Bei SPON darf sich ein ganz großer Spezialexperte für die Zusammenfassungen der Artikel klammheimlich darüber freuen, dass uns in einigen Landesteilen das Wasser in die Häuser läuft, dass die Bauarbeiter nicht arbeiten können, dass die Produktion in vielen Unternehmen stillsteht und dass die Verkehrswege zerstört werden:
Das Hochwasser in Bayern, Thüringen und Sachsen schadet kurzfristig der deutschen Wirtschaft. Doch ist das Wasser erst einmal weg, dürften die notwendigen Reparaturarbeiten als Konjunkturimpuls wirken.
Das steht über einem Artikel, in dem viele schlimme Schäden bilanziert werden.
Diesen Unsinn kann man als solchen entlarven, wenn man die Parabel vom zerbrochenen Fenster verstanden hat. Frédéric Bastiat schrieb schon im Jahr 1855 zusammenfassend:
»Die Gesellschaft verliert den Wert unnütz zerstörter Güter«. (…) »Zerschlagen, zerbrechen und zerstören heißt nicht, die nationale Arbeit fördern“ – oder kürzer: »Zerstörung ist kein Gewinn.«
Frédéric Bastiats »Was man sieht und was man nicht sieht« sollte allen angehenden Journalisten zur Pflichtlektüre gemacht werden! Es steht ja sogar kostenlos zur Verfügung.
Natürlich kann man die Vorbeugung gegen Hochwasserschäden als Konkunkturimpuls betrachten. Solche Bauprogramme laufen einschließlich der Planungen und der Bürgerbeteiligung oft über Jahre. In der Dresdner Innenstadt kann man erste Erfolge sehen.
Aber dadurch entsteht wenigstens ein Nutzen, während durch Zerstörungen immer nur ein volkswirtschaftlicher Schaden entstehen kann – wie Bastiat schon vor mehr als 160 Jahren wusste.
Den Nutzen eines Hochwasserschutzprogramms sieht man. Wir werden dafür auch noch weitere Milliarden ausgeben müssen. Was man nicht auf den ersten Blick sieht: Das Geld für den Hochwasserschutz kann man nicht mehr für andere Dinge ausgeben.
Dieses Geld fehlt dann bedauerlicherweise beim Kauf von Drohnen, beim Ausbau der Gender-»Wissenschaft«, bei der Förderung der Homöopathie und Esoterik, bei der staatlich geförderten Heißluftpropaganda, bei überteuerten staatlichen Prestigebauten – und bei vielen anderen Steuergeldverschwendungen.
Aber es fehlt natürlich auch für wirklich sinnvolle staatliche Investitionen in Bildung, Kultur, Rechtsstaat und Infrastruktur.
Man hört schon die linksgrünen Fraktionen skandieren: »Wir müssen einfach für zehn Jahre die Steuern erhöhen!« – Natürlich könnte man das tun. Aber dieses Geld fehlt den Bürgern, die es nicht mehr selbst ausgeben können. Somit fehlt es an anderen Stellen der Volkswirtschaft.
Es kann also nur eine Lösung geben: Nutzlose Staatsausgaben müssen reduziert werden, damit genügend Spielraum für nutzbringende Investitionen bleibt. Steuersenkungen sind auf mittlere bis lange Sicht nicht möglich. Aber Steuererhöhungen sind auch nicht nötig, wenn man an den richtigen Stellen kürzt.
Durch das Hochwasser geraten zahlreiche Menschen in finanzielle Not. Die meisten Leute bekommen ein echtes Problem, wenn sie mal eben die erst vor kurzem renovierte Wohnung noch einmal renovieren müssen, oder wenn sie zahlreiche Sachen entsorgen und dann neu kaufen müssen.
Das heißt nicht, daß die Konjunktur angekurbelt wird – sondern daß diese Leute für mindestens ein Jahr lang eisern sparen müssen, was für die Konjunktur noch nie besonders gut war.
Abgesehen von dem Zynismus des Spezialexperten, der die vielfache persönliche Not abwiegelt damit, daß es ja aber wirtschaftlich ein Vorteil ist, ist es auch sachlich Unfug: In den betroffenen Gebieten wird jetzt erst einmal vermutlich einseitig Gewinn gemacht in allem, was zur Renovierung nötig ist – und dann lange weit weniger als üblich ausgegeben.
Auch viele kleine und mittlere Unternehmen sind in ihrer Existenz gefährdet, weil sie nicht arbeiten können oder weil ihre Betriebe unter Wasser stehen – und die monatlichen Steuern und Abgaben werden gnadenlos weiter eingetrieben.
