Militärausgaben

25. September 2014

Gerade macht eine dem Anschein nach plausible Gegenüberstellung von zwei Zahlen die Runde:

Die Russen sind gefährlich, sie geben 0,09 x so viel für Rüstung aus wie wir, also 88 Mrd., wir dagegen nur 945 Mrd.

schreibt zum Beispiel @jottes via Twitter. Er bezieht sich dabei auf das neue politische Fachmagazin „Die Anstalt“, das ja mit seiner Reichweite und Glaubwürdigkeit für so manchen Twitterer alle politischen Sendungen verdrängt hat.


Warum ist der Vergleich dieser beiden Zahlen populistischer Unsinn?

  1. Die Kaufkraft von 88 Milliarden Dollar ist in Russland viel höher als in der Bundesrepublik oder in den USA. Waffensysteme werden in Russland aufgrund der Einkommensstruktur erstens kostengünstiger entwickelt und produziert; zweitens aus anderen Quellen quersubventioniert.
  2. Beide Zahlen sind offizielle Haushaltszahlen. In Russland (und auch in China) gibt es aber Schattenhaushalte für die Rüstungsausgaben. Das ist in der Bundesrepublik gar nicht möglich, in anderen NATO-Staaten wohl auch eher unwahrscheinlich.
  3. In der russischen Armee zählt ein Soldatenleben bis heute nahezu nichts. Russische Rekruten leben in primitivsten Verhältnissen. Die Pro-Kopf-Aufwendungen der russischen Armee für Kasernen und Sozialleistungen dürften im Vergleich mit der Bundeswehr oder der US-Streitkräfte zu vernachlässigen sein. Gleiches gilt für die Pensions-Ausgaben.
  4. Westliche Armeen wie die Bundeswehr oder die US-Streitkräfte leisten sich eine ausgedehnte und teure Bürokratie. Die russische Armee hat sicher auch Bürokraten, aber sie kosten viel weniger als im Westen und sie können anders budgetiert werden.
  5. [Ergänzung mit Dank an @hellboyvienna]: Die Arbeitsbedingungen in der russischen Rüstungsindustrie sind nicht mit unseren Arbeitsbedingungen zu vergleichen, somit wird die Technik günstiger zu beschaffen sein.
  6. [Ergänzung mit Dank an Wehrwolf]: Russland hat eine Wehrpflichtarmee. Damit stehen zehntausende junge Männer quasi kostenlos für den Dienst an der Waffe bereit. Wikipedia weiß: Der Dienst als Wehrpflichtiger in den russischen Streitkräften gilt als schwer erträglich bis lebensgefährlich und wird deshalb nach Möglichkeit, auch mithilfe von Korruption, umgangen. Auch dieser Aspekt sollte zur Differenzierung anregen.

Faustregel: Wann immer Euch jemand in den [öffentlich-rechtlichen oder privaten] Medien eine oder zwei Zahlen vorgibt, um damit einen komplexen Zusammenhang zu erklären, dann jagt diesen Menschen vom Hof. Entweder macht er Propaganda, oder er will Euch über den Tisch ziehen, oder er weiß es nicht besser.

Über Zahlen, Daten und Fakten würde ich mit solchen Leuten allenfalls dann diskutieren, wenn ich das Gefühl hätte, dass sie lernfähig sind. Diesen Eindruck habe ich bei der sendungsbewussten Schauspielerin aus der „Anstalt“ allerdings nicht.


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Einige Fakten zum »DGB-Faltblatt« über die AfD Thüringen

9. September 2014

Ich schreibe den folgenden Artikel ausdrücklich aus großer Distanz zur Partei AfD. Diese Partei ist im Europäischen Parlament und im Sächsischen Landtag, weil die bürgerlichen Parteien, die SPD und die Grünen auf fast allen wichtigen politischen Feldern versagt haben.

Den Einzug der AfD in die beiden Parlamente muss ich als Demokrat respektieren. Aber die AfD kann aus meiner Sicht keine Lösung der Probleme anbieten und sie hat aus heutiger Sicht keine Gestaltungsperspektive.

