Kann ein Land schuld an der Krise in Europa sein?

Das Magazin brand eins überraschte mich heute mit einem Artikel unter der Überschrift »Ist Deutschland schuld an der Krise in Europa?«

Wer auch nur eine Minute über diese Frage nachdenkt, wird wohl nicht JA oder NEIN sagen, sondern mit der rhetorischen Gegenfrage antworten: »Kann ein Land schuld an der Krise in Europa sein?«


Deutschland ist nicht schuld?

Der Artikel beginnt mit zwei Alibi-Absätzen, die ein NEIN nahelegen könnten. Er verweist auf ein BIP-Wachstum in Deutschland von 4.5 % in sieben Jahren. Das entspricht einem jährlichen Mittel von knapp 0.7 % und ist somit sehr bescheiden.

Wer will, sieht ein Wirtschaftswunder hierzulande. In der Eurozone befindet sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf noch immer unter dem Niveau von 2007 – nur in Deutschland liegt es inzwischen rund 4,5 Prozent darüber. Ähnlich erfolgreich präsentiert sich das Land bei der Arbeitslosenquote (deutlich niedriger als 2007) und den Exportüberschüssen (deutlich höher). Krise ist woanders.

Sicher: Einige südeuropäische Länder haben in diesem Zeitraum Rückschritte gemacht und somit sinkt der Mittelwert in der gesamten Eurozone. Aber das liegt an einem ungesunden Wirtschaftswachstum zwischen 2000 und 2007. Als die Immobilien- und Schuldenblasen geplatzt waren, kam es zu einem Rückschlag.

Wenn sich die eingangs gestellte Frage auf die gesamte EU bezieht, sollte auch an die Länder erinnert werden, die den Euro nicht eingeführt haben und deren Wirtschaft sich besser als in den Krisenstaaten entwickelt hat.


Deutschland ist schuld!

Kernaussage der vielen weiteren Absätze des Artikels ist ein lautes »JA!« – Deutschland ist schuld an der Krise in Europa. Die Preise in Deutschland hätten nämlich stärker steigen müssen als durchschnittlich um 0.9 %, damit es in ganz Europa zu einer einheitlichen Inflationsrate gekommen wäre.

Genau das aber taten sie nicht – schuld daran ist die deutsche Politik. Infolge der Agenda 2010 sanken die Löhne und damit die Inflationsrate hierzulande.
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Davon profitierte die deutsche Wirtschaft. Zwischen 1998 und 2007 konnten sich hiesige Unternehmen einen Kostenvorteil sichern, gemessen an den nominalen Lohnstückkosten.

Ich weiß nicht, über welche Zahlen der brand-eins-Autor verfügt. Aber mir ist keine exportorientierte Branche bekannt, die sich durch gesunkene Löhne auf dem Weltmarkt einen Vorteil gesichert hätte. Im Gegenteil: Die Mitarbeiter in unseren Export-Branchen Fahrzeugbau, Maschinenbau oder Chemie verdienen sehr gut und die Löhne haben dort überdurchschnittlich zugelegt.

In der Auto-Industrie haben die Lohnkosten einen Anteil von etwa 10 % an den Gesamtkosten; in der exportorientierten Chemie-Industrie dürfte es kaum anders aussehen.

Es gibt einen viel plausibleren Grund für die vergleichsweise guten Lohnstückkosten in den Branchen, die im internationalen Wettbewerb stehen: Ein hohes Maß an Automatisierung und Rationalisierung.


Deutschland ist doppelt schuld!

Aber wenn man Deutschland eine richtig große Schuld in die Schuhe schieben will, braucht man noch einen zweiten Schuhlöffel:

Noch verhängnisvoller aber war, dass die Bundesregierung nach dem Ausbruch der Krise darauf bestand, dass die Schuldnerländer ihre verlorene Wettbewerbsfähigkeit mit Strukturreformen – sprich: Lohnsenkungen – wiederherstellen sollten.

Das ist nun gleich auf mehreren Ebenen falsch. Erstens haben »die Institutionen« mit den Schuldnerländern verhandelt – in diesen Institutionen hat Deutschland sicher Einfluss, aber mehrere andere Länder haben selbstverständlich auch ihre Interessen eingebracht.

Zweitens sind Strukturreformen keinesfalls mit Lohnsenkungen gleichzusetzen – diese Lohnsenkungen könnte man auch von Deutschland aus gar nicht durchsetzen. Und drittens hat Deutschland sehr viel Geld investiert, um die krisengeschüttelten EU-Partner wieder kredit- und geschäftsfähig zu machen.


Reden wir über Geld!

