Auf dem Heidefriedhof in Dresden wurde ein Gedenkstein für die Opfer des Luftangriffes auf Dresden am 13.-14. Februar 1945 geschändet. Im Polizeibericht heißt es:
Unbekannte haben auf dem Dresdner Heidefriedhof einen Gedenkstein beschädigt. Die Täter hackten aus dem „Gedenkstein der Opfer des Luftangriffes auf Dresden am 13.-14. Februar 1945“ zwei Buchstaben. (Quelle).
Es ist eine feige und abscheuliche Tat. Niemand weiß, wer die Täter sind. Aber es liegt auf der Hand, zu welcher Ideologie die Tat passt. Wenn jedes Jahr trauernde Menschen in Dresden verhöhnt und beleidigt werden, wenn der 13. Februar jedes Jahr wieder Anlass für Hassparolen gegen Dresden und Deutschland ist, dann ist es nicht weit bis zu solchen Taten …
Sie rühmen sich sogar dafür:
Pressemitteilung der Initiative »Keine Versöhnung mit Deutschland« vom 13.02.2011
Mit zwei spontanen Aktionen gelang es heute zwei Gedenkveranstaltungen anlässlich der Bombardierung Dresdens zu stören. Zuerst versuchten ca. 200 Leute eine spontane Kundgebung auf dem Heidefriedhof durchzuführen, um ihre Kritik am Gedenken der DresdnerInnen zu zeigen. Später gelang es drei Lücken in die Menschenkette zu reißen, als ca. 300 GedenkkritikerInnen mit Sprechchören wie »Nie wieder Deutschland« und »Deutsche Täter sind keine Opfer« in einer spontanen Demonstration Richtung Frauenkirche zogen. usw…
http://venceremos.sytes.net/kvmd/aktuell/co/gedenken-gestoert.html
Was ich noch erschreckender fand: gestern musste ich in dem sogenannten »Dresdner Aktionsradio« mit anhören, wie sogar das Gedenken an die Friedensbewegung in der DDR-Zeit diskreditiert wurde. (Christen/Pazifisten standen damals mit Kerzen an der Frauenkirchen-Ruine und traten für Frieden und Abrüstung ein).
Ich will diese absonderlichen Ideologen aus diesem »Aktionsradio« nicht aufwerten, es sind auch nur Einzelne. Aber in Tonfall, Musikauswahl und Kommentaren haben sie sich gestern in den späteren Nachmittags- und Abendstunden ein weiteres Mal weit ins Abseits gestellt. Abstoßend.
Um die Ausgewogenheit zu wahren, will ich nicht verschweigen, dass am frühen Nachmittag in einem Punkt sachlich berichtet wurde: Dresdner haben gestern auf die Orte hingewiesen, an denen die Nazi-Täter in der Zeit von 1933 bis 1945 ihre Verbrechen geplant und ausgeführt haben. An diese Zusammenhänge haben auch die Initiatoren der Menschenkette ganz deutlich erinnert. Vor der Bombardierung Dresdens standen die Zerstörungen Coventrys, Leningrads und anderer alliierter Städte.
Coloradio war gestern echt schlimm: Absolut einseitig, Polizisten waren grundsätzlich „die Bullen“, es gab mehrfache Aussagen wie „wir wünschen Deutschland eine ordentliche Migräne“ (oder so ähnlich), Aufforderungen, Blockaden trotz Polizei-Aufforderung nicht zu räumen (ich dachte mir – naja, die Moderatoren sitzen ja auch nicht vor Ort und kriegen den eventuellen Wasserwerfer bei der Kälte dann auch nicht ab …)
Wenn man die Sendung aufgezeichnet hätte, wäre sie ein Lehrbeispiel für unsachliche Berichterstattung.
Leider war der Empfang des Streams an einigen Stellen unterbrochen, aber ich habe doch einiges aufgezeichnet.
Aber wenn Coloradio zu seinen Worten steht und stolz darauf ist, dann sollten sie den Mitschnitt ihres »Aktionsradios« doch selbst veröffentlichen. Mal sehen, ob sie so viel Mumm haben …
Das ist ja nur noch peinlich.
Bei den Angriffen auf Dresden wurden die Kinder von Nazis, Widerständlern und Juden völlig unterschiedslos getötet – geht das nicht in diese „venceremos“-Köppe hinein?
Ach nein, nicht unterschiedslos.