[Hinweis (10.09.2014): Es gibt inzwischen Hinweise, dass es sich bei dem dargestellten Faltblatt um eine Fälschung handeln kann. Deshalb steht »DGB-Faltblatt« jetzt in Gänsefüßchen.
Zweiter Hinweis (14.09.2014): Es ist keine Fälschung.]


Trotzdem bin ich gegen Verzerrung und Dämonisierung. Mit der AfD muss man sich wie mit jeder anderen demokratischen Partei auseinandersetzen. Momentan geht ein Faltblatt des DGB Thüringen um, in dem Behauptungen aufgestellt werden, die ich als Demokrat so nicht stehenlassen kann.

Denn mit der gleichen Böswilligkeit könnte jemand die Piraten, die FDP, die Freien Wähler aus Bayern oder eine andere Partei so diffamieren. Ein fairer Wettbewerb der Parteien muss gewährleistet bleiben.


Ich habe mir das vollständige Programm der AfD Thüringen als PDF-Datei heruntergeladen und nach den Behauptungen des DGB gesucht. Der DGB behauptet ausdrücklich, dass die AfD Thüringen folgende Forderungen aufstelle:

AfD_Flyer

Dann sollte es ja kein Problem sein, diese Aussagen im AfD-Programm auch zu finden. Dachte ich. Aber lesen Sie selbst …


Die DGB-These 1 besagt: Die AfD Thüringen fordere eine Lohnsenkung um 20 bis 30 % und sie sei gegen den Mindestlohn. Tatsache ist: Der Mindestlohn kommt im AfD-Programm für Thüringen gar nicht vor. Stattdessen ein Absatz, der wortgleich von den Grünen, von der Linkspartei oder vom DGB stammen könnte:

Löhne und Gehälter müssen eine Existenzsicherung der Beschäftigten sowie ihrer Familien ermöglichen. Es kann von uns nicht akzeptiert werden, wenn Unternehmen missbräuchlich lohnergänzende Leistungen des Sozialstaats ausnutzen, um Menschen als billige Arbeitskräfte auszubeuten.


Die DGB-These 2 besagt: Die AfD Thüringen fordere den »Rückzug des Staats aus dem Arbeitsmarkt« und damit den Wegfall der Arbeitsschutzgesetze sowie des Arbeitszeitgesetzes und des Mindesturlaubs. Tatsache ist: Davon steht nichts im Programm. Weder vom Wegfall der Arbeitnehmerschutzgesetze noch vom Rückzug des Staats aus dem Arbeitsmarkt. Arbeitsmarktpolitisch könnte folgender Satz gewertet werden:

Die Schaffung gut bezahlter Arbeitsplätze muss bereits bei der Förderung von Unternehmensansiedlungen berücksichtigt werden.

Vom Rückzug des Staates ist da nichts zu lesen.


In DGB-These 4 wird behauptet, die AfD setze sich für Ausbeutung und Profitmaximierung der Unternehmer ein. Tatsache ist, dass sie auch zu diesem Thema eher eine linke Aussage bringt:

Die AfD sieht in einer prosperierenden Wirtschaft keinen Selbstzweck. Vielmehr hat diese dem Menschen zu dienen. Wir werden uns daher für eine angemessene Bezahlung von Arbeitnehmern einsetzen.

Dann folgt der schon zitierte Satz:

Die Schaffung gut bezahlter Arbeitsplätze muß bereits bei der Förderung von Unternehmensansiedlungen berücksichtigt werden.

Ich sehe in dem Programm nichts, was die DGB-Behauptung bestätigen würde.


In DGB-These 5 wird behauptet, die AfD setze sich für eine Erhöhung des Rentenalters ein. Das Wort Rente kommt auf den Seiten 6 und 7 des AfD-Programms für Thüringen vor, aber es ist von keiner Erhöhung des Rentenalters die Rede. Stattdessen:

Wir fordern ein langfristig tragfähiges Rentenkonzept, das die Generationengerechtigkeit zwischen den heutigen Rentnern und künftigen Generationen wieder herstellt.

Außerdem sollen die Kindererziehungszeiten bei der Rentenberechnung stärker berücksichtigt werden. Beides sind allgemeine Forderungen, die im Grunde von allen demokratischen Parteien vertreten werden.


