Spülführer

Tobias Strahl vom Dresdner Blog Sehnsuchtsort hat im Drogeriemarkt eine Aktion der Spülmittelmarke »Fit« entdeckt. Dieses Spülmittel wird zur Zeit in Schwarz-Rot-Gold verpackt und es trägt die Aufschrift »Spülführer«. Zitat aus Tobias Strahls Artikel:

Beim Fußball versteht auch der beste Kumpel keinen Spaß, hätte ich wissen sollen – ähnlich mag das einmal im Bezug auf den lieben Herrgott der Fall gewesen sein, und immerhin gilt der sportliche Länderwettstreit um das runde Leder als niedliches und harmloses Placebo böser, alter Nationalismen.

Ich hätte nicht geglaubt, dass man beim Betrachten einer Spülmittelflasche auf so tiefsinnige Gedanken kommen kann ;-)

Wir hatten dann eine kleine Diskussion, die man dort im Blog nachlesen kann. Später hat sich aber noch ein ganz besonders schlauer Kommentator gemeldet und auf das Wort »Führer« in »Spülführer« hingewiesen. Es sei doch ganz besonders schlimm, wenn dieser belastete Begriff nun in Europa zur Kenntnis genommen würde. Aus der Antwort des Autor Tobias Strahl:

So viel zur internationalen Dimension und historischem Bewusstsein im Marketing.

Man sollte den Ball flach halten. Die Position des Spielführers hat nun wirklich nichts mit Adolf Hitler zu tun. Einen Spielführer gab es schon lange vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten:

In den ersten Jahren ohne Trainer hatte der Spielführer die Aufgabe die Taktik vorzugeben, in der das vom Spielausschuss aufgestellte Team spielen sollte. Erster Spielführer war Arthur Hiller, der es auf vier Länderspiele brachte, davon zwei als Kapitän.

Das war 1908.


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9 Responses to Spülführer

  1. Rayson sagt:

    Ich dachte, nach den vielen alten Witzen über Führerscheine würde sich keiner mehr sowas leisten.

    Aber nun gut, „Kamingespräch“ darf man ja auch nicht mehr sagen. Ich wäre für eine offizielle Liste, um Rechtssicherheit herzustellen.

  2. henteaser sagt:

    „Einen Spielführer gab es schon lange vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten.“ – Nationalismus aber auch. Trotzdem albern, sich an -führer hochzuziehen. Naja, irgendwas ist immer.

    • stefanolix sagt:

      Ja. Es gab Nationalismus. Auch 1990 noch. Aber es gibt jetzt wirklich positive Entwicklungen. Spätestens seit der WM 2006 entwickelt sich in Bezug auf unsere Nationalmannschaft ein sportlicher Nationalstolz (eingeschlossen: die Integration der Spieler mit ausländischen Wurzeln, die für ihre großartigen Leistungen respektiert werden).

      Man kann es als albern und anbiedernd betrachten, wenn ein Spülmittel in unseren Nationalfarben verpackt wird. Aber es ist kein Zeichen für einen wie auch immer gearteten Nationalismus.

  3. Antifa sagt:

    …die Integration der Spieler mit ausländischen Wurzeln, die für ihre großartigen Leistungen respektiert werden…

    Ja und nur die. Wer das als Fortschritt oder Verbesserung verkaufen will, hat von aktuellen Integrationsdebatten wenig verstanden.

    Spätestens seit der WM 2006 entwickelt sich in Bezug auf unsere Nationalmannschaft ein sportlicher Nationalstolz…

    Was daran positiv sein soll, erschließt sich mir nicht.

  4. Rayson sagt:

    Ja und nur die. Wer das als Fortschritt oder Verbesserung verkaufen will, hat von aktuellen Integrationsdebatten wenig verstanden.

    Was heißt „verkaufen“? Das war früher eben mal anders und ist deswegen ganz klar ein Fortschritt und eine Verbesserung.

    Das „nur die“ stimmt auch nicht, wie Tausende Alltagsbeispiele zeigen.

    Was daran positiv sein soll, erschließt sich mir nicht.

    Tut einigen gut und keinem weh.

    Im übrigen ist ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl wichtig, um überhaupt von „Gesellschaft“ reden zu können.

  5. „Spülführer“ … bin für „Spül-Leader“ – des Englisch weniger Mächtige können dann gern beim Abwaschen singen :)

  6. stefanolix sagt:

    Noch eine Ergänzung, weil es so schön passt und von einer polnischen Zeitung kommt:

    „Gazeta Wyborcza“: „In den Jahren 2008 und 2010 zeigte sich, dass die neue, multikulturelle deutsche Mannschaft nicht nur erfolgreich, sondern auch schön spielte. Im Jahr 2012 zeigt sich, dass es in der Analyse schon keine Rolle mehr spielt, woher Özil, Khedira, Boateng, Gomez, Podolski oder Klose kommen. Wichtig ist, wohin sie gehen und wie sie das tun. Auf Deutsch heißt das: Die Reife.“

    (Zitiert heute in der F.A.Z.).

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