Leute, die im Versteck überlebten, hatten keine Chance, in den Luftschutzkeller zu kommen. Sie waren auch bei den Bombardierungen die ersten, die starben.
Natürlich waren an dem Krieg – und damit in letzter Konsequenz auch an den Bomben auf Deutschland – diejenigen Schuld, die ihn angefangen hatten. Aber das ändert nicht, daß in Dresden gezielt Wohnviertel bombardiert wurden.
Von dem, was diese Venceremos-Leute schreiben, bis zur unverhohlenen Freude über gewaltsamen Tod vieler Menschen, Schuldiger und Unschuldiger, ist es nicht weit.
Diese unverhohlene Freude haben sie gestern und in den Vorjahren wieder gezeigt.
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In diesem Jahr haben die Dresdner Stadtpolitiker (hier vor allem der Stellvertreter der Oberbürgermeisterin) wirklich sehr deutliche Worte für die Kriegsschuld der Deutschen gefunden. Aber über die Phase der gegenseitigen Aufrechnung sind wir lange hinweg. Seit dem Wiederaufbau der Frauenkirche und seit den intensiven Städtepartnerschaften (z.B. mit Coventry) gibt es eine sehr große Einigkeit darüber, dass sich so etwas nie wiederholen darf.
Aus der Geschichte weiß man: nach allen vorhergehenden Kriegen gab es neuen Chauvinismus und neue Ideologien über »Erbfeinde«. Heute sind wir den ehemaligen »Erbfeinden« in Städtepartnerschaften eng verbunden. Doch es gibt zwei Arten von Extremisten, die das nicht wahrhaben wollen …
„Bei den Angriffen auf Dresden wurden die Kinder von Nazis, Widerständlern und Juden völlig unterschiedslos getötet“ Das wurden sie an allen Tagen vor den Bombardierungen eben auch!!!
„bis zur unverhohlenen Freude über gewaltsamen Tod vieler Menschen, Schuldiger und Unschuldiger“ Das steht da nicht und kann damit auch nicht reininterpretiert werden. Auf dem Heidefriedhof waren von den knapp 200 Gästen etwa 80 Nazis, sehr wenige Überlebende (und von denen dürfte es noch einige geben). Politische Veranstaltungen haben auf einem Friedhof nichts zu suchen und genau da sollte die Kritik ansetzen. Es hilft niemandem, wenn die Opfer/Täter im nachhinein von der Landes -und Stadtpolitik für ihre Zwecke instrumentalisiert werden. Es waren eben nicht nur Opfer, sondern auch Täter.
Und sowas, „Die Architektur des Heidefriedhofs ist anschaulicher Beweis für dieses verquere Geschichtsbild. Im Rondell des Ehrenhains wird Dresden gleichberechtigt unter Orten wie Auschwitz, Bergen-Belsen, Leningrad oder Oradur – um nur einige wenige zu benennen – eingereiht.“ sorry, das kann ich nur Versuch der Relativierung und Nivellierung der eigenen Schuld verstehen.
Und um gleich vorweg das Feuer zu nehmen, ich war dieses Mal nicht vor Ort, habe aber mit Leuten gesprochen, die es gewesen sind. Die meisten meiner älteren Dresdner Verwandten und Bekannten die selbst in ihrer Familiengeschichte damit konfrontiert gewesen sind, haben die Erlebnisse ohne politisches Brimborium verarbeitet. Ich würde mir wünschen, dass das auch die Politik endlich mal begreift. Denn genau da sind die Anknüpfungspunkte für ein falsches Verständnis für Geschichte und den großen Erfolg der Nazis in Dresden.
Trotzdem bleibt es die Schändung eines Gedenksteins. Und darauf weise ich hier aus ganz menschlichen Gründen hin. Um die Hintergründe zu zeigen, weise ich auch auf die Ideologen und die Ideologie hinter dieser Schändung hin.
[…] Stadt zelebrieren. Ergänzung: Ich möchte darauf hinweisen, dass im Vorfeld des Gedenkens ein Gedenkstein auf dem Heidefriedhof geschändet […]
Gerade habe ich etwas Interessantes entdeckt. Autor der Verse auf dem Gedenkstein für die Bombenopfer ist Max Zimmering, Mitglied der Jüdischen Arbeiter- und Angestelltenjugend und der Roten Hilfe.
Über seine Verse schreiben die Venceremos-Leute:
Das ist Mythos im besten Sinne: frei von Fakten, dafür mit umso mehr Dramatisierung.