Stimmt denn wenigstens die DGB-These 8? Will die AfD das Studium nur noch für die Kinder reicher Eltern freigeben? Im Abschnitt zu Wissenschaft und Berufsausbildung ist dazu nichts zu finden.

Aber lesen Sie den Abschnitt doch bitte selbst und testen Sie ihn auf Demokratie-Kompatibilität ;-)


Die restlichen Thesen des DGB zu den angeblichen Forderungen der AfD habe ich nicht untersucht – denn je plumper und unschärfer eine Behauptung ist, desto schlechter kann man sich damit auseinandersetzen. Dieses DGB-Faltblatt ist ein typisches FUD-Produkt. Es soll Angst, Unsicherheit und Zweifel verbreiten. Mit dem Programm der AfD für die Thüringer Landtagswahl hat es nichts zu tun.

Auch für die Auseinandersetzung mit dem DGB-Faltblatt gilt der Satz: Bullshit zu widerlegen fordert zehnmal so viel Energie wie Bullshit zu erzeugen. Noch mehr Energie möchte ich in die Auseinandersetzung nicht stecken. Nur soviel noch: Dämonisierung ist immer falsch. Der DGB hat mit seiner durchschaubaren Kampagne vielleicht mehr für die AfD getan als mancher ihrer Wahlkämpfer.


Bleibt die Frage: Warum habe ich die AfD in Sachsen nicht gewählt und warum würde ich sie in der nächsten Woche in Thüringen nicht wählen? Ganz einfach: Weil sich die AfD aus allen Programmen von national-konservativ über liberal bis hin zu linken und protektionistischen Forderungen bedient hat. So sieht eine populistische Wundertüte aus.

Es gibt sogar einige Positionen, die deckungsgleich oder sehr ähnlich mit Inhalten der Piratenpartei sind (alle Zitate in der folgenden Liste sind aus dem AfD-Programm für Thüringen und die Liste ist vermutlich nicht vollständig):

  1. die Forderung nach transparentem Regierungs- und Verwaltungshandeln (Open Government)
  2. die partizipatorische Demokratie durch moderne Beteiligungsformen zu fördern
  3. die Verabschiedung eines Transparenz- und E-Government-Gesetzes
  4. die proaktive Veröffentlichung von Daten und Informationen aus Politik und Verwaltung unter der Wahrung von Persönlichkeitsrechten zur freien Nutzung
  5. die Daten sind mit Hilfe barrierefreier OpenData Portale nach dem Berliner oder Hamburger Vorbild verfügbar zu machen
  6. den Dialog mit Politik und Verwaltung, wie etwa Volkspetitionen, Volksbegehren oder Volksabstimmungen
  7. der Grundsatz „Open Source First“ bei IKT-Neuentwicklungen oder -Anschaffungen

Das Programm macht auf mich den Eindruck, als ob da jemand die schönsten Forderungen aus allen demokratischen Parteiprogrammen zusammengetragen hat – in dem Bewusstsein, keine davon erfüllen zu müssen.

Es wäre besser, wenn sich die etablierten Parteien CDU, SPD, FDP und Grüne mal damit beschäftigen würden, was sie in den letzten zwanzig Jahren falsch gemacht und womit sie die AfD so groß gemacht haben. Alle etablierten Parteien sollten sich ihrer Verantwortung stellen und endlich damit aufhören, eine Partei zu dämonisieren, die sie selbst geschaffen haben.



Lebensmittelvernichtung? – Die Unstatistik des Tages (08.09.2014)

8. September 2014

In einem Bericht auf der Hochschulseite der »Sächsischen Zeitung« über studentische Lebensmittelretter wird heute folgendes Zahlenspiel veröffentlicht:

Deutschlandweit werden jedes Jahr mehrere Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Allein gerechnet auf die deutschen Privathaushalte landen pro Jahr genießbare Speisen im Wert von 22 Milliarden Euro im Müll. Tendenz steigend. [Quelle]

Vermutlich hat die Autorin gemeint: Eine Anzahl Tonnen mit ganz vielen Nullen. Denn »mehrere Tonnen« kann ja offensichtlich nicht stimmen. Aber wen interessieren schon Zehnerpotenzen?