Der Autor rechnet uns vor, dass die Reallöhne in der Zeit von 2001 bis 2007 gesunken seien (Hervorhebungen von mir):

Doch zuvor, von 2001 bis 2007, gingen die Reallöhne um 3,2 Prozent zurück. Die Binnennachfrage veränderte sich mit einem Plus von 2,7 Prozent kaum. Im selben Zeitraum nahmen die Löhne im übrigen EU-Raum um 3,6 Prozent und die dortige Binnennachfrage um 18 Prozent zu. Insgesamt hat diese Periode des extremen Sparens Deutschland zwar einen zusätzlichen Exportüberschuss von knapp 130 Milliarden Euro gebracht, aber rechnerische Verluste bei der Binnennachfrage von rund 350 Milliarden.

Warum ist denn die Binnennachfrage gleich geblieben, während die Reallöhne gesunken sind? Das Sinken der Reallöhne liegt vor allem an den steigenden Sozialabgaben der Arbeitnehmer. Diese Umverteilung hat kaum einen Einfluss auf die Binnennachfrage, weil vor allem die Krankenkassen und Pflegekassen das Geld vorwiegend im Inland wieder ausgeben.

Die zitierten »rechnerischen Verluste« sollen sich wohl auf ein fiktives Wachstum der Löhne oder der Binnennachfrage beziehen – das wäre dann allerdings eine Rechnung, für die sich jedes Milchmädchen schämen würde.


Insgesamt scheint mir, dass in dem Artikel um jeden Preis eine deutsche Alleinschuld an der »Krise in Europa« konstruiert werden soll. Dass diese These falsch sein muss, sagt aber schon der gesunde Menschenverstand: So komplexe Systeme wie die EU oder die Eurozone geraten niemals aus einem einzigen Grund in eine Krise. Und Schuld hat niemals ein einziges Land.


14 Responses to Kann ein Land schuld an der Krise in Europa sein?

  1. Werwohlf sagt:

    Nun ja, das ist die übliche „linke“ Sicht auf das Euro-Problem. Ein paar der Lücken darin hast Du schon aufgezählt.

    Neben der Tatsache, dass die Löhne in den exportstarken Branchen gerade eben nicht die niedrigsten sind, hätte man auch erwähnen kann, dass Griechenland so gut wie nirgends mit Deutschland konkurriert, wohl aber z.B. mit Bulgarien.

    Und ein wesentlicher Grund für das Sinken der Reallöhne war das Sinken der Arbeitslosigkeit. Es sei denn, man nahm an, dass da nur lauter hochproduktive Fachkräfte aus reinem Zufall betroffen waren, die dann nach Ende der Arbeitslosigkeit einfach in ihre Hochlohnjobs zurückgekehrt sind. Ein weiterer Grund: der Euro. Deutschland dürfte mit einem zu hohen Wechselkurs in den Euro eingestiegen sein und musste daher erst einmal abwerten.

    Abwerten, das ist bereits das nächste Stichwort. Hätte Griechenland eine eigene Währung, so hätte diese inzwischen massiv abgewertet. Folge wäre natürlich auch eine erhebliche Reallohnsenkung. Man mag sich darüber empören, dass in einer Situation wie der Griechenlands eine Abwertung das Gebot der Stunde ist, aber wenn diese nicht stattfindet, fällt die Krise noch viel schlimmer aus. Das Problem heute ist nur, dass eine interne Abwertung, wie sie Griechenland in Ermangelung der Drachme nur übrig bleibt, längst nicht so vergleichsweise reibungslos möglich ist wie eine externe. Vor allem die Anpassungsprozesse sind mit viel mehr Nebenwirkungen verbunden und dürften m.E. auch erheblich länger dauern.

    Nun gibt es Leute, vor allem eben im linken Spektrum, die sich eine Aufwertung Deutschlands wünschen in der Hoffnung, dass die Deutschen aufgrund höherer Löhne dann mehr Waren aus dem europäischen Ausland beziehen. Das „Problem“ ist nur: Sowas kann nicht politisch befohlen werden. Und ob höhere Löhne unmittelbar in größerer Kauflust münden, dürfte ebenso von der allgemeinen Situation abhängen wie es fraglich ist, dass ausgerechnet nicht-deutsche europäische Unternehmen davon profitieren und nicht z.B. etwa asiatische Länder, wo die trendigen Produkte, die man heutzutage haben „muss“, in der Regel hergestellt werden, oder die USA, wo die Ideen dazu entwickelt werden.

    Der entscheidende Punkt ist: Zum Schuldenmachen wird man nicht gezwungen. Genau so wenig wie zum Kreditevergeben. Die Kreditgeber wurden allerdings als erste gerettet, während die monetären Hilfsmaßnahmen für Griechenland nur immer wieder den Trop füllen, an dem der Patient weiterhin hängt. Für eine Genesung (inkl. dann wieder höherer Löhne) sind aber genau wieder die bösen Strukturreformen erforderlich.