Über die Plastik der polnischen Bildhauerin Malgorzata Chodakowska schreiben diese Leute:
Die 2010 eingeweihte und »Tränenmeer« betitelte Plastik macht das überdeutlich: ein weinendes Mädchen, gemeint ist die personifizierte Unschuld, repräsentiert hier die Bombentoten und deren Leid. »Verzerrt« ist angesichts eines solchen Geschichtsbildes ein viel zu milder Ausdruck.
Vielleicht hätten die siegenwollenden Jungs erst mal recherchieren sollen, ehe sie jüdische und polnische Künstler diffamieren.
Hier noch mal der zweite Link:
http://www.skulptur-chodakowska.de/
Was hat denn das damit zu tun?!? Historie machen Historiker und keine Künstler oder Künstlerinnen.
Es geht nicht um Historie, es geht um den Gedenkstein …
Antifa, stellst Du hier die Frage, ob man als Nazigegner nicht vielleicht doch ein paar Juden und Polen diffamieren darf?
Zu dem Gedenkstein: Da wurde von angeblichen Nazigegnern der Text eines jüdischen Schriftstellers verstümmelt.
Die Trauerfigur einer polnischen Künstlerin wurde in einer Weise diffamiert, die der Künstlerin eine Nähe zum Nationalsozialismus unterstellt.
Mit welchem Argument kannst Du rechtfertigen, die Opfer des Nationalsozialismus in die geistige Nähe der Täter zu rücken?
Die Kritik richtet sich doch nicht an die Künstlerin und den Künstler, sondern die gedenkpolitischen Hintergründe. Es ist natürlich traurig, dass sich dessen nicht einmal die beiden Opfer bewußt sind und sich für politische Zwecke instrumentalisieren lassen. Ich könnte Dir jetzt hunderte Beispiele von Überlebenden aufzählen, die da eine ganz andere Herangehensweise haben.
Ach, und wenn ein Künstler anderer Meinung ist als Du, ist die Verstümmelung seines Werkes schon in Ordnung?
Wo habe ich denn das behauptet?
Ich habe Deine Sympathie für die Täter (und damit meine ich jetzt die Leute, die ein Kunstwerk zerstört haben und stolz darauf sind) und Deine Worte über die Künstler, die sich „instrumentalisieren“ lassen, so verstanden.
Mag sein, daß Du so ganz direkt nicht für die Schändung von Kunstwerken bist. Aber jedenfalls klingt aus Deinen Worten bisher eher ein unterschwelliges „selber Schuld“ gegenüber den Künstlern.
Ich habe keine Sympathie mit damit, wohl jedoch mit dem Teil der venceremos-Erklärung in der es heißt: „Die Kranzniederlegung findet vor einer Mauer stattfindet, auf der zu lesen ist: »Wieviele starben? Wer kennt die Zahl? An deinen Wunden sieht man die Qual der Namenlosen die hier verbrannt im Höllenfeuer aus Menschenhand«. Das ist Mythos im besten Sinne: frei von Fakten, dafür mit umso mehr Dramatisierung.
Gerne wird diese Kritik als Plädoyer für ein neues Denkmal missverstanden. Fakt ist aber, Denkmale sind auch nur Ausdruck der Gedenkkultur. Und die basiert in Dresden auf einem historisch falschen und verfälschenden Opfermythos. Der zeigt sich unverhohlen in neuen Denkmalen. Die 2010 eingeweihte und »Tränenmeer« betitelte Plastik macht das überdeutlich: ein weinendes Mädchen, gemeint ist die personifizierte Unschuld, repräsentiert hier die Bombentoten und deren Leid.“
Woher weiß denn der Autor, was die Künstler gemeint haben?
Für mich sind die Verse einfach Ausdruck der Trauer über die Toten. Auch daß Kinder in aller Regel weinen, wenn ihre Eltern tot sind, bedarf für mich keiner weiteren Interpretation.
@Antifa: Die verbrannten und erstickten Kinder waren auf jeden Fall unschuldig. Die Trauer um Tote gehört zu den ersten Gefühlen, die den Menschen von seinen Vorfahren unterschieden haben. Deshalb hat sich niemand an den Mahnmalen zu vergreifen.
In vielen Staaten, die Deutschland im II. Weltkrieg überfallen hat oder mit denen Deutschland in anderen Kriegen im Konflikt lag, gibt es sogar Soldatenfriedhöfe, die heute noch als solche erhalten werden. Da werden die Gräber von Soldaten erhalten, einfach aus menschlichem Anstand und ohne Aufrechnung des Kriegsleides.
