Gestern hat die Leipziger FDP via Twitter bekanntgegeben, dass sie anlässlich des bevorstehenden Wahlkampfs ab sofort die Ärmel hochkrempeln wird. Man reibt sich die Augen und stellt sich spontan die Frage: Welche Partei krempelt im Wahlkampf die Ärmel nicht hoch?
Aber interessanter ist die Frage: Mit welchem Bild illustriert die FDP ihr Krempeln? Sie verwendet dieses Bild von »Rosie the Riveter«. Das ist eine fiktive Figur, die in den USA in der Zeit des II. Weltkriegs eine Art Werbe-Ikone war. Mit Rosie wurde dafür geworben, dass Frauen die Plätze der Facharbeiter an Maschinen und Fließbändern einnehmen sollten.
Das Bild wird inzwischen von vielen Seiten vereinnahmt – unter anderem von Genderist*Innen, die ihren frei drehenden Aktivismus damit aufwerten wollen. Es ist also kein Alleinstellungsmerkmal.
Auf dem Bild krempelt also eine Facharbeiterin die Ärmel hoch, weil sie ihre Arbeit an der Maschine genauso gut schaffen will, wie es die männlichen Facharbeiter vor der Einberufung zur Armee geschafft haben. Was hat das aber mit der FDP zu tun?
Die FDP hat sich in der Zeit des Wahlkampfs 2009 in der Tat kurzzeitig für leistungsstarke und gut verdienende Facharbeiter interessiert. Die Partei hatte damals realisiert, dass diese Facharbeiter als Wählergruppe interessant sein könnten, weil sie z. B. von einer Abschaffung der kalten Progression profitieren würden. Diese Hinwendung zu bisher vernachlässigten Wählergruppen brachte ihr bei der Wahl 2009 ein Rekordergebnis.
Allerdings fällt mir spontan kein Gesetz ein, das die FDP in der schwarz-gelben Regierungszeit zugunsten der Arbeiter durchgesetzt hätte. Die kalte Progression wurde nicht abgeschafft, die Steuer- und Abgabenbelastung wurde nicht gesenkt, das Steuersystem wurde an keiner Stelle vereinfacht. Um es auf Leipzig zu übertragen: Keine Gesetze für Rosie bei BMW, keine Gesetze für ihren Mann bei Amazon.
Deshalb bleibt dieses Poster inmitten der FDP-Kandidaten eine hohle Pose.