wenn in Ihrer Zeitung ein Artikel über die Zahl der Opfer des Aufstands gegen die Diktatur in Syrien erscheinen soll? Hoffentlich nicht diesen:
[Quelle: Handelsblatt, Artikel vom 02.09.2012 um 20:35 Uhr]
Ergänzung: Es gibt eine Aktualisierung von heute nacht 01:28 Uhr und der Titel lautet nun »Opferzahlen so hoch wie noch nie«. Anständig.
Der Einsatz des Begriffs »Allzeithoch« ist immer gerechtfertigt, wenn es sich um Aktienkurse, um den Schuldenstand Deutschlands oder um die Verkaufszahlen von Autos handelt — kurz: Wenn es um die alltäglichen Zahlen aus der Wirtschaft geht.
Der Einsatz dieses Begriffs ist aber durch nichts gerechtfertigt, wenn es um Menschenleben geht. Würde ein Mensch, der klar bei Sprachverstand ist, den Titel »Anzahl der Hinrichtungen im Staat X auf Allzeithoch« verwenden? Sicher nicht. Im Titel eines Artikels über den Aufstand gegen den Diktator Assad ist der Begriff genauso deplatziert.
Vielleicht hat sich das Handelsblatt seinen provokanten Titel beim Schottischen Rauschgiftforum abgeschaut.
http://www.sdf.org.uk/news-and-media/general-news/scottish-drug-death-figures-reach-new-all-time-high/
Ich sehe in der Wortwahl nach wie vor eine Gedankenlosigkeit und keine bewusste Provokation. Leider wird die Wendung »Opferzahlen auf Allzeithoch« nun auf allen Webseiten wiedergegeben, auf denen dieser Ticker eingesetzt wird.
Das Handelsblatt verwendet den Begriff »Allzeithoch« in der Berichterstattung über Finanzen und Wirtschaft sehr oft (das kann man per »site:«-Suche sehen). Gerade deshalb scheint er mir für eine Berichterstattung über Opfer eines Bürgerkrieges sehr unpassend zu sein.
Er ist unpassend. Keine Frage, sehe ich auch so.
Die Kritik hat etwas bewirkt ;-)
Die Überschrift lautet jetzt: Opferzahlen so hoch wie noch nie
Manche Redakteure denken eben doch noch mit.
Vielleicht nicht nur das …;-)