Gerade in dieser Hinsicht müsste das Hochwasser doch endlich mal ein Ausgangspunkt für eine Diskussion sein: Wir sichern wir unsere Infrastruktur, die ja wirklich an vielen Stellen geschwächt ist (Brücken, Straßen, Eisenbahnnetz, Stromnetz)? Welche steuer- und abgabenverschwendenden Ausgaben sind stattdessen verzichtbar?
Ich finde es irgendwie daneben, das Hochwasser und dessen Folgen politisch zu vereinnahmen, um wie so oft in diesem Blog gegen „linksgrüne“ Steuerpläne zu hetzen.
Grundsätzlich: Ich hetze überhaupt nicht. Weder gegen das Steuerzahlen noch gegen politische Konkurrenten. Ich habe nutzbringende und nutzlose Staatsausgaben gegenübergestellt.
Die erste politische Vereinnahmung ist via SPON gekommen und ich bin sicher, dass in der Folge viele ähnliche Stimmen ertönen werden. Dieser Beitrag zur Diskussion ist einfach deshalb notwendig, weil die oben beschriebenen volkswirtschaftlichen Zusammenhänge immer wieder vergessen werden.
Ich sehe die Notwendigkeit des Zahlens von Steuern und Abgaben ein, wenn das Geld wirklich nachhaltig verwendet wird. Um so wichtiger ist aber die Kontrolle der Ausgaben.
Was haben denn die angeführten polemischen Beispiele für „Steuergeldverschwendung“ mit „linksgrünen“ Forderungen zu tun? Mal ganz abgesehen davon, wer bestimmt, was „wirklich sinnvolle staatliche Investitionen“ sind.
Die erste politische Vereinnahmung ist via SPON […]
Das bezweifel ich. Woran machst Du denn bitte fest, dass sich der Autor in seinem Artikel „klammheimlich darüber freut“, dass „in einigen Landesteilen das Wasser in die Häuser läuft“?!?
Die Beispiele für Steuergeldverschwendung haben sehr viel mit den Forderungen nach Steuererhöhungen zu tun: Letztere wären nicht notwendig, wenn es erstere nicht gäbe.
Das ist Netzdeutsch. Widerspruch, dem man zustimmt: Kritik. Widerspruch, dem man nicht zustimmt: Hetze.
Was ist denn ein volkswirtschaftlicher Konjunkturimpuls? Und was hat Konjunktur ( als Wachstumswert ) bitte mit der Zerstörung von volkswirtschaftlichem Eigentum zu tun?
Du nutzt wieder mal einen SPON Artikel für einen Deiner recht aufgeblähten Rundumschläge. Ohne Substanz und faktisch falsch.
Du magst die Parabel verstanden haben – und darfst dich als belesen gerieren – aber von simplen wirtschaftlichen Vorgängen hast Du offenbar keinen Schimmer. Und ja – die Flut 2002 bewirkte einen konjunkturellen Anstieg.
Es tut mir leid, Herr Scharnhorst, aber Ihr Troll-Kommentar hat so wenig Substanz, dass ich nicht darauf antworten werde …
Lieber Stefanolix,
Du hast wieder mal den „Finger in die Wunde gelegt“. Diesmal waren es sogar mehrere Wunden.
Diese Feststellung des Schurnalisten im SPON ist unsagbar.
Auch den „Freunden der offenen Gesellschaft“ ist das aufgefallen.
Dort habe ich geschrieben:
„Dieser “Journalist” hat noch vergessen darauf hinzuweisen, dass auch die Journalistenbranche vom Hochwasser profitiert. Die vielen Sonderberichte und aktuellen Reportagen werden doch nicht unentgeldlich geschrieben!
Polizei und Feuerwehr bekommen Überstunden bezahlt. Auch die Ärzte und Psychologen werden einen Boom erleben.
Welch ein Segen ist doch dieses Hochwasser.
“Der große Absturz ist nicht zu befürchten”, schreibt er. Ich gebe ihm recht, nicht zu befütrchten – er ist bereits erfolgt. Jedenfalls für diesen “Journalisten”.
Wirklich! Mir fällt zu diesem “Journalisten” nichts mehr ein.
Ich lasse das mal ungeschrieben, was ich über diesen Bericht denke.“
Hugh, ich habe gesprochen, Paul
Ich habe den FDOG-Artikel leider vorher nicht gekannt, sonst hätte ich darauf verwiesen. Ich wurde via Twitter auf den Artikel bei SPON aufmerksam.
„…Doch ist das Wasser erst einmal weg, dürften die notwendigen Reparaturarbeiten als Konjunkturimpuls wirken…“
Wo steht die Villa von diesem […]? Vielleicht koennte man dort mit einem „Konjunkturaufschwung“ beginnen!?
