersuchen. Ich bin offen für Anfragen, Kritik und Kommentare, kann aber wirklich noch keinen Zeitplan der nächsten Artikel angeben ;-)



Dresden: Gedenkstein geschändet

14. Februar 2011

Auf dem Heidefriedhof in Dresden wurde ein Gedenkstein für die Opfer des Luftangriffes auf Dresden am 13.-14. Februar 1945 geschändet. Im Polizeibericht heißt es:

Unbekannte haben auf dem Dresdner Heidefriedhof einen Gedenkstein beschädigt. Die Täter hackten aus dem „Gedenkstein der Opfer des Luftangriffes auf Dresden am 13.-14. Februar 1945“ zwei Buchstaben. (Quelle).

Es ist eine feige und abscheuliche Tat. Niemand weiß, wer die Täter sind. Aber es liegt auf der Hand, zu welcher Ideologie die Tat passt. Wenn jedes Jahr trauernde Menschen in Dresden verhöhnt und beleidigt werden, wenn der 13. Februar jedes Jahr wieder Anlass für Hassparolen gegen Dresden und Deutschland ist, dann ist es nicht weit bis zu solchen Taten …



Steinzeitliches (5)

13. Februar 2011
Schöpfgefäß (Klick vergrößert).

Schöpfgefäß.


Meine Fotos der Serie Steinzeitliches stammen aus der Ausstellung »Funde, die es nicht geben dürfte. Brunnen der Jungsteinzeit in Sachsen« im Japanischen Palais Dresden. Weitere Informationen gibt es beim Landesmuseum für Vorgeschichte.



Steinzeitliches (4)

13. Februar 2011
Knochenspitze (Klick vergrößert).

Knochenspitze mit kunstvollen Verzierungen.


Meine Fotos der Serie Steinzeitliches stammen aus der Ausstellung »Funde, die es nicht geben dürfte. Brunnen der Jungsteinzeit in Sachsen« im Japanischen Palais Dresden. Weitere Informationen gibt es beim Landesmuseum für Vorgeschichte.



Steinzeitliches (3)

13. Februar 2011

Gefäß mit Intarsien (1).

Gefäß mit Intarsien (2).


Meine Fotos der Serie Steinzeitliches stammen aus der Ausstellung »Funde, die es nicht geben dürfte. Brunnen der Jungsteinzeit in Sachsen« im Japanischen Palais Dresden. Weitere Informationen gibt es beim Landesmuseum für Vorgeschichte.



Steinzeitliches (2)

13. Februar 2011
Knochenwerkzeug (Klick vergrößert).

Knochenwerkzeug mit Holzstiel.


Meine Fotos der Serie Steinzeitliches stammen aus der Ausstellung »Funde, die es nicht geben dürfte. Brunnen der Jungsteinzeit in Sachsen« im Japanischen Palais Dresden. Weitere Informationen gibt es beim Landesmuseum für Vorgeschichte.



Steinzeitliches (1)

13. Februar 2011
Steinzeitliche Schnur (Klick vergrößert).

Steinzeitliche Schnur (1).

Steinzeitliche Schnur (Klick vergrößert).

Steinzeitliche Schnur (2).


Meine Fotos der Serie Steinzeitliches stammen aus der Ausstellung »Funde, die es nicht geben dürfte. Brunnen der Jungsteinzeit in Sachsen« im Japanischen Palais Dresden. Weitere Informationen gibt es beim Landesmuseum für Vorgeschichte.



Gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit

13. Februar 2011
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Transparent am Großen Haus in Dresden (12.02.2011).

Diese Losung unterschreibe ich gern, weil ich voraussetze, dass jeder Mensch fast überall auf der Welt ein Fremder ist. — Die Anmerkung ist notwendig, weil Linksradikale und Linksextremisten ja an diesem Tag gern ihre Feindlichkeit gegen das eigene Land und gegen diese Stadt zelebrieren.


Ergänzung: Ich möchte darauf hinweisen, dass im Vorfeld des Gedenkens ein Gedenkstein auf dem Heidefriedhof geschändet wurde.



Zwei Kuppeln in Dresden

12. Februar 2011

Als Antwort auf einen Artikel über Kuppeln in Zettels Raum möchte ich hier zwei Bilder aus Dresden zeigen. Das erste Foto zeigt George Bährs Frauenkirche aus einem anderen Blickwinkel als dort und das zweite Bild zeigt die Kuppel der Akademie der Bildenden Künste.

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Kuppel der Frauenkirche (12.02.2011).

Kuppel der Akademie der Bildenden Künste (12.02.2011).


Preis für Zivilcourage

12. Februar 2011

Wenn man liest, dass der ehemaligen Bischöfin Margot Käßmann ein Preis für Zivilcourage verliehen werden soll, dann denkt man instinktiv an ihre Rede in der Dresdner Frauenkirche, in der sie sagte »Nichts ist gut in Afghanistan«. Diese Rede konnte man als mutige Wortmeldung werten, auch wenn man mit ihren Schlussfolgerungen nicht übereinstimmen musste.

