In einer Glosse der heutigen F.A.S wird über einen unglaublichen Erfolg feministischer Aktivist_Innen berichtet: Sie haben es offenbar geschafft, ein T-Shirt mit der Aufschrift »In Mathe bin ich Deko« vom grausamen und menschenverachtenden Markt zu verbannen. Das ist nämlich, Sie ahnen es:
ein klassisches Beispiel für Diskriminierung und Alltagssexismus
Zu einem richtigen Shit-Storm ist es wohl gar nicht mehr gekommen. Es scheint eher ein lauwarmer Shit-Wind gewesen zu sein – vulgo: Es war ein Furz im Netz. Aber das reichte: Der Anbieter knickte ein und bietet das T-Shirt nicht mehr an.
Nun könnte man einen Augenblick darüber nachdenken, ob jemals eine junge Frau dazu gezwungen wurde, das T-Shirt zu kaufen und zu tragen.
Man könnte darauf hinweisen, dass die Aufschrift eine gehörige Portion Selbst-Ironie enthält – darin ist es den vielen Hacker-T-Shirts auf einschlägigen Konferenzen nicht unähnlich.
Man könnte sich allerdings auch die Frage stellen: Was um alles in der Welt geht es irgendwelche Gender_Innen, Pirat_Innen und sonstige verbohrte Aktivist_Innen an, welche Aufschrift und welche Ich-Botschaft junge Frauen auf dem eigenen T-Shirt tragen?
Man fragt sich unwillkürlich: Steht Selbstironie unter dem Erlaubnisvorbehalt der Gutmeinenden?
Wann kommen die ersten Öko-Aktivisten angelaufen, um zu verhindern, dass ein Porsche-Fahrer mit dem T-Shirt »In Wahrheit bin ich Öko!« in sein Fahrzeug steigt?
Beide T-Shirts haben in Sachen Selbstironie einen tieferen Sinn. Das T-Shirt des Porsche-Fahrers könnte auf die allgegenwärtige Öko-Heuchelei und das Greenwashing hinweisen. Das T-Shirt einer hübschen Schülerin könnte der deutliche Hinweis für den Mathelehrer sein: Guck nicht bloß! Bring mir etwas bei!
Die Autorin der Glosse in der F.A.S. heißt Bettina Weiguny. Ich lese ihre Artikel gern. Sie ist als Journalistin, Ehefrau und Mutter ziemlich fit in Wirtschaft und Psychologie. Sie findet den Spruch offensichtlich nicht verachtenswert.
Sie gibt uns am Ende ihrer Glosse ein didaktisch wertvolles Rätsel auf. Leider werden sich damit gerade diejenigen nicht befassen, die es am Nötigsten hätten: Die humorlosen Krawall_Aktivist_Innen suchen vermutlich lieber nach dem nächsten Aufreger, statt sich mit Zahlen, Daten und Fakten zu befassen.
Die Aufgabe stammt aus einem Mathebuch der 8. Klasse. Sie ist für Schülerinnen und Schüler gleichermaßen gedacht. Hier ist sie in meinen Worten:
Eine gleichmäßig langsam fahrende Autokolonne wird von einem Flugzeug überflogen. In Fahrtrichtung der Autokolonne braucht das Flugzeug dafür drei Minuten, entgegen der Fahrtrichtung braucht es nur zwei Minuten. Das Flugzeug fliegt gleichmäßig mit 200 km/h. Wie lang ist die Autokolonne? Wie schnell fährt sie?
Lösungsvorschläge bitte per E-Mail an stefanolix (at) gmx (dot) net – in den Kommentaren hinterlassen ;-)
Eine Auflösung mit ausführlichem Lösungsweg gibt es morgen heute Abend. Die noch nicht freigeschalteten Kommentare werden dann natürlich freigeschaltet.
Links zum Thema:
Blog von Bettina Weiguny
Ein Artikel in der TP (Heise)
Ein Artikel in der taz
Ein Artikel in einem Blog der Süddeutschen Zeitung
Ich habe schon die ausführliche Beschreibung der Lösung vorbereitet. Bitte wirklich nur klicken, wenn Sie sich den Spaß am Knobeln nicht verderben wollen: Die Lösung.