Heute Morgen gab es eine interessante Debatte unter Dresdner Twitterern. Ausgelöst wurde sie durch die Frage:
Ich habe geantwortet:
Wir brauchen sichere (24 Stunden / Tag verfügbare) Energie. Wir stehen in Konkurrenz mit Nachbarn, die sichere Energie haben.
Wenn man die Begrenzung auf wenige Zeichen berücksichtigt, ist damit schon die Grundlage einer wirtschaftlich nachhaltigen Energiepolitik umrissen.
Das EEG ist das Gegenteil einer nachhaltigen Energiepolitik: Durch die reine Einspeise-Vergütung ohne Rücksicht auf den realen Bedarf entfällt die Notwendigkeit, wirksame Speicher zu entwickeln und zu nutzen. Das EEG ist das anschauliche Beispiel für einen gravierenden Eingriff in den Markt mit den denkbar falschesten Anreizen.
Resultat dieser falschen Anreize sind wirtschaftliche Verluste für die Volkswirtschaft und ein Verlust an Freiheit für jeden Einzelnen. Dabei ist es übrigens völlig belanglos, ob einige Unternehmen von der Umlage befreit sind. Im ÖPNV würde sich die Abschaffung der Befreiung z. B. sofort auf die Fahrpreise auswirken. In anderen energieintensiven Branchen würden die Unternehmen aus dem Land getrieben.
Diese Petition und andere Aktionen gegen den Braunkohlenabbau werden durch die EE-Lobby unterstützt. Die EE-Unternehmen sind naturgemäß für ein Verbot der Energiegewinnung aus Steinkohle, Braunkohle und Erdgas: Sie sehen ihre kurzfristigen und mittelfristigen Profite aus den Zwangsabgaben der Bürger gefährdet.
Die Lobby der großen Energiekonzerne ist dagegen für ein Weiterbestehen des Braunkohlenabbaus und eine (relativ geringe) Erweiterung der Tagebau-Gebiete. Selbstverständlich muss man den großen Energiekonzernen dabei auf die Finger schauen: Die Einhaltung von Umweltauflagen und die Renaturierung der Braunkohlen-Gebiete sind unabdingbare Voraussetzung für die Akzeptanz des Braunkohlenabbaus. Dafür wird heute viel mehr getan als in der DDR-Zeit.
Ich kenne die harte Arbeit im Braunkohlentagebau von früher: So wie viele andere Soldaten im Grundwehrdienst habe ich dort in den Wintern 1986/87 und 1987/88 mit geholfen. Bei -20°C haben wir Bänder und Verlade-Trichter vom Eis und von angefrorener Rohbraunkohle befreit.
Wir haben damals auch geholfen, einen kleineren Bagger zu versetzen: Vor dem Bagger wurden Schienen verlegt, dann rückte der Bagger ein Stück vor – und dann wurden die Schienen von hinten nach vorn transportiert, um sie wieder neu zu verlegen.
Das war härteste körperliche Arbeit bei bitterer Kälte. Vermutlich wird man heute bessere Technik einsetzen, aber in sehr harten Wintern dürfte es bis heute kein Kinderspiel sein.
Ich habe in der DDR-Zeit den Eingriff in die Umwelt gesehen – einen Eingriff, der für das Funktionieren der Energieversorgung in der DDR lebenswichtig war. Ich war auch auf den Truppenübungsplätzen in der Braunkohlengegend und kenne die Natur dieser Landschaft in mehreren Zuständen. Deshalb sehe ich einen großen Unterschied zur heutigen Zeit:
Heute gibt es Umweltauflagen und Kontrollen – sowohl beim Abbau als auch in den Kraftwerken. Heute wird schon bei der Planung des Abbaus bis zum Renaturieren der Tagebaue weitergedacht. Heute wird eine Gesamtbilanz aus Kosten und Nutzen aufgestellt. Der größte Nutzen: Unsere Wirtschaft hat mit einem gesunden Mix mehrerer Energieträger eine stabile und wirtschaftlich effiziente Energieversorgung. Zu den Kosten zählt eben auch die Renaturierung und die Umsiedlung einiger weniger Menschen.
Aber Energie werden wir nie ohne Eingriffe in die Natur gewinnen können. Es kommt immer auf die Gesamtbilanz an: Wie effizient, wie stabil, wie nachhaltig ist unsere Energieversorgung? In dieser Hinsicht stehen die hochmodernen Braunkohlenkraftwerke nicht schlecht da.
Der wissenschaftliche und technische Fortschritt hat dazu geführt, dass z. B. der Feinstaub-Ausstoß aus den Kohlekraftwerken drastisch reduziert wurde. Er ist nach mehreren Filterstufen kaum noch messbar und somit in der Gesamtbilanz nicht mehr relevant. Deshalb protestieren die EE-Lobbyisten am meisten gegen die modernen Kraftwerke, die noch eine Laufzeit von 30 Jahren haben. Darin sehen sie die größte Gefahr für ihre eigenen Geschäfte.
Die erste Antwort des Petitions-Befürworters war übrigens das klassische Totschlag-Argument des Jahres 2013:
Komme mir bitte nicht mit diesen AfD-Argumenten, auf diese Diskussion habe ich keinen Bock. Danke.
Ich bewundere ja jeden, der mit so einfachen Antworten leben kann. Fairerweise sei hinzugefügt: Später wurde die Diskussion dann deutlich besser.