Aber dafür bekommt man nach Angaben der Zeitschrift DER SPIEGEL noch lange nicht den Preis der Kulturstiftung Pro Europa. Der SPIEGEL meldet nämlich:

Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, erhält für ihren Rücktritt nach einer betrunkenen Autofahrt den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage.

Ich weiß nicht, ob man das ernstnehmen kann. Ich glaube an diese Meldung erst, wenn sich die Kulturstiftung Pro Europa selbst dazu äußert. Auf deren Website steht bisher keine Begründung. Denn wenn das wirklich so stimmen sollte, wäre es eine drastische Entwertung des Begriffs Zivilcourage.

Aber darüber schreibe ich erst dann einen richtigen Rant, wenn ich die Begründung schriftlich sehe. Und wenn es nicht stimmt, schreibe ich einen gepfefferten Artikel über den SPIEGEL ;-)



Verzerrtes Abbild

11. Februar 2011

Wenn in der »Sächsischen Zeitung« wieder mal ein despektierlicher Artikel über Plattenbauten oder Plattenbaubewohner erscheint, dann kann man felsenfest darauf wetten, dass in den darauffolgenden Tagen erboste Leserbriefe abgedruckt werden. Meist schreibt dann jemand, der mindestens einen Hochschulabschluss hat und trotzdem im Plattenbau geblieben ist. Und der Hinweis auf die gute Hausgemeinschaft darf auch nicht fehlen.

Recht haben sie! Plattenbauten gibt es in Dresden in einer großen Vielfalt: von abbruchreif bis top-saniert. Und warum sollte man in den guten Plattenbauten nicht genauso gut wohnen wie in einem Neubau? Oder besser? Es geht die Sage, dass so mancher »Alt«bau aus der Zeit 1990 bis 1992 schon arge Schwächen zeigt. Die Bewohner dieses Plattenbaus haben jedenfalls Ausblick auf die Gläserne Manufaktur und laufen allenfalls zehn Minuten bis ins Stadtzentrum:

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Spiegelung: Sanierter Plattenbau und Zirkuszelt (06.02.2011).


Hellerauer Blicke

11. Februar 2011

Fünf Blicke in Hellerau (10.02.2011).


Wilde Kämpfe in stürmischen Wogen

11. Februar 2011
Stürmische Wogen, Klick vergrößert.

Stürmische Wogen (10.02.20111).

Am Albertplatz stehen die beiden Brunnen »Stille Wasser« und »Stürmische Wogen«. Gestern hatte ich am dort einige Minuten Wartezeit, weil mir die »8« nach Hellerau weggefahren ist. Die beiden Brunnen am Albertplatz lagen gerade so schön in der Sonne und ich hatte meine Kamera dabei. Als Blogger muss man ja jede freie Minute nutzen …

Dramatische Konflikte …

In der Wikipedia gibt es ein schönes Luftbild des Albertplatzes, auf dem man beide Brunnen von oben sehen kann. Für die »Stillen Wasser« hatte ich dann leider keine Zeit mehr …


Herzschlag für die Kunst

10. Februar 2011

Heute abend habe ich noch kurz in der Kreuzschule vorbeigeschaut. Der Abend des Tages der Offenen Tür stand unter dem Motto »Herzschlag« und hier sind zwei Bilder:

Am Haupteingang (10.02.2011).

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Projektion vor dem Theaterkeller (10.02.2011).

Im Theaterkeller haben Schüler einer 9. Klasse einige kurze Szenen aus dem »Nathan« gespielt. Sie haben die Dialoge meist auf mehrere Schüler aufgeteilt. So haben mehrere Schüler die Ringparabel vorgetragen und auch in anderen Szenen wechselten die Darsteller. Schön war die Schach-Szene am Anfang, in der Sittah zu Saladin sagt:

Frag noch! — Weil du mit Fleiß, mit aller
Gewalt verlieren willst. — Doch dabei find
Ich meine Rechnung nicht. Denn außer, daß
Ein solches Spiel das unterhaltendste
Nicht ist: gewann ich immer nicht am meisten
Mit dir‘ wenn ich verlor?

Die Schüler waren ungefähr in dem Maße aufgeregt, wie Saladin beim Schachspiel geistesabwesend ist ;-)

Ich hatte eigentlich gedacht, dass man viele Bezüge auf die heutige Zeit einbauen könnte. Als wir das Stück Anfang der 1980er Jahre in der Schule gelesen haben, war unsere Hauptsorge nicht der Konflikt zwischen den drei Weltreligionen, sondern das Wettrüsten zwischen Ost und West. An 9/11 oder an die Bedrohung der Kunstfreiheit durch religiöse Fanatiker war nicht zu denken.

Die Deutschlehrerin und ihre Schüler haben die Texte der Szenen aber gar nicht verändert und so wirkten sie sehr eindringlich. Doch das Publikum dieses Abends musste man wohl nicht überzeugen und die Menschen, die man überzeugen müsste, kommen nicht zum »Nathan« …