Kontroversen um den Schlosspark Pillnitz

Ich habe gestern am letzten »eintrittsfreien« Tag den wunderschönen Schlosspark Pillnitz besucht und mir auf einem Spaziergang Gedanken über den ab heute kostenpflichtigen Zutritt gemacht.

Ich bin kein Wutbürger. Ich bin kein Parteigänger der einen oder anderen Seite. Ich kann keine allumfassende Lösung des Problems anbieten. Ich möchte untersuchen: Kann es so bleiben, wie es ab heute gehandhabt werden soll? Welche Alternativen gibt es?

Gehen wir noch nach Pillnitz?


Die Position des Freistaats

Der Schlosspark Pillnitz gehört zu den Schlössern und Museen in Sachsen. Wer eine Jahreskarte für die Staatlichen Kunstsammlungen erwirbt, wer eine Pillnitz-Jahreskarte für umgerechnet 2.2 Cent am Tag kauft oder wer 2 Euro Eintritt bezahlt, der kann den Schlosspark weiterhin bewundern — inklusive der bisher teureren kostenpflichtigen Angebote Palmenhaus und Kamelienhaus.

Ein Foto aus dem Palmenhaus:
Bisher war der Eintritt in die »grünen Häuser« teurer …

Mit dem Eintrittsgeld sollen die Nutzer des Parks für die Kosten aufkommen — und nicht alle Steuerzahler. Außerdem wird durch den Wachdienst das Radfahren im Park unterbunden. Damit sinken die Kosten für die Instandhaltung der Wege.

Das Palmenhaus wurde mit hohem Aufwand saniert …

In der DDR verfiel das Palmenhaus:
Eine sehenswerte Ausstellung mit Fotos von Franz Zadnicek.


Die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter

Die Position des Freistaats wurde erst sehr kurze Zeit vor Beginn des kostenpflichtigen Zutritts auf Bürgerversammlungen kommuniziert. Mit der Einrichtung der »Kassenhäuschen« wurden Fakten geschaffen — aber doch eher halbherzig:

Das stabile Tor am Palmenhaus:
Hier soll ein Kassenautomat stehen.

Dieser Glas- und Blechkasten am Palmenhaus
soll dem Wachpersonal Schutz vor Sonne und Regen bieten?


Dem Vernehmen nach hätte der Freistaat Sachsen auch ordentliche Kassen-Container aufstellen können, aber diese Lösung wurde leider verworfen. Die Mitarbeiter eines großen Dresdner Schutz- und Sicherheitsdienstleisters werden im Auftrag des Freistaats den Zutritt überwachen, aber sie werden an diesen Arbeitsbedingungen wohl keine Freude haben.

Meine Meinung: Wenn man die Einführung einer solchen Maßnahme nicht ordentlich vorbereiten kann, muss man die Erhebung des Eintrittsgeldes eben verschieben. Diese Arbeitsbedingungen hat niemand verdient. Und so dürfen die Einrichtungen an einem »Premium«-Touristenziel einfach nicht aussehen:

Das Kassenhäuschen an der Maille-Bahn:
aus Spanplatten montiert und weiß angestrichen.


Die Position der Gegner des Eintrittsgelds

Der Schlosspark Pillnitz war zu allen Zeiten für Bewohner und Touristen kostenlos zugänglich: Im Kaiserreich, in der Weimarer Republik, im Dritten Reich und in der DDR. Mehr als zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung wird im demokratischen Rechtsstaat plötzlich Eintrittsgeld gefordert. Wir müssen jetzt Geld für etwas zahlen, was bisher kostenlos war. Im Gegenzug sind aber — vor allem für die Anlieger — keine Vorteile, sondern vor allem Nachteile zu erkennen.

Der Chinesische Pavillon: Allgemeingut für Dresdner und Touristen?

Anwohner mit Fahrrädern müssen den Park ab heute umfahren. Es gibt keine Sonderrechte oder Rabatte für die Anwohner, sie müssen sich also eine reguläre Jahreskarte kaufen. Der Freistaat steht nach Aussage eines nicht genannt sein wollenden Park-Mitarbeiters auf dem Standpunkt: Die einschlägige EU-Regelung ließe keine Sonderrechte für Anwohner zu.

Viele lieb gewordene Rituale — wie das Kastaniensammeln und das Füttern der Eichhörnchen — kosten nun Geld:

Ein beliebtes Kinderspiel:
Nüsse für die Eichhörnchen.