An der Stelle von […] stand ein persönlicher Angriff, den ich streichen musste.
Na, das ist doch DIE Lösung für bspw. Griechenland: Ein kleiner militärischer Eingriff als Konjunkturimpuls. Legen wir das Land in Schutt und Asche, und schon gehts mit Griechenlands Wirtschaft wieder aufwärts.
Ach, man muss es gar nicht immer bis zum Thema Krieg treiben.
Wenn ein Land aus eigener Kraft investieren kann, braucht es sicher keine Katastrophe. Denn dann werden aufgrund der Folgen der Katastrophe sinnvolle Investitionen verschoben oder unmöglich gemacht. Beispiel: Der verheerende Brand in der historischen Bibliothek in Weimar. Das Geld für die Restaurierung fehlt natürlich woanders.
Wenn ein Land nicht aus eigener Kraft investieren kann, also Schulden machen muss, dann ist die Katastrophe eine doppelte: Dann drücken die Zinsen und man baut mit geliehenem Geld sein Land wieder auf und zahlt noch Jahrzehnte dafür.
Auf Dresden bezogen: Ist es gut oder nicht gut, dass die Talsperre Malter und die Weißeritz-Flutschutzmaßnahmen funktioniert haben? Nach der Logik des SPON-Redakteurs ist es offenbar nicht gut.
Dann drücken die Zinsen und man baut mit geliehenem Geld sein Land wieder auf und zahlt noch Jahrzehnte dafür.
In diesem Zusammenhang würde mich interessieren, ob Gelder aus den Solidaritätsfonds der EU als Darlehen gewährt oder einfach ausgezahlt werden.
http://ec.europa.eu/regional_policy/thefunds/solidarity/index_de.cfm
Wenn sie denn ausgezahlt werden. Denn wie vorhin zu lesen war, hat die EU (vorerst) kein Geld für die Hochwasserhilfe.
http://www.zeit.de/news/2013-06/05/wetter-kommissar-schlaegt-alarm-eu-fehlt-geld-fuer-hochwasserhilfe-05184203
Da ist von einem Nachtragshaushalt die Rede (ich gehe davon aus, daß alles wie immer ist: Deutschland zahlt den Großteil), es ist aber trotzdem kein Geld da (jedenfalls für diejenigen, die diesen Spaß finanzieren), stattdessen erfährt man nebenbei , es gebe neue „Anforderungen für Syrien“. Was bitte hat Syrien mit einem Solidaritätsfond der EU zu tun?
PseudoIntellektueller + DreiGroschenJunge
Angesichts der Flutbilder und Menschen, deren Existenz vernichtet wurde, ist es müßig, im Sinne der zynischen These eines SPON-Pseudointellektuellen zu diskutieren.
Zum zerbrochen Fenster fällt mir noch der Glaser ein, der einen DreiGroschenJungen bezahlt, um sein Geschäft anzukurbeln.
Die Frage, ob man angesichts einer Flut noch über solche Dinge schreiben darf, wird nie endgültig beantwortet werden können. Ich denke, dass meine Replik auf den SPON-Artikel angemessen war.
Jetzt gibt es zwei drastische Überspitzungen: »Wenn Zerstörung durch Hochwasser segensreich für die Wirtschaft sein soll, warum ist es dann die Zerstörung durch Krieg nicht?« und »Wenn zerbrochene Scheiben die Wirtschaft ankurbeln, warum lässt dann der Glaser nicht gleich die Scheiben einwerfen?«
Beide unterstreichen die Aussage des Gleichnisses von der zerbrochenen Scheibe – auf unterschiedliche Art und Weise, durchaus auch grenzwertig.
Aber jetzt lassen wir es bitte alle gut sein. Wer das Beispiel verstanden hat, der braucht keine Erklärungen mehr. Und wer eine Katastrophe immer noch als konjunkturfördernd begrüßt, der wird es jetzt auch durch weitere Diskussionen nicht mehr kapieren.
Tut mir leid wenn es so ankam : Ich wollte Ihnen keinesfalls das Schreiben verbieten.
Mir ging es um das wie.
Stefanolix schrieb :
Zum Letzteren braucht man z.B. nur auf die Schweiz + Schweden schauen.
Sorry, da fehlt wieder mal ´ne blockquote.
Was ein Glück, das Knallchargen wie Sie so was nur im Geiste durchspielen können.
Wenn Sie schon nicht in der Lage sind zu verstehen, auf wessen Logik meine Bemerkung aufbaut (nur als Tip: Meine ist es nicht), dann sollten Sie vielleicht auch nicht antworten.
Na dann klären Sie mal auf : Wessen Logik ?