Über die Zahl von 22 Milliarden Euro scheint sich die Autorin dagegen ganz sicher zu sein – auch wenn sie dafür keine Quellenangabe bereitstellt. Wieder einmal gilt: Wer in unserer Qualitätspresse nicht nur wilde Zahlen konsumieren will, sollte sich informieren. Diese Zahl ist unter anderem auf der Website der Organisation »Foodsharing« zu finden, zu der die Dresdner Studenten gehören – aber ohne Quellenangabe und ohne Berechnungsgrundlage.


Es gibt zweifellos eine vermeidbare Verschwendung von Lebensmitteln in Deutschland – aber es gibt auch begründete Zweifel an den Zahlen, die solche Organisationen verbreiten. Zuerst habe ich mich daran erinnert, dass es schon mal eine Unstatistik des Monats gab, in der Walter Krämer sich mit diesem Thema befasst hat. Er schrieb unter anderem:

Bei näherem Hinsehen entpuppt sich aber auch ein großer Teil dieser verbleibenden Prozentsätze wie auch der von den Kirchen beklagten weggeworfenen 83 Kilogramm als unvermeidbarer oder teilweise unvermeidbarer Abfall wie beispielsweise Brotrinden oder Apfelschalen. So schätzt die Studie, auf die sich die Meldungen der Kirchen beziehen, dass nur 38 Kilogramm der von den Verbrauchern weggeworfenen Lebensmittel definitiv vermeidbar waren.

Also gibt es bereits ein großes Intervall, in dem die tatsächlich weggeworfene Lebensmittelmenge liegen könnte. Wenn aber schon die Menge so unsicher ist und wenn mit dem Preis eine weitere Unsicherheit hinzukommt, dann kann die Zahl von 22 Milliarden Euro nur hanebüchener Unsinn sein.


In der Unstatistik des Monats zu den Lebensmittelabfällen ist eine Studie im Auftrag der Bundesregierung verlinkt, auf die sich die Aktivisten offenbar beziehen. Dort wird im Abschnitt 2.4.4 zu den privaten Haushalten ganz offen festgestellt, dass darüber im Grunde überhaupt nichts Sicheres bekannt ist:

  1. Der Anteil an Lebensmittelabfällen deutschlandweit sei nicht bekannt.
  2. Der Anteil an Lebensmittelabfällen aus Haushalten in der Biotonne sei nur in Ansätzen vorhanden.
  3. Es seien keine Daten über den Anteil der Lebensmittelabfälle an der Mittel- und Feinfraktion in der Biotonne vorhanden.
  4. Daten zur Zusammensetzung der Lebensmittelabfälle (im Restmüll) nach Vermeidbarkeit seien nicht existent.
  5. Die Menge an Lebensmittelabfällen, die nicht ins kommunale Sammelsystem entsorgt werden, sondern eigenkompostiert, an Haustiere verfüttert oder in die Kanalisation eingebracht werden, seien nicht bekannt.

Wenn man schon nicht ansatzweise weiß, wie viele Kilogramm ein Haushalt wegwirft und wenn man erst recht nicht den Wertanteil dieser Lebensmittel kennt – wie will man dann den Gesamtwert der weggeworfenen Lebensmittel benennen? Man kann es einfach nicht! Trotzdem wird in der Studie ohne Quelle, Herleitung oder Rechenweg die folgende Behauptung aufgestellt:

Die Menge vermeidbarer und teilweise vermeidbarer Lebensmittelabfälle aus Haushalten in Deutschland entspricht einem Geldwert von 16,6 bis 21,6 Milliarden EUR pro Jahr bzw. rund 200 bis 260 EUR pro Kopf und Jahr. Für einen durchschnittlichen Vier-Personen Haushalt bedeutet das, dass pro Jahr vermeidbare und teilweise vermeidbare Lebensmittelabfälle im Wert von rund 935 EUR in Restmüll, Biotonne und Kanalisation entsorgt, eigenkompostiert oder an Haustiere verfüttert werden.