  2. Danke für die beiden mich als Nicht-Ökonomen erhellenden Beiträge.
    Was mich als Laien irritiert: Das immer wiederkehrende Insistieren, die Politik habe die Volkswirtschaft gefälligst so zu steuern, dass ein bestimmter, vorgegebener Effekt einzutreten habe. Woher kommt dieses Denken?

  3. Deutschland ist nicht schuld und Werwohlf hat ja schon, fachkundig wie immer, beschrieben warum.
    Aber nach meinem überhaupt nicht fachkundigen und völlig laienhaften „Wissensstand“ ist Deutschland auch nicht unschuldig.
    Und deshalb „spinnen“ auch nicht alle in Europa und außerhalb, die uns kritisieren.
    Die Reallöhne haben sich in Deutschland seit 1998 nicht verändert und es schon bemerkenswert wie groß der Lohnunterschied zur Schweiz ist, deren Produktivität nicht höher als in Deutschland sein dürfte. Es ist der Grund warum so viele Deutsche in der Schweiz arbeiten. In meiner Branche ist der Lohn zweieinhalb mal so hoch.
    Ebenso bemerkenswert sind die für das BIP Deutschlands extrem niedrigen Unterhaltskosten. Ich halte das für wettbewerbsverzerrend.
    Sicher diktiert die Politik keine Löhne, aber der Reallohn entspricht nun mal der Kaufkraft und die steigt nicht, obwohl das BIP in dem Zeitraum um 66% gestiegen ist.
    Ich sehe darin schon eine Steuerung des Staates mittels Abgaben und Steuern, denn die Einnahmen des Bundes sind im gleichen Zeitraum (1998-2013) ebenfalls um ca.52% gestiegen. Bei einem Preisanstieg um ca.25%.
    Die Reallöhne wie die Preise sind in Deutschland zu niedrig. Und die Preise richten sich nun einmal an der Kaufkraft aus.
    Eine stagnierende oder sinkende Binnennachfrage ist natürlich für nichtdeutsche Anbieter schlecht. Die Einheimischen kennen das Problem ja schon lang und tun gut daran exportorientiert zu sein. Die deutsche Binnennachfrage hat für Deutschlands Wirtschaftskraft eine lausige Entwicklung gemacht. Ich finde es völlig richtig, dies zu kritisieren. Auch aus der Binnensicht. Das Geld gehört in private Hände und nicht in staatliche oder sozialstaatliche, wo sie keine wirtschaftliche Dynamik entfalten.

    • Werwohlf sagt:

      Die Reallöhne haben sich in Deutschland seit 1998 nicht verändert und es schon bemerkenswert wie groß der Lohnunterschied zur Schweiz ist, deren Produktivität nicht höher als in Deutschland sein dürfte.

      Insgesamt ist sie sogar niedriger. Aber es ist relativ sinnlos, von Schweizer Löhnen zu reden, ohne die dortigen Lebenshaltungskosten zu berücksichtigen. Deutsche oder französische Pendler haben zwar das große Los gezogen (zumindest überwiegend, denn die Preise in Grenznähe sind auch in Frankreich und Deutschland dann höher als sonst), aber wer in der Schweiz leben muss, fühlt sich bestimmt nicht 2,5mal reicher als sein deutsches Pendant.

      Der Schweizer Franken ist außerdem tendenziell immer ein gutes Stück überbewertet, aus diversen Gründen (aktuell als „sicherer Hafen“ angesichts der gewollten Euro-Schwäche).

      • erlingplaethe sagt:

        Da ich eine Zeit lang in der Schweiz gearbeitet habe, kann ich dazu nur sagen:
        Die höheren Lrbenshaltungskosten „fressen“ nur einen kleinen Teil der höheren Einnahmen. Das ist wie in Süddeutschland im Vergleich zu Brandenburg, unterm Strich bleibt in einer wohlhabenden Gegend mehr Gewinn.

  4. Frank sagt:

    Grundsätzlich sind wir ja sowieso immer an allem selbst schuld, egal ob es um Probleme in Europa, in Griechenland oder sonstwo geht. Wir sind irgendwie schuld am IS und an Flüchtlingen aus Afrika … ich finde diese masochistische Einstellung vieler Autoren und vor allem vieler Internetnutzer allmählich nur noch nervtötend langweilig. Ich staune ja, dass wir nicht auch noch an den Problemen in der Ukraine schuld sind.