Ein beliebtes Fotomotiv:
Die Gondel Augusts des Starken.

Allerdings bekommt man auch viele polemische Wutausbrüche gegen »die da oben« zu hören, gern vermischt mit Ausfälligkeiten gegen namentlich genannte Politiker und sogar gegen Joachim Gauck. Die Originaltöne von gestern gebe ich hier lieber nicht wieder …

Auf den Parkwegen wurde gestern wieder heftig diskutiert:
Trotzdem ein stiller Blick zur Orangerie.


Gibt es Alternativen?

In vielen Kurorten und Touristenorten werden Attraktionen oder Einrichtungen durch ortsansässige Unternehmen und auch durch Stiftungen von Privatpersonen unterstützt. In Frankfurt wurde gerade ein historischer Ort für Ausstellungen mit sehr viel Spendengeld der Bürger rekonstruiert. Einige (nicht vollständig ernst gemeinte) Vorschläge:

Die Maille-Bahn: Betätigungsfeld eines Golfclubs?

Die Parkbank: Gestiftet vom Bäckermeister Butzemann?

Der Eingang zum Palmenhaus:
Mit Unterstützung durch die DREWAG?

Pflanzen im Palmenhaus: Sponsoring von Fleurop?

Die Tritonengondel: Sponsoring durch »Nordsee«?

Mein persönliches Fazit nach dem Spaziergang: Ich würde einem Eintrittsgeld nur dann zustimmen, wenn die Mitarbeiter unter vernünftigen Bedingungen arbeiten könnten, wenn alle Einnahmen (Überschüsse) wirklich in Pillnitz bleiben würden und wenn die Anwohner von Sonderbelastungen verschont blieben. Alternativ wäre zu prüfen, ob es andere Einnahmequellen gibt.


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25 Responses to Kontroversen um den Schlosspark Pillnitz

  1. Frank sagt:

    Ich habe mich die ganze Zeit um das Thema gedrückt und mich da ganz heraus gehalten. Letzte Woche war im Ortsamt Loschwitz noch einmal eine Einwohnerversammlung dazu. Ich wollte erst gehen, konnte dann aber nicht.

    Letztlich kann man das Pro und Kontra kurz zusammenfassen:

    Pro Gebühren: Nach Pillnitz kommen jede Menge Touristen, die in jedem anderen deutschen (oder sonstigen) vergleichbaren Park völlig selbstverständlich Eintritt zahlen würden. Man verschenkt sich hier einfach eine Geldquelle. (Dieses Argument existierte seit mindestens 10 Jahren)

    Kontra: Solche Besuchs-Gelder schöpft man doch bereits über die Parkgebühren ab oder könnte das tun.

    P: Wie oft besucht man als Dresdner tatsächlich Pillnitz? Fallen da die geradezu lächerlich geringen Eintrittsgelder tatsächlich ins Gewicht? Die Kosten für eine Fahrt mit dem ÖPNV dorthin oder die Parkgebühren für das dort abgestellte eigene KFZ bewegen sich in ähnlichen Dimensionen – beschwert sich darüber jemand? Wer öfter hin geht, kann eine Jahreskarte für 4 € kaufen. Noch billiger geht es ja kaum.

    K: Genau diese geringen Preise sind selbst wieder ein Problem: Kommen so tatsächlich Netto-Einnahmen zustande, wenn man Verwaltungs- und Personalkosten abzieht? (Das war auch mein persönlicher Kritikpunkt an der Idee)

    P: Alle anderen Sächsischen Gärten und Parks http://goo.gl/O3eSp sind ebenfalls kostenpflichtig – warum dann nicht auch Pillnitz?

    K: Nein, das ist gar nicht logisch. Denn dort wird auch der Große Garten aufgelistet. Und der möge mal bitteschön kostenlos bleiben. Und wenn einzelne Objekte kostenfrei sind und bleiben können – warum dann nicht auch Pillnitz?

    Ich wäre also letztlich mehr auf der „Dagegen“-Seite gewesen, habe mich aber zugegebenermaßen nicht dafür engagiert. Schlecht finde ich, dass nur noch zwei Eingänge offen sind.

    Noch ein paar Anmerkungen zu von Dir aufgelisteten Argumenten:

    „Der Schlosspark Pillnitz war zu allen Zeiten für Bewohner und Touristen kostenlos zugänglich: Im Kaiserreich, in der Weimarer Republik, im Dritten Reich und in der DDR“

    Ja, okay – aber damals gab es auch noch keine solchen Mengen von Touristen.