Und hier, in Deutschland, wird ein Gedenkstein geschändet? Das kann ich nicht akzeptieren und die Ideologie dahinter ist einfach widerwärtig.
Im Grunde haben wir hier fast den Beginn einer modernen Antigone: Claudia tritt dafür ein, dass die Würde der Toten gewahrt bleibt.
Im Gegensatz dazu stehen die Täter, die sich anmaßen, die Würde der Toten zu missachten und das Mahnmal zu schänden.
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Es soll ja im Rahmen der Meinungsfreiheit jede Diskussion über Kriegsschuld und Sühne geführt werden dürfen. Aber nicht mit solchen Methoden. An diesem Tag ist mir klarer denn je geworden, dass sich Dresden gegen beide Arten des Extremismus zur Wehr setzen muss.
Ganz herzlichen Dank für die Hintergrundinformationen, vor allem zu Max Zimmering.
Zur Ergänzung hier noch ein kleines Schmankerl, das mir ein herzhaftes Lachen entlockt hat:
Laßt mich raten: „Faschistische Organisationen“ sind alle anderen, außer der MLPD natürlich.
Dazu passt folgendes Statement zum Rechts- und Linksextremismus:
Die unter Rechtsextremismus subsumierten Einstellungen und Verhaltensweisen sind in toto eine Bedrohung des demokratischen Gemeinwesens und der ihr zu Grunde liegenden Werte. Das kann m. E. auch in Bezug auf die Konsequenzen einer Ideologie gesagt werden, die dogmatisch auf Prinzipien des Stalinismus und der Diktatur des Proletariats beruht und irreführend als «links» tituliert wird.
Die typische Argumentation der Verharmloser wird dann so fortgeführt: Stalinismus und Kommunismus sind ja gar nicht das LINKS, so wie ich es sehe. LINKS ist ganz anders:
Linke Einstellungen nenne ich solche, die nicht allein antikapitalistisch und wohlfahrtsstaatlich, sondern zugleich auch libertär, demokratisch und antiautoritär bestimmt sind. Betrachtet man die aus diesen Kontexten stammenden Vorstellungen über die Strukturen und Regeln der politischen Organisation einer Gesellschaft, dann sind diese gemäß ihren Herkünften und Zielen durchaus unterschiedlich sowohl hinsichtlich des Reflektionsniveaus ihrer Chancen auf Realisierung als auch der ihnen zu Grunde liegenden Einstellungen.
Oh, wie nett und wie harmlos das klingt! Die linksextrem motivierten Gewalttaten sind dann wohl in dem Wörtchen »unterschiedlich« verborgen …
Quelle: Gero Neugebauer in »Gibt es Extremismus? Extremismusansatz und Extremismusbegriff in der Auseinandersetzung mit Neonazismus und (anti)demokratischen Einstellungen.«
Herausgeber: Kulturbüro Sachsen e.V.
Weiterdenken – Heinrich Böll Stiftung Sachsen
Forum für Kritische Rechtsextremismusforschung, Leipzig
Studierendenrat der TU Dresden, Referat für Politische Bildung
Vielleicht sollte man aber erst einmal eine brauchbare „Faschismus“-Definition liefern. Irgendwie wird mir mit dem Begriff zu sehr um sich geworfen. (Mir geht es nicht darum, hiermit die MLPD mit ihrem naiven Stalin-Bild besser zu reden). Je nach Bedarf wird vön Ökofaschismus, von Linksfaschismus und was-weiß-ich-noch-Faschismus geredet. Wenn ich mir anschaue, woher das Wort eigentlich stammt und was für vergleichsweise harmlose Gestalten die ursprünglichen italienischen Faschisten waren, dann stelle ich schon fest, dass hier ein sehr schwammiger Begriff entstanden ist. Und je schwammiger und dehnbarer er wird, desto unbrauchbarer wird er irgendwie.
Diese Begriffe in Zusammensetzung mit »-faschismus« werden zwar herumgeworfen, aber doch nicht in der ernsthaften politischen Auseinandersetzung verwendet. Ich arbeite gerade an einem Artikel zu diesem Thema ;-)
Wieso werden sie nicht in der ernsthaften politischen Diskussion verwendet? Ab wann ist eine Diskussion ernsthaft?
