Der große Medienjournalist Mario Sixtus warf sich in die Brust und twitterte dieses:
Mario Sixtus: Wie sehen sie eigentlich aus, die Leute, die auf Facebook menschenverachtende Hass-Kommentare schreiben?
Dazu verlinkte er eine Adresse bei Tumblr, die ich bewusst aus dem Zitat herausgenommen habe, weil sie erstens zweifelhaftes und zweitens menschenverachtendes Material zeigt.
Auf meine Anfrage, ob dann nicht eine Anzeige statt des Prangers angemessen sei, antwortete er:
Mario Sixtus: Das ist kein Pranger, das ist eine Sammlung freiwillig abgegebener, öffentlicher Informationen.
Und dann trat er wenig später im nächsten Tweet nach:
Mario Sixtus: Was soll man eigentlich von Leuten halten, die sich mehr um die Menschenwürde von Hatern und Hetzern sorgen, als um die von deren Opfern.
Hier sind zwei seiner Tweets zum Beweis noch als Screenshots:
Nun muss ich zugeben: Ich sorgte mich zum Zeitpunkt meiner Einwände in erster Linie um die Menschenwürde von fahrlässig oder vorsätzlich falschbeschuldigten Menschen.
Die Menschenwürde von »Hatern« und »Hetzern« ist allerdings im Grundgesetz ebenso stark verankert, wie die Menschenwürde von Pranger-Betreibern und die Menschenwürde der »Bomber-Harris! DO IT AGAIN« grölenden Personen.
Die Menschenwürde ist im Grundgesetz nicht davon abhängig gemacht, ob sich jemand menschenwürdig benimmt.
Und dann stellt sich schon die Frage: Was soll man eigentlich von einem Medienjournalisten halten, der solche Dinge in die Welt setzt? Es sind doch in dieser Sache mindestens drei Grundsätze zu beachten.
Da ist zum ersten der Grundsatz: Sichere Deine Quellen. Ich sehe keinen Beleg dafür, dass exakt die Personen auf den Bildern die Hass-Sprüche geschrieben haben – oft genug werden im Netz Bilder von Unbeteiligten missbraucht oder Stock-Photos verwendet.
Darf man aus der Zugehörigkeit eines Fotos zu einem Profil zu schließen, der Mann auf dem Bild habe jemanden diffamiert? Ich halte das für abenteuerlich. Es gibt bekanntlich nicht wenige Fake-Profile – und gerade bei Hassverbreitern ist die Wahrscheinlichkeit des Missbrauchs eines Bildes hoch.
Da ist zum zweiten der Grundsatz: Achte die Rechte der Menschen, über die Du berichtest. Auch das tun die Betreiber dieses Tumblr nicht. Bevor man eine Person auf einem Bild öffentlich als »Hater« oder »Hetzer« hinstellt, muss er rechtskräftig verurteilt sein oder es muss sehr gute Beweise für seine Täterschaft geben. Bis dahin ist er allenfalls tatverdächtig und sein Bild darf in der Presse nicht öffentlich zur Schau gestellt werden.
Und zum dritten gibt es noch die Bildrechte: Das Recht des Fotografen an seinem Werk und das Recht der abgebildeten Person am eigenen Bild. Beides wird missachtet, wenn das Bild ungefragt auf eine andere Website übernommen wird.
Wenn eine Boulevard-Zeitung mit solchen Methoden wie der Tumblr »Lookismus gegen Rechts« arbeiten würde, dann würden Datenschützer, BILD-Blog, Medienjournalisten und Medienkritiker sofort auf den Barrikaden stehen. Das wäre auch völlig angemessen.
Die grundlegenden Anforderungen an Berichterstattung und Kommentierung müssen dann aber für alle gelten. Vor allem für diejenigen, die sie sich als Journalisten bezeichnen.
Danke, ich hatte auch schon darüber nachgedacht, diese Seite im Blog zu kommentieren, aber ich hätte es nicht so treffend hinbekommen.
Ich habe auch lange darüber nachgedacht. Bei der ersten Version heute früh ist mir WordPress unter den Händen abgestürzt.
Thumbs up – gut auf den Punkt gebracht; danke
LG, Gerlinde
PS: auch Moerder usw. schauen nicht nach ‚Moerdern‘ usw. aus; es gibt schliesslich kein Mustergesicht dafuer. Wir haben ja schon Schwierigkeiten mit der ‚Schubladisierung‘ von Menschen in div. ‚Alters-Stufen‘.
Da fällt mir gerade ein: Welche Regimes waren das denn, die anhand von Physiognomien Verbrecher aussortieren wollten?
Whoever is first to find out is meant to tell the other one, PLEASE.
D.h.: ich weiss es leider nicht – habe aber 2 Nationen als ‚Tatverdaechtige‘ hierzu durch meine Gehirnwindungen schiessen ;-) :-D
Ich geh‘ dann wohl mir besser zumindest einen Faecher zum gelegentlichen Verstecken dahinter organiseren, hey ;-)
Magst/brauchst auch Einen?
(und duck und weg hier ;-) :-D)
LG, Gerlinde
Ablage unter: wenn’s nicht so traurig waer, waer’s glatt zum Lachen.
Es ist schade, dass du deine ausgezeichneten Posts nicht automatisch tweeten lässt. Alles muss ich selbst machen ;-)
Danke (auch an Gerlinde und Peter) für das Lob. Ich schreibe jetzt seltener, aber manchmal muss es raus …