    „Anwohner mit Fahrrädern müssen den Park ab heute umfahren.“

    Mussten sie vorher auch schon. Im Park war seit einigen Jahren Radfahrverbot (habe ich zumindest so im Gedächtnis).

    „wenn die Mitarbeiter unter vernünftigen Bedingungen arbeiten könnten“

    Naja, die aufgestellten Buden machen wirklich nicht viel her.

    „wenn alle Einnahmen (Überschüsse) wirklich in Pillnitz bleiben würden“

    Müsste meiner Meinung nichtunbedingt sein. Warum sollte man die Einnahmen nicht in Sachsen je nach örtlichem Bedarf allgemein aufteilen ?

    • stefanolix sagt:

      Es würde die Akzeptanz der Maßnahme stark erhöhen, wenn die Erlöse aus den Eintrittsgeldern wirklich in Pillnitz eingesetzt würden. Man könnte dann immer auf Objekte im Park oder am Schloss verweisen, die mit diesem Geld saniert (gepflegt, erhalten …) wurden.

      Und wie gesagt: Die Mitarbeiter des Wachdienstes sollten meiner Meinung nach definitiv anständige Arbeitsbedingungen bekommen. Natürlich schmälert das die Einnahmen. Aber es ist ja nicht gesagt, dass sich Pillnitz aus Eintrittsgeld komplett selbst tragen soll.


      An das Verbot des Radfahrens hat sich aber niemand gehalten. Das ist die einzige Maßnahme, die ich wirklich begrüße: Fahrräder sollen jetzt draußen bleiben (auch nicht geschoben werden).

  2. Frank sagt:

    Nachtrag, vergessenes Kontra-Argument, Thema möglicherweise zu geringe Eintrittsgelder:

    Wenn sich dann herausstellt, dass tatsächlich zu wenige Netto-Einnahmen entstehen – wer sagt uns, dass die momentan geringen Eintrittsgelder dann nicht kräftig erhöht werden?

  3. Frank sagt:

    Nachtrag 2:

    Kleiner Fehler meinerseits: Die Jahresgebühr beträgt 8 €, nicht vier
    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=3026039

  4. Christiane sagt:

    Ließ sich denn herausfinden, welche Summe im Jahr eingenommen werden müsste?

    • stefanolix sagt:

      Das ließe sich sicher herausfinden, aber es dürfte im Moment zu den bestgehüteten Geheimnissen gehören ;-)

      Es hängt wohl davon ab, auf welche Weise man den Eigenanteil des Schlossparks ansetzt. Soll der Schlosspark letztlich an den Freistaat Geld abführen oder bekommt der Schlosspark doch noch etwas Geld vom Freistaat? So viele Fragen und so viele Unbekannte:

      Muss der Schlosspark künftig nur seine eigenen laufenden Kosten erwirtschaften?

      Muss der Schlosspark Rücklagen für Investitionen bilden?

      Muss der Schlosspark eine Verwaltungsumlage an den Freistaat abführen?

      Muss der Schlosspark Steuern an den Freistaat bezahlen?


      Das Misstrauen zwischen den Konfliktparteien (Anwohner, Mitarbeiter, Stadtverwaltung Dresden, Freistaat Sachsen) ist doch im Moment so groß, dass niemand einem anderen über den Weg traut. Da wirst Du auf solche Fragen kaum befriedigende Antworten bekommen.

      Was man in Pillnitz gestern zu hören bekam, ließ jedenfalls auf tief sitzende Frustration schließen. Wenn heute dort draußen gewählt würde, hätte eine Vereinigung Freier Wähler mit den richtigen Losungen wohl die absolute Mehrheit. Keine Chance für die Koalitionsparteien.

      • Frank sagt:

        Ganz so geheimnisvoll ist es möglicherweise gar nicht – hier stehen durchaus einige Zahlen: http://goo.gl/Vjaa1

        Leider ist dort ausgerechnet zu Pillnitz kein konkreter Wert zu sehen, sondern nur die Aussage, dass 2011 gegenüber 2010 ein Rückgang um – 15,93 % zu verzeichnen gewesen sei. Jetzt müsste man nur noch die absolute Besucherzahl von 2010 ermitteln.

