In der Printausgabe der F.A.S. las ich am Sonntag diesen Artikel über den Niedergang der großen Buchhandelsketten. Ich fragte mich bei fast jeder Zeile: Haben sie diesen Artikel in Dresden geschrieben? Beide Buchhandelsketten verkleinern die Verkaufsfläche ihrer größten Filiale. Und die Beschreibung der »Bereicherung der Warenangebots« trifft auch ins Schwarze.
Bis zur Schließung der obersten Etage war ich noch öfter in der IT-Abteilung im »Haus des Buches« und ich bin eigentlich fast immer mit einem interessanten Fachbuch wieder herausgegangen. Aber jetzt sind die IT-Fachbücher lieblos in ein paar Regale im toten Winkel gepackt. Ich habe schon vergessen, in welcher Etage — ich will da gar nicht wieder hin.
Nun könnte man denken, dass sie wenigstens den Trend zum elektronischen Buch erkannt haben oder dass sie sich auf bestimmte Dinge spezialisieren. Aber dann sieht man dieses Lesegerät und denkt: Nein, tut mir leid — das geht wirklich nicht. Und die Spezialisierung »weg vom Buch, hin zum Krimskrams« finde ich auch nicht gelungen. Dann kann man ja gleich die Ladengeschäfte von »Douglas« und »Thalia« zusammenfassen …
Ehrlich gesagt, mag ich den kleinen Buchladen um die Ecke viel lieber als die Ketten… mein Mitleid hält sich schwer in Grenzen… (aber ich bin auch kein IT-ler…).
Ich bin Buchhandlungskunde seit meiner Kindheit und ich erinnere mich daran, dass der »Kunstsalon« und das »Haus des Buches« auch in dieser Kette untergegangen sind. Einige Personen haben dort über Jahrzehnte gearbeitet. Das ist dann schon ein Grund für Mitgefühl. Bücher über Programmierung sind ja bei weitem nicht alles ;-)
Ich vermute, das Problem des stationären Buchhandels ist der fehlende Servicecharakter des Produkts. Diejenigen, die sich tatsächlich vom Buchhändler ihres Vertrauens ein Werk empfehlen lassen, das sie dann auch erwerben, dürften eine kleine bibliophile Minderheit sein. Für diesen Bedarf wird es weiter kleine Nischengeschäfte geben, aber die Großen, die auf die breite Masse setzen, haben gegenüber dem Internethandel praktisch nur Nachteile. Vom Charme des E-Books, dessen Nachteile auch wieder nur eine Minderheit betreffen, ganz zu schweigen.
Wenn sie in dieser Form auf die breite Masse setzen, dann wird das bestimmt nichts. Die Aufnahme bei wikimedia zeigt vermutlich die selbe Filiale, aus der auch das Bild im F.A.S.-Artikel stammt.
Aber ich würde die Zielgruppen auch nicht unterschätzen: Es gibt immer wieder Bücher, die wirklich eine breite Masse erreichen. Ich denke, daraus hätte man mehr machen können.
Vielleicht hast du mich falsch verstanden: Ja, die Zielgruppe „breite Masse“ gibt es, aber die wird vom Internet-Handel viel besser bedient.
Douglas? Hihi. Danke, dass Du meinen AG nicht erwähnt hast…
Sie wildern in Gefilden, die nicht ihre sind. Weil sie nicht mit dem Herz arbeiten. Sondern nach Zahlen.
Ich erwähnte es nur, weil die Beteiligungsverhältnisse nun mal so sind wie sie sind. Da kann man ja gleich konsequent sein und eine Mischung aus Kosmetik, Krimskrams und Büchern verkaufen. Dann müsste man Herrn Süskind nur noch die Rechte abkaufen und könnte die Kette »Das Parfüm« nennen.
Auch interessant: Was sich Thalia im Jahr 2006 vorgenommen hat.
Natürlich sind kleine Buchläden charmant, nicht zuletzt, weil ihre Eigentümer fast ausnahmslos Individualisten sind, und das ist in der heutigen Zeit selten geworden.
Große Buchhandelsketten müssen aber nicht deprimierend sein. Ein Blick nach Großbritannien genügt: In einer Waterstones-Filiale halte ich mich stundenlang gerne auf. Was mir an Deinem Foto, Stefanolix, auffiel: diese Schnäppchen-Angebote üben auf mich überhaupt keinen Stöber- und schon gar keinen Kaufanreiz aus.
Ein Buch kann so vieles sein, eine Offenbarung, das Tor zu einer neuen Welt, eine Flucht, eine Belohnung, eine Sucht … Damit will ich sagen, es gibt so viele Aufhänger, mit denen man Bücher allein über Emotionen verkaufen könnte. An die „Geiz ist geil“-Rezeptoren zu appellieren, ist ein Armutszeugnis der Branche. Damit verkauft sie ihr Produkt unter Wert.