DNN- und LVZ-Meldung: Manipulation oder Fahrlässigkeit?

In der gedruckten DNN vom Gründonnerstag (05.04.2012) wurde die FDP in eine Reihe mit Neonazis und repressiven bewaffneten Organen Russlands gestellt:

Berlin/Bad Lausick (DNN). Der wegen seiner Homosexualität unter anderem in Russland von bewaffneten Organen und in Deutschland von Neonazis bedrohte Grünen-Spitzenpolitiker Volker Beck wird jetzt auch offen aus der FDP heraus bedroht.

Es stellt sich jetzt heraus, dass die Parteizentrale der FDP bereits mit Datum vom 03.04.2012 richtiggestellt hat: Die Absenderin der obskuren homophoben E-Mail ist nicht Mitglied der FDP. Das Portal queer.de hat dankenswerterweise ein Schreiben des Generalsekretärs Patrick Döring dokumentiert. Auf dem Fax ist ein Sendevermerk vom 04.04.2012 zu sehen.

Stellungnahme FDP: Klick vergrößert …

Ausriß aus der Stellungnahme der FDP.

In den Online-Ausgaben der DNN und der LVZ wurde der Wortlaut des ursprünglichen Artikels noch am 05.04.2012 klammheimlich geändert (ich habe darüber schon am Samstag berichtet). Dabei wurde die FDP aus der Einleitung der Meldung entfernt und plötzlich nicht mehr in einer Reihe mit Neonazis gestellt:

Der wegen seiner Homosexualität unter anderem in Russland von bewaffneten Organen und in Deutschland von Neonazis bedrohte Grünen-Spitzenpolitiker Volker Beck wird jetzt auch offen aus Sachsen heraus verbal angegriffen.

Am Ostersamstag (07.04.2012) war dann wiederum in der gedruckten DNN folgendes zu lesen:

Nachdem die Dresdner Neuesten Nachrichten am Donnerstag über die diffamierenden und beleidigenden Äußerungen der 39-Jährigen gegenüber Volker Beck berichtet hatte, klingeln die liberalen Drähte heiß. In Berlin und Dresden distanziert man sich von den Äußerungen der Bad Lausickerin.

Ein wichtiges Detail stimmt dabei nicht. Die FDP-Zentrale hat bereits vor dem Erscheinen des ersten LVZ/DNN-Artikels gegenüber dem Abgeordneten Volker Beck klargestellt, dass die Absenderin nicht Mitglied der FDP ist. Jetzt stellen sich folgende Fragen:

  1. Wann hat das Büro des Abgeordneten Beck vom Dementi der FDP-Zentrale erfahren?
  2. Wann hat das Berliner Büro der Leipziger Volkszeitung vom Dementi der FDP-Zentrale erfahren?
  3. Warum hat das Berliner Büro der Leipziger Volkszeitung nicht von selbst bei der FDP angefragt?
  4. Warum wurde der einleitende Satz des ursprünglichen Artikels in dieser diffamierenden Form verfasst?
  5. Warum wurde die Formulierung in den Online-Ausgaben von LVZ und DNN noch am 05.04.2012 stillschweigend geändert?

Ergänzung #1 am 10.04.2012 um 13.10 Uhr — eine Twitter-Meldung des Abgeordneten Volker Beck vom 05. April (interessanterweise twittert er nicht, dass im selben Schreiben auch die FDP-Mitgliedschaft der Absenderin dementiert wurde):


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3 Responses to DNN- und LVZ-Meldung: Manipulation oder Fahrlässigkeit?

  1. Harald Storch sagt:

    LVZ und FDP sind Handelskürzel von Ramschpapieren, oder?

    • stefanolix sagt:

      Im Artikel werden folgende Abkürzungen verwendet (ich hatte vorausgesetzt, dass der Fall schon bekannt ist):

      LVZ: Leipziger Volkszeitung
      DNN: Dresdner Neueste Nachrichten.

      Beide gehören zur Verlagsgesellschaft Madsack. Näheres im verlinkten Wikipedia-Artikel. Ich maße mir kein Urteil darüber an, ob diese Zeitungen Ramschpapier sind ;-)

  2. […] Lesenswert in diesem Kontext ist auch die von im nachgelegte Geschichte von gestern, Dienstag dem 10.4.2012. Sie trägt den Titel: “DNN- und LVZ-Meldung: Manipulation oder Fahrlässigkeit?“ […]

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