      • stefanolix sagt:

        Wobei beide Zahlen (Besucher 2011, Besucher 2010) nur Schätzungen sein können. Es gibt allenfalls Stichproben, aber keine exakte Besucherzählung. Und es gibt keine belastbare Aussage, wie viele Touristen bereit wären, den Eintrittspreis zu bezahlen.

        Geheimnisvoll sind jedenfalls die Absichten des Freistaats — auf die Fragen, die ich oben stellte, bekommt man gar keine Antworten. Die Umsetzung kann man momentan nur als halbherzig und unprofessionell bezeichnen.

    • freierpark sagt:

      Ein Ansatz:
      02. April 2012. Ein schwarzer Montag für den Schlosspark Pillnitz. Der erste kostenpflichtige Tag.
      An diesem Tag wurden lediglich 415 Besucher gezählt. Es gibt aber ca. 260 kostenpflichtige Tage im Jahr. Da würden sich bei der Besucherzahl und 2 EUR Eintritt 215.800 EUR Einnahmen ergeben. Aber: 210.000 EUR zusätzliche Ausgaben entstehen allein für das Personal in den Kassenhäusern und bei der Einlasskontrolle.
      Wenn der Freistaat mit Einnahmen von 1 Mio. EUR rechnet (SZ 03.04.2012) , dann sollten 500.000 Besucher jährlich bzw. knapp 2.000 Besucher (genau: 500.000 : 260 Tage = 1923) täglich an den kostenpflichtigen Tagen kommen.
      Mit der Privatisierung des Staatsbetriebes in eine gGmbH ab 01.01.2013 müssen jedoch noch zusätzlich 510.000 EUR für Dienstleistungen u. Pachtentgelte an das Finanzministerium abgeführt werden.
      Da macht erst ein Eintrittspreis oberhalb von 7 EUR einen Sinn, wenn dem Park nennenswerte Gelder zufließen sollen. Rechnen sie nach!
      2 EUR Eintritt bleiben eine Einstiegsdroge!

      • stefanolix sagt:

        Natürlich waren am Montag kaum Touristen und Dresdner in Pillnitz. Das Wetter war mies, viele Leute waren in den letzten (schöneren) Tagen erst dort.

        Ich würde den Montag nicht als repräsentativ ansehen. An guten Tagen kamen bisher viele tausend Besucher nach Pillnitz, da konnte man dort oft kaum noch treten. Aber es hat sicher jeder seine eigene Wahrnehmung.


        Ich kenne keine belastbaren Zahlen zu den Kosten für den Wachschutz. Rechnen wir bei etwas verbesserten Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter mit 250.000 Euro Kosten im Jahr und vereinfacht mit 250 eintrittspflichtigen Tagen.

        Dann müssten für die laufenden Kosten 500 Menschen pro Tag den Park besuchen und jeweils zwei Euro zahlen. Ab dem 501. Besucher würde Geld für die Erhaltung des Park eingenommen. Ich gehe aber im Mittel von mindestens 800 bis 1.000 Touristen pro Tag aus. Zusätzlich werden sicher eine Menge Jahreskarten verkauft.


        Ich bin grundsätzlich nur dann für das Eintrittsgeld, wenn alle Einnahmen in Pillnitz bleiben und wenn messbare Ergebnisse bei der Sanierung zu sehen sind. Sollte es sich bewahrheiten, dass Pillnitz das Geld entzogen wird, bin ich vehement gegen diese Maßnahme.


        Es wird in Pillnitz (gemessen an der heutigen Kaufkraft) niemals sieben Euro Tages-Eintritt geben. Wenn es den Leuten zu teuer werden sollte, werden die Einnahmen drastisch sinken. Der Freistaat wird keinesfalls beliebig an der Preis-Schraube drehen können.

      • freierpark sagt:

        Mir fehlen in der Rechnung von stefanolix die zusätzlich von der gGmbH aufzubringenden 510.000 EUR, die mit der Privatisierung ab 01.01.2013 anfallen.
        Gut, gehen wir von 1.000 Besuchern kostenpflichtig täglich aus.
        Dann sollten (1000 * 2 EUR * 260 Tage=) 520.000 EUR Einnahmen erzielt werden. Demgegenüber stehen Ausgaben (210.000 EUR Zusatzpersonal + 510.000 EUR Abführung gGmbH=) 720.000 EUR. Das macht einen Überschuss in der gGmbH aus von minus 200.000 EUR!
        Wenn der Park in die erste Riege europäischer Parks gehört, wie Dr. Striefler meint, dann ist dies nicht mit 2 EUR zu machen.
        Erst ab 7 EUR Eintritt wird’s sich unterm Strich rechnen.
        Warum also nicht 8 EUR Eintritt, wie beim Eintritt in die Festung Königstein oder 9 EUR für Schloss und Park Lichtenwalde?
        Ist Schlosspark Pillnitz weniger wert?
        1000 Jahreskarten erbringen leider nur 8000 EUR.
        2 EUR bleiben ganz klar eine Einstiegsdroge!