Und dieses Foto mit dem MLPD-Plakat zeigt doch auch sehr gut, dass sich in „Faschismus“ jeder nach Belieben etwas anderes hineininterpretiert. Was die MLPD damit meint, ist sogar völlig nachvollziehbar. Was Lenbach andererseits meint, ebenfalls.
Mich kotzt das ganze Thema nur noch an, weshalb ich auch nichts geschrieben habe. Jeder bestätigt nur noch seine Vorurteile und trägt seine Stellvertreterkriege aus, wahlweise und nach politischer Auffassung gegen „die Linken“, „die Rechten“, „den Staat“, „Deutschland“, „die Antifa“ whatever. Am besten auf alles ’ne Atombombe, dann ist endlich Ruhe. Save the earth, kill yourself!
„Viele Gründe können Menschen dazu bringen, die Menschheit im Allgemeinen zu verachten: unerfreuliche Erfahrungen mit anderen Menschen, eine negative Beurteilung des menschlichen Wirkens auf der Erde, eine (etwa religionsgespeiste) negative Ansicht über die Moral des Menschen, seine ästhetische Ablehnung, der Wunsch nach einem nicht-menschlichen Nachfolger der Menschen und vieles anderes mehr. Oft misst der Misanthrop den Menschen an der Elle eines Ideals, bemerkt dabei die Abweichung, und das lässt ihn dann zu der Überzeugung gelangen, dass alle Menschen von Grund auf schlecht seien.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Misanthropie
Ups, das bin ja ich :-)
Ich finde, dass man als Dresdner Blogger in der Pflicht steht, seinen jährlichen Textbeitrag zu diesem Thema abzuliefern ;-) (Blog-Nutzungsbedingungen nicht gelesen?)
Und: Ja, das geht mir auch oft so – andere Menschen können einem manchmal wirklich ganz schön auf die Nerven gehen, zumal sie alle keine Ahnung haben und alles falsch sehen. Das Leben könnte ohne die Anderen so schön sein … Aber wer soll dann all die eigenen Texte lesen? ;-)
Mein Problem ist eher ein anders: Ich stehe wie immer zwischen allen Fronten. Ein beschmierter Stein ist mir reichlich egal. Wenn ich das hier sage, bin ich wieder der Böse. Sinnlose Gedenkerei. Es ist Krieg in Afghanistan und keinen interssierts…
Andererseits habe ich auch coloRadio gehört und irgendwann abgeschalten, weil mir dieser deutsche Selbsthass auf den Zeiger ging. Ich bin Deutschr, na und?
Um es kurz zu machen: Ich finde mich nirgends wieder. Weder beim bürgerlichen-Weiße-Rose-Träger-so-wie-ich’s-mache-ist-es-richtig-und-alle-andern-sind-Extremisten, nicht bei den linksbewegten Gutmenschen, noch bei den Antifanten. Ich finde einfach alle doof… Ein Kochrezept habe ich auch nicht. Das Beste wäre aber wirklich einfach der zivile Ungehorsam, Blockieren und harte Auflagen für die Nazis von Seiten Polizei und Stadt. In Leipzig hat das funktioniert. Nur in dieser selbstverliebten „Kunst- und Kulturstadt“ geht es halt nicht.
So, jetzt habe ich mich erst Mal ausgekotzt…
Ups, das war jetzt ein Fehler. Erst ausloggen, dann schreiben…
Zwischen allen Fronten zu stehen ist sicher keine angenehme Erfahrung. Wenn ich am Samstag von der Arbeit komme, werde ich mich vermutlich in eine Gruppe mit einreihen, die sich symbolisch gegen den Naziaufmarsch stellt. Das ist demokratisch legitimiert und rechtsstaatlich abgesichert. Dann wird mein Schädel mit gezählt und es ist am Ende einer mehr, der sich gegen Nazis bekannte. Dass ich in Wahrheit gegen jeden Extremismus bin, kann ich mit meiner zählbaren Anwesenheit nicht deutlich machen, allenfalls durch die Wahl des Ortes.
Ich werde aber auch mitfühlen mit den Leuten aus dem Stadtteil, der diesmal für die Neonazi-Route ausgewählt wird. Das Schlimme ist ja, dass der demokratische Rechtsstaat nur die Straßen und Plätze unserer Stadt zur Verfügung hat, die wir letztlich alle als Heimat schätzen. Es war am Sonntag »ungerecht« gegenüber allen Bürgern in dem Gebiet zwischen TU und Hauptbahnhof.