Und auf diese völlig aus der Luft gegriffenen Zahlen beziehen sich dann: Aktivisten, Qualitätspresse – und alle Zeitungsleser, die nicht nachprüfen, was sie da angeboten bekommen. Das letzte Wort sei Walter Krämer überlassen:

Fast noch bedenklicher aus ethischer Warte erscheint aber der kaum beklagte Umstand, dass allein in Deutschland jedes Jahr über 4 Millionen Tonnen Lebensmittel zu Kfz-Treibstoff verarbeitet werden.



Ist der weiße heterosexuelle Hai ein Sexist?

5. September 2014

Am Morgen machte eine Meldung aus dem Telegraph die Runde: Haifische töten neunmal mehr Männer als Frauen. Die amerikanische Publizistin Christina Hoff Sommers twitterte daraufhin ironisch:

The gendered choices of sharks.

Schon die Einleitung des Artikels legt den Verdacht nahe, dass es sich hier um eine Unstatistik handelt. Es wird eine einzige Kennzahl aus einer komplexen Studie in den Mittelpunkt gestellt – und diese Kennzahl eignet sich ganz zufällig für eine reißerische Schlagzeile.

Sharks nine times more likely to kill men than women, study says

Im Artikel wird dann behauptet:

Men are targeted in 84 per cent of all unprovoked shark attacks, and make up 89 per cent of all shark bite fatalities – which means that women are statistically more likely to survive a shark attack.


Was steht fest? 84 Prozent der Verletzten und 89 Prozent der Toten in den registrierten Fällen unprovozierter Hai-Attacken waren Männer. Kann man daraus ableiten, dass Frauen eine größere Chance haben, diese Hai-Attacken zu überleben? Dazu muss man die Gesamtzahl der Fälle kennen.

Im Artikel sind die drei Küstenregionen mit den häufigsten tödlichen Hai-Attacken aufgeführt. Dort wurden insgesamt 1.072 nicht provozierte Attacken registriert, bei denen 85 Menschen starben. Da die Datenbasis der Studie noch nicht veröffentlicht wurde, rechne ich mit diesen Zahlen weiter.

Australia topped the leader-board for fatalities, with the highest number of shark attack deaths of any nation over the period. It recorded 171 shark attacks, 32 of which were fatal, compared with South Africa’s 132 bites and 28 fatalities, and the United States, which recorded 769 bites but only 25 fatalities.


Wenn Frauen einen Anteil von 16% an den Opfern aller Angriffe haben, sind das 172 Fälle. Wenn Frauen einen Anteil von 11 % an den Todesopfern haben, sind bei diesen Angriffen 9 Frauen gestorben. Somit beträgt die Überlebensquote der Frauen 94.8 %.

Bei den restlichen 900 Angriffen starben 76 Männer. Damit haben die Männer eine Überlebensquote von 91.6 %. Also hat die Zeitung rein mathematisch recht: Frauen haben eine geringfügig höhere Überlebensquote.


Aber hat das Geschlecht wirklich einen Einfluss auf die Überlebensquote? Das darf bezweifelt werden. Erstens ist der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Fälle viel zu gering, um daraus substantielle Schlüsse ziehen zu können.

Zweitens ist der Unterschied der Überlebensquoten sehr gering. Beide liegen deutlich über 90 % – was wohl vor allem auf die gute medizinische Versorgung sowie auf fähige und gut ausgerüstete Rettungskräfte in den USA zurückzuführen ist. An den anderen beiden Küsten möchte ich lieber nicht von einem Hai angegriffen werden.

Drittens haben auf die Überlebensquote außer dem Geschlecht viele andere Faktoren Einfluss: Wie weit haben sich die Personen vom Ufer entfernt? Wie lange dauerte es bis zum Eintreffen der Rettungskräfte? Wie weit war der Weg bis zum nächsten Krankenhaus?


Artikel: Sharks nine times more likely to kill men than women


PS: Thomas Pauli wies auf Twitter darauf hin, dass das Geschlecht der angreifenden Haifische in der Studie offenbar vernachlässigt wurde. Wir sollten unbedingt die Gender-Beauftragte informieren. Vermutlich wird bei der Untersuchung herausgefunden, dass 100 % der angreifenden Haifische männlich waren, denn weibliche Haifische würden ja niemals auf die Idee kommen …