      • stefanolix sagt:

        Diese Abgabe des Schlossparks an den Freistaat ist bisher eine bloße Vermutung. Demgemäß sind auch die Eintrittspreise ab sieben Euro pro Tag eine reine Vermutung. Für einen Euro mehr bekommt man heute eine Jahreskarte.

        Ich habe schon geschrieben, dass ich den Eintritt nur akzeptiere, wenn er für Pillnitz netto etwas bringt, wenn also dort wirklich ein Ergebnis zu sehen ist. Anderenfalls verzichte ich eben auf den Besuch.

        Ich habe mir für die Jahreskarte in Pillnitz eine Grenze von 12 Euro gesetzt und falls diese Grenze überschritten sein sollte, verzichte ich eben. Oder ich entscheide mich für die Jahreskarte der Staatlichen Kunstsammlungen, die den Eintritt in Pillnitz auch ermöglicht. Eine Jahreskarte der Dresdner Museen habe ich schon.


        In diesem Zusammenhang wäre vielleicht daran zu erinnern, dass unsere Kinder sehr viele Dresdner Museen kostenlos nutzen dürfen. Auch das war nicht immer so und es kostet den Freistaat natürlich Geld.


        Generell finde ich es nicht falsch, dass man auf der Festung Königstein Eintritt bezahlen muss. Auch dort würden mich die kompletten Zahlen mal interessieren. Königstein ist (im Unterschied zu Pillnitz) für die meisten Leute etwas Besonderes und wird demgemäß selten besucht. Ich bin dort vielleicht einmal in zwei Jahren. Pillnitz war bisher ein wesentlich näher liegendes Ziel und man war es einfach gewohnt.


        Aber eine solche Anlage finanziert sich eben nicht von allein. Mir gibt es auch zu denken, wie sich so mancher Wohlstandsbürger dort aufgeführt hat. Wenn wir andere Probleme in diesem Land oder in Europa sehen, ist Pillnitz wirklich ein Luxusproblem.

      • freierpark sagt:

        Folgender Beitrag zu den geäußerten „Vermutungen“ bzgl. 510.000 EUR Abgaben der künftigen gGmbH von stefanolix:

        510.000 Euro kostet gGmbH pro Jahr mehr
        Quelle: Wochenkurier
        14.03.2012 Dresden
        Wie wirkt sich die Privatisierung von Schlössern, Burgen und Gärten auf Sachsens Steuerzahler aus?
        SPD-Abgeordnete Dr. Eva-Maria-Stange erhielt jetzt die Antwort auf ihre „Kleine Anfrage“.

        Und die lautet: Wird der „Staatsbetrieb Schlösser, Burgen und Gärten“ in eine gGmbH umgewandelt, kostet das die Steuerzahler pro Jahr 510.000 Euro mehr. Begründung: Während die Landesverwaltung einem Staatsbetrieb gegenüber solche Leistung wie Lohn- und Gehaltszahlen unentgeltlich erbringt, muss eine gGmbH diese Leistungen beim Land einkaufen. „Das Finanzministerium rechnet hier mit jährlich 400.000 Euro. Hinzu kommen Pachtentgelte, Versicherungsprämien und Fremdenverkehrsabgaben, die bei einer staatlichen Einrichtung nicht anfallen, in Höhe von 110.000 Euro“, zählt Eva-Maria Stange weiter auf. Wie aus der Anfrage ebenfalls hervorgeht, wird bei den Mitarbeitern der neuen gGmbH die Gehaltsschraube angesetzt, verklausuliert als „variable Vergütungskomponenten und Leistungsanreize“.
        Mit dem geplanten Eintritt z.B. für Pillnitz werden die Dresdner damit doppelt zu Kasse gebeten.

