Man kann einen Beitrag ja auf unterschiedliche Weise einleiten: Man beginnt mit einem aktuellen Beispiel, man stellt eine Frage, man macht einen Scherz — oder man kommt unvermittelt zur Sache. Im sechsten Beitrag der dapd-Serie stellt der SPD-Experte Marc Jan Eumann ganz unvermittelt die Systemfrage
Wer soll das bezahlen?
und offensichtlich soll das kein Scherz sein. Allmählich fragt man sich beim Lesen dieser Serie: Geht es den Autoren nur noch um das Geld oder geht es auch irgendwann wieder um die Qualität? Marc Jan Eumann stellt sich und uns folgende Frage:
Was kann diese Gesellschaft unternehmen, um den Strukturwandel der Finanzierung von Öffentlichkeit, zu der Journalisten einen wichtigen Beitrag leisten, zu begleiten?
Was verbirgt sich wohl hinter der Wendung »Finanzierung von Öffentlichkeit«? Und wozu leisten Journalisten einen maßgeblichen Beitrag? Zur Öffentlichkeit oder zur Finanzierung?
Marc Jan Eumann schreibt weiter:
Denn, das ist für mich ohne Zweifel: Gerade in einer Zeit, in der es immer mehr und immer schneller Informationen auf immer mehr Wegen gibt, bedarf es professioneller Einordner und Sortierer. Es bedarf eines guten journalistischen Handwerks, das den Nutzer dabei unterstützt, Informationen als objektiv, valide und relevant erkennen und abrufen zu können.
Wer wollte bezweifeln, dass dieser Bedarf besteht? Die Frage ist nur: Wo wird er denn gedeckt? Ich begleite die Angebote der Dresdner Presse nun seit geraumer Zeit kritisch und aufmerksam. Da hat es aber an etlichen Stellen an journalistischem Handwerk und an professionellem Einordnen gefehlt.
Vermutlich sind ja wenigstens die meisten Verbrauchertipps ganz gut. Viele davon kann man jedes Jahr bringen: »Gehen Sie an heißen Tagen nicht länger als notwendig in die Sonne!« oder »Trinken Sie jeden Tag zwei bis drei Liter!«.
Die werbende Wirtschaft bietet flankierend all die nutzlosen Werbeprospekte und »Verlagssonderveröffentlichungen«, die man morgens in den Papierkorb wirft und in denen man sicher ein Angebot für die passende Sonnencreme oder für teures französisches Mineralwasser in Plastikflaschen gefunden hätte.
Nun finden die Zeitungen und Werbeblättchen leider immer weniger Leser. Marc Jan Eumann hat das erkannt. Er stellt jedoch ganz bewusst nicht die Qualitätsfrage, sondern die Finanzierungsfrage — und damit die Machtfrage. Er bringt folgende Vorschläge (ich habe den Text etwas besser strukturiert):
Reform des Pressekonzentrationsrechts, um mehr Kooperationen zu ermöglichen. Der vorliegende Gesetzentwurf reicht nicht aus.
Kooperationen auch mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, um inhaltliche Vielfalt zu sichern.
Der neue Haushaltsbeitrag zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks kann mehr – auch Journalismus anderer finanzieren.
Wenn es nicht anders geht und Vielfalt sichert: Mehr Redaktionsgemeinschaften, Zusammenarbeit zur Sicherung eines dichten Korrespondentennetzes.
Stiftungen von Bürgerinnen und Bürgern zur Sicherung von journalistischer Vielfalt.
Die Kernpunkte seiner Vorschläge sind also: Medienkonzentration, öffentlich-rechtlicher Journalismus und Zwangsgebühren. Nichts davon wird zum Erfolg führen. Man sieht es an der Entwicklung des Fernsehens:
Zwar zahlen fast hundert Prozent der Deutschen zähneknirschend die Zwangsgebühren für ARD und ZDF — aber in immer mehr Haushalten bleibt der Fernseher dunkel.
Er bleibt ausgeschaltet, weil nicht wenige Menschen von den Verlautbarungen in den Talkshows, vom Mangel an investigativem Journalismus und von den seichten Unterhaltungsangeboten die Nase voll haben. Warum sollte dieses Modell besser funktionieren, wenn man es auf Zeitungen ausdehnt?
Bevor ich die Vorschläge aber ausführlicher bewerte, warte ich die Standpunkte der anderen Politiker ab, die zu dieser Serie möglicherweise noch ihren Beitrag leisten werden.
Zum Weiterlesen (leider ohne Permalink): Auf seiner Website stellt der Medienpolitiker der SPD 14 Thesen zum Journalismus auf.