Alternative Themen für einen Kirchentag (1): Rüstungsexport

Heute beginn in Dresden der Evangelische Kirchentag. Ich wünsche allen Gästen ein frohes und friedliches Treffen in unserer Stadt. Ich will die Veranstaltungen aber trotzdem kritisch und aufmerksam begleiten.

Die Dresdner Zeitungen werden zwar vom Thema Kirchentag dominiert, aber einige Seiten werden doch noch mit anderen Themen gefüllt. So war zu erfahren, dass Angela Merkel gerade nach Indien reist, um die Regierung von einem großen Rüstungsauftrag für Deutschland zu überzeugen.

Früher war die Abrüstung ein zentrales Thema der Kirchentage. Heute scheint der Atomausstieg das wichtigste Thema zu sein. Deutschland soll besser, schneller und bewusster aussteigen als alle anderen Länder in Europa, möglichst noch heute. Alle klopfen sich dafür auf die Schulter. Aber mir kommt unwillkürlich das Gebet des typischen Pharisäers in den Sinn: »Ich danke Dir, Gott, dass ich nicht bin wie jene Sünder …«.

Ich frage mich gerade: Wodurch wird die Schöpfung eigentlich mehr bedroht — durch Waffensysteme oder durch die friedliche Nutzung der Atomenergie in Deutschland?

Die Themen eines Kirchentags kommen basisdemokratisch zustande. Für die Delegierten scheint es heute am wichtigsten zu sein, dass Deutschland in weniger als zehn Jahren im Alleingang aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie aussteigt. Die technischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge werden weitgehend verdrängt.

Frage: Wäre es nicht aus christlicher Sicht ein viel nützlicheres Projekt, stattdessen innerhalb von zehn Jahren aus dem Rüstungsexport auszusteigen?


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4 Responses to Alternative Themen für einen Kirchentag (1): Rüstungsexport

  1. Den Rüstungsexport vergessen, weil es zivile Nutzung der Atomkraft gibt, wäre in der Tat böse. Aber das hat ja keiner vor.
    Vielmehr geht es darum, ein zur Zeit bewegendes Thema aus christlicher Sicht zu beleuchten. Das kann Rüstung oder Krieg sein, muß aber nicht. Es gibt wahrlich genug Themen, die wert sind, sich mit ihnen zu befassen, und man mußte sich hier auf eines oder wenige beschränken.
    Wie das Thema behandelt wird, d.h. ob im wesentlichen geschwafelt wird oder ob es gute Informationen und Diskussionen über wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge mit Kernkraft gibt, das muß der Kirchentag zeigen.

    • stefanolix sagt:

      Das Ergebnis wird schon vorweggenommen. Die F.A.Z. zitiert:

      Göring-Eckardt verwies darauf, dass der Kirchentag inmitten großer Umbrüche in Deutschland und der Welt stattfinde, die viele Menschen verunsicherten und nach Orientierung suchen ließen. „In dieser Lage ist evangelische Zeitansage besonders gefragt.“ Dies gelte beispielsweise bei der Abkehr von der Atomkraft und der Energiewende in der Bundesrepublik. „Dieser Kirchentag kann ein kräftiges Zeichen für eine neue, andere Energiezukunft setzen“, sagte die Grünen-Politikerin.

      Eine ergebnisoffene Diskussion scheint nicht mehr vorgesehen zu sein, etwa zu den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der »Energiewende«.

  2. Flash sagt:

    Weder noch. Es gibt keinen „christlichen Staat“ und genausowenig eine „christliche Wirtschaft“. Dem Christentum dürfte es WEDER um das Pro und Kontra der Atomkraft noch der Rüstung gehen.

    Jesus sagte selbst: „mein Reich ist NICHT von dieser Welt“, und Luther hat das in seiner „Zwei-Reiche-Lehre“ konkretisiert.

    Im Neuen Testament ist Soldat-Sein ein Beruf wie jeder andere, das Stattfinden von Kriegen wird nirgends infrage gestellt oder verboten. Es geht Jesus und seinen Jüngern um vollkommen andere Dinge.

    Von diesen Dingen ist konsequenterweise auf Kirchentagen so gut wie nichts zu hören, woraus man schlußfolgern kann, wes Geistes eigentlich diese Kirche ist, die da als Veranstalter auftritt.

    Kirchentage sind reine Politshows, Parteitage der „Kirchenpartei“. Der christliche Glaube kommt dort nur ganz am Rande vor.

    Aber das dürfte den meisten Menschen schwer klarzumachen sein.

    • stefanolix sagt:

      Kirchentage sind teilweise Politshows. Aber es gibt definitiv auch Bekenntnisse des Glaubens gegen die herrschende Meinung über Politik. Es wird dazu hier noch etwas zu lesen geben.

      Zu meinem Beitrag: Ich verstehe die Kritik, aber ich denke trotzdem, dass es im Zweifel eher um die Rüstung als um die friedliche Nutzung der Atomkraft gehen soll.

      Es gibt für Christen sehr deutliche Hinweise, dass der Mensch nicht töten soll (über bestimmte Ausnahmen kann und muss man diskutieren). Es gibt aber in der Bibel keinen einzigen Hinweis auf die Energiepolitik.

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