      • stefanolix sagt:

        Oh. Oben betrafen die 510.000 Euro noch den Schloßpark Pillnitz und nun stellt sich plötzlich heraus, dass sie auf den gesamten Staatsbetrieb »Schlösser, Burgen und Gärten« bezogen sind?

        Ehrlich gesagt: Ich lese den Wochenkurier nicht. Und wenn ich die Pressemitteilungen einer dezidiert links orientierten SPD-Abgeordneten vermittelt bekomme, schaue ich erst mal nach, was die anderen politischen Seiten zu sagen haben, also Grüne, Liberale und Konservative. Für diese Meinungsbildung brauche ich aber wirklich etwas Zeit.

        Ich hatte bisher angenommen, dass mit der neuen Maßnahme wirklich Geld für den Park in Pillnitz (bzw. für die Schlösser, Burgen und Gärten Sachsens) erwirtschaftet werden soll.

        Letztlich kann es richtig sein, die Nutzer der kulturellen Angebote bei der Finanzierung mit heranzuziehen, anstatt die Steuern zu erhöhen oder andere Aufgaben zu vernachlässigen.

        Es bleibt abzuwarten, welche Folgen die Umstrukturierung haben wird. Ein Betrieb der Schlösser, Burgen und Gärten in privater Rechtsform (gGmbH) kann sehr unterschiedliche wirtschaftliche und soziale Auswirkungen haben, je nach den Vorgaben des Anteilseigners. Da will ich im Voraus weder Schlechtes noch Gutes unterstellen.

        Bei der Überführung der Versorgungsunternehmen in private Rechtsformen gab es nach der Wende auch ein Riesengeschrei — heute sind die Jobs bei der DREWAG sehr gefragt und die Mitarbeiter, die ich kenne, sind recht zufrieden.

      • freierpark sagt:

        Die 510.000 EUR betreffen die gGmbH, dass sie sich auf den Schlosspark Pillnitz beziehen, ist nicht behauptet worden.
        Aber: Diese Ausgaben müssen ab 01.01.2013 ‚gestemmt‘ werden und wenn alle anderen Einnahmequellen als konstant vorausgesetzt werden, dann können diese Zusatzausgaben nur von den Zusatzeinnahmen (Eintritt Schlosspark Pillnitz) bestritten werden, es sei denn anderenorts werden ebenfalls neue Einnahmequellen erschlossen.
        Die Kernaussage „Das Finanzministerium rechnet hier mit jährlich 400.000 Euro. Hinzu kommen Pachtentgelte, Versicherungsprämien und Fremdenverkehrsabgaben, die bei einer staatlichen Einrichtung nicht anfallen, in Höhe von 110.000 Euro“ kommt im Rahmen einer ‚Kleinen Anfrage‘ als offizielle Antwort der Staatsregierung!

  5. Schwierig finde ich dabei nicht nur die hahnebüchenen Verschläge für die Bediensteten. Wenn man die Finanzierung von Kultur an die tatsächlichen Nutzer koppelt, so haben geringe Besucherzahlen steigende Eintrittspreise notwendig zur Folge.

    Kaum ein Mensch beschwert sich darüber, daß auch die Steuern gesunder Menschen ärztliche Versorgung ermöglichen. Das ist sinnvoll, zum einen als Solidaritätsprinzip, zum anderen weil niemand wissen kann, ob er nicht selbst heute abend oder morgen schon ärztliche Hilfe braucht.

    Für Kultur sollte ebenfalls das Solidaritätsprinzip gelten. Zudem ist nicht auszuschließen, daß der Dolm, der heute den ganzen ollen Krempel ätzend findet, morgen oder nächste Woche merkt, daß historische Parkanlagen schon irgendwie sehr schön sind.

    Ganz schlecht ist es übrigens im Charlottenburger Schloßpark gemacht. Da werden am Eingang Spenden gesammelt von Leuten, die in faschingsmäßiger Ungenauigkeit als „Lange Kerls“ kostümiert sind. Das ist einfach nur peinlich und unseriös.

    • stefanolix sagt:

      Das Solidaritätsprinzip ist ja insofern nicht abgeschafft, dass Ermäßigungsberechtigte eine Jahreskarte für vier Euro bekommen und dass alle Kinder und Jugendlichen bis 16 Jahre kostenlos in den Park gehen können.

      Es wäre auch zumindest noch darüber zu diskutieren, ob man einen Unterschied zwischen lebenswichtigen Dingen (wie Gesundheitsversorgung) und wünschenswerten Dingen (wie dem Spaziergang in einem Park) macht. Solidarität ist ja im Grundsatz freiwillig.

      Es ist nicht zu befürchten, dass durch diese Maßnahme die Besucherzahlen negativ beeinflusst werden: Sehr viele Besucher aus anderen Bundesländern und aus dem Ausland akzeptieren einen Eintrittspreis für eine historische Gartenanlage mit einem so bedeutenden Schloss. Ich habe schon oft Gäste dorthin begleitet, die z.B. aus Südwestdeutschland kamen und mich eher gefragt haben: Warum nehmt Ihr dafür keinen Eintritt?

      Ich hoffe inständig, dass man bei uns niemals Menschen in Kostümen mit Spendenbüchsen an den Eingang stellen wird. Lieber zahle ich Eintrittsgeld. Die Langen Kerle erinnern mich persönlich eher an die Tradition des Spießrutenlaufens als an das Spenden ;-)

  6. Zschertnitzer sagt:

    Also für mich ist die Entscheidung hier wieder ganz einfach. Wenn die Gelder in den öffentlichen Kassen weniger werden, muss man Prioritäten setzen. Da kann nun mal nicht alles kostenlos sein. Bei mir stehen da Bildung und Gesundheit ganz oben auf der Liste, erst wenn das gesichert ist, kann man über andere Sachen verhandeln. Von mir aus können die ruhig noch mehr Eintritt in Pillnitz verlangen, wenn die Touris das bezahlen. Das einzige Argument, was ich noch zählen lassen würde, wären die Arbeitsbedingungen der Angstellten. Und die 8 bzw. 4 Euro Jahreskarte für Anwohner sind ja wohl lächerlich billig.

    Bei diesem wochenlangem medienwirksamen Rumgeheule in den Medien wegen sowas fragt man sich echt, in was für einem Schlaraffenland die Leute hier eigentlich glauben zu leben.

    • stefanolix sagt:

      Aus meiner Sicht gibt es eine ungute Gemengelage. Die Pillnitzer Mitarbeiter haben Angst vor dem Übergang in eine private Rechtsform. Sie bekommen von ihrem Dienstherren keine klaren Aussagen, wie die Einnahmen und Ausgaben für Pillnitz gehandhabt werden. Sie betrachten ihre Arbeitsplätze als unsicher.

      Die bisher getroffenen Maßnahmen zum Erheben des Eintritts wirken unprofessionell. Der Kasten vor dem Palmenhaus ist z.B. einfach nur lächerlich. Es macht alles den Eindruck, als würde es nur halbherzig und eilig umgesetzt.

      Das stärkt bei mir nicht das Vertrauen, dass Pillnitz wirklich von den Eintrittsgeldern profitieren wird. Ich wäre eher für eine Kombination aus Sponsoring, Stitung, Spenden und Eigenleistungen der Bürger — weil das alles freiwillig ist.

      Manche Bürger in der betroffenen Gegend reagieren allerdings wirklich wie Kinder, denen man ein Spielzeug weggenommen hat. Dem Habitus nach sind das alles gut situierte Leute, denen die acht Euro wirklich nichts ausmachen.

      Was würde ich tun, wenn ich dort draußen wohnen würde: Ich würde mir einfach eine Jahreskarte kaufen — und fertig. Ich hätte gar nicht die Zeit, mich darüber aufzuregen.

  7. Manni sagt:

    Was heißt denn für einen Dresdner „…dort draußen…“??
    Pillnitz ist doch hoffentlich „elementar“?
    Eventuell haben ja selbst Pillnitzer schwerwiegendere Probleme als den kostenlosen Zugang zum Park?
    Das sage ich als „Wahlschwabe“, bin eigentlich nur alle Jubeljahre mal nach Pillnitz, v.a. mit befreundeten Touris im Schlepptau…

    • stefanolix sagt:

      Ich meinte das rein geographisch: Pillnitz liegt nun mal am Rande der Stadt. Es ist eingebettet in eine Gegend, in der es den Leuten insgesamt recht gut geht.

      Wahlentscheidungen (wenn Du darauf anspielst) werden natürlich auch durch andere Dinge beeinflusst. Aber es hörte sich in der letzten Zeit so an, als ob das Misstrauen gegen die CDU/FDP-Landesregierung dort sehr tief sitzt — wenn es sogar im biederen »Elbhangkurier« ankommt ;-)

  8. Hendrik sagt:

    Frank und FreierPark haben die Argumente gut auf den Punkt gebracht. Leider komme ich erst heute dazu, hier vorbeizulesen.

    Die derzeitigen Arbeitsbedingungen des Wachschutzes sind nur ein temporärer Nebenkriegsschauplatz. Irgendwann wird man ihnen klimatisiertes Häuschen mit Wechselsprechanlage und Teeküche hinsetzen. Und auch das wird ein Argument für die kommende Preisschraube sein.

    „Einstiegsdroge“ ist genau der richtige Begriff. Wenn dem Staat nichts mehr einfällt (und das ist die Regel), werden einfach Steuern oder Eintrittsgelder erhöht. Wehret den Anfängen, möchte man schreien. Wenn es nicht schon zu spät wäre.

    Jedes „Gemeingut“ verursacht Kosten. Der Große Garten, die Elbwiesen, Spielplätze, Straßen und Fußwege. Wenn es in Pillnitz mit dem Eintritt funktioniert, warum dann nicht auch im „Großen Garten“? Anwohner werden bereits heute an Straßensanierungskosten beteiligt. Die Maut wird hierzulande noch diskutiert, in anderen Ländern ist sie seit Jahren an der Tagesordnung. Eintritt für die Elbwiesen ist absurd? Auf Sylt muss man zahlen, um an den Strand zu kommen…

    Wozu zahlen wir eigentlich Steuern? Kann ein Staat eigentlich auch mal sparen? Nein, kann er per se nicht.* Es sei denn, er wird dazu gezwungen. Ansonsten wird ein Staat immer den leichten Weg gehen, seine Quasi-Monopolsituation auszunutzen und die Einnahmeseite erhöhen. Unter automatisch zunehmender Beschränkung der Freiheitsrechte seiner Bürger.

    Über die o.g. Sinnhaftigkeit von Einnahmen, Ausgaben und Sparen kann man trefflich streiten. Aber einfach nur ein billiges Kassenhäuschen hinzusetzen, ist nicht nur unkreativ. Sondern dämlich. Auch wegen der Kosten der Bewachung, die Einnahmen deutlich schmälern und wegen der zu erwartenden Besucherrückgänge. Die mit dem Eintritt kommen. Und die umso höher werden, wie der Eintrittspreis steigt.

    Mit Bauchschmerzen empfehle ich das Sanifair-Konzept an Raststätten, welches die Benutzung des stillen Örtchens gegen Bezahlung ermöglicht, wofür man dann im gleichen Wert einen Gutschein erhält, den man im Restaurant einlösen kann. Ein fairer deal vielleicht auch für die gewerbetreibenden Gastronomen und Händler in Pillnitz. 5 Euro Eintritt am Drehkreuz, die man dann im Park zwangsweise umsetzt und an denen der Freistaat beteiligt wird. Staats-Groupon quasi, ohne es jetzt näher zu erklären. Bauchschmerzen habe ich deshalb, weil Sanifair-Coupons heute nicht mehr WERTGLEICH, sondern nur noch anteilig konsumiert werden können. Der Einstieg in den Ausstieg des Konzeptes.

    Oder man lässt völlig freien Eintritt. Begeistert und motiviert die Bürger über eine kreative Idee zur freiwilligen Finanzierung jenseits eines simplen Spendenaufrufes. Ich habe als finanzschwacher Student mir den Stein für die Frauenkirche im wahrsten Sinne des Wortes vom Munde abgespart und bin als Nichtfussballfan und Dynamo-Skeptiker vom Marketing- und Einnahmepotential des „Geisterspiels“ begeistert. Keine Ideen für eine solche Aktion, lieber Staat? Frag jemanden, der sich damit auskennt. Oder noch besser: Deine engagierten Bürger!

    * Das absurdeste und zugleich symptomatische Beispiel für mangelnde Effizienz bei der öffentlichen Hand habe ich heute gelesen: http://tinyurl.com/ccr3zzw

    • stefanolix sagt:

      Zunächst vielen Dank für den langen und gehaltvollen Kommentar. Ich bin gerade beruflich bedingt unterwegs. Heute abend gibt es eine längere Antwort.

      Nur soviel: Es kommt (meiner Meinung nach) in dieser Sache der große Vertrauensverlust zwischen Freistaat und Bürgern zum Ausdruck. Dieses gegenseitige Misstrauen finde ich sehr erschreckend.

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