    Ich würde mir in solchen Artikeln wie dem hier kritisierten auch wünschen, dass man bei dem Thema „Krise in Europa“ besser herausstellt, was man damit eigentlich meint. Zu hohe Arbeitslosigkeit in bestimmten Ländern? Zu hohe Unterschiede im BIP der Mitgliedsländer? Allgemeine Probleme der Währung? Probleme mit bestimmten Staatsanleihen? Usw. Das ist mir oft viel zu ungenau.

  5. ein anderer Stefan sagt:

    Die Eurozone ist sicher zu komplex, um eine einfache Ursache-Wirkung-Formel zu finden. Das gelingt ja nicht mal innerhalb einer Volkswirtschaft. Allerdings muss man sagen, dass Deutschland, alleine aufgrund seiner Größe, natürlich ein wichtiger Faktor innerhalb der Eurozone ist – gegen Deutschland geht auch nicht viel.
    Ich denke aber, dass Deutschlands Festhalten an einem enormen Exportüberschuß, der ja andersherum ein Importdefizit ist, ein Problem darstellt, vor allem, wenn Nettoimporteure innerhalb der Eurozone diese Importe mit Krediten finanzieren (z.B. griechische Rüstungsimporte). Dann kommt es irgendwann zu Kreditblasen, die beim unweigerlichen Platzen riesige Schwierigkeiten verursachen. Gesünder wäre für alle Teilnehmer der Eurozone eine ausgeglichene Außenhandelsbilanz. Die deutsche Importschwäche ist auch den seit 2000 kaum gestiegenen Reallöhnen (gesamtwirtschaftlich betrachtet) geschuldet, die vermeintlichen Lohnsteigerungen der letzten Jahre waren zumeist nur ein Inflationsausgleich. Die Inflation ist auch die simple Erklärung dafür, warum die Staatseinnahmen von einem Rekordjahr zum nächsten kommen – es ist keine reale Einnahmensteigerung, sondern eine inflaitionsbedingte.
    Die Fachkräfte in der Industrie mögen gut verdienen, aber es werden immer weniger. Der vermeintliche Fachkräftemangel, der durch einen Import von (zumeist billigeren) ausländischen Fachkräften ausgeglichen werden soll, ist auch dadurch zu erklären, dass teilweise eben keine angemessenen Gehälter angeboten werden.
    Ich kann auch nicht nachvollziehen, was an staatlichen Ausgaben schlecht sein soll. Volkswirtschaftlich gibt es den privaten Konsum, die Investitionen der Wirtschaftsbetriebe und die staatlichen Ausgaben. Privaten Konsum und Wirtschaftsinvestitionen kann der Staat nur indirekt beeinflussen, wenn überhaupt. Wenn diese beiden Bereiche schwächeln, muss der Staat Geld ausgeben, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Und gerade im Bereich Infrastruktur, die ja für die Wirtschaft auch von entscheidender Bedeutung ist, haben wir hier ein riesiges Defizit. Da können wir dann wählen, was besser ist: den nachfolgenden Generationen Schulden vererben, die durch Inflation sowieso schrumpfen, oder marode Infrastrukturen, deren Instandsetzung jeden Tag teurer wird. Von Bildungsausgaben mal ganz zu schweigen. Staatliche Sozialausgaben werden zumeist sowieso direkt in Konsum (Lebensunterhalt) umgesetzt, so dass ich daran auch nichts verwerfliches sehe.

    • erlingplaethe sagt:

      Die deutsche Wirtschaftspolitik ist nachfrageorientiert und nicht angebotsorientiert. Das ist m.E. schlecht.
      Staatliche Ausgaben sind nicht schlecht, es sind die viel zu hohen Einnahmen.

    • erlingplaethe sagt:

      Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Auch die Bruttolöhne sind in dem beschriebenen Zeitraum um ca. 50% gestiegen…
      P.S. Das mit der zweifachen Antwort bitte ich zu entschuldigen, eine davon kann auch gern gelöscht werden. Soll nicht wieder vorkommen.

    • Werwohlf sagt:

      Ich denke aber, dass Deutschlands Festhalten an einem enormen Exportüberschuß, der ja andersherum ein Importdefizit ist, ein Problem darstellt, vor allem, wenn Nettoimporteure innerhalb der Eurozone diese Importe mit Krediten finanzieren (z.B. griechische Rüstungsimporte).

      Volkswirtschaftlich gesehen ist jeder Exportüberschuss auch ein Kapitalexport. Da die Möglichkeiten für Realinvestitionen in Griechenland schon allein wegen eines fehlenden Katasterwesens arg begrenzt sind, läuft das dann generell auf Kreditgewährung hinaus.

      Ich halte es im Übrigen für ein Gerücht, dass „Deutschland“, wer auch immer das ist, an dem Exportüberschuss festhält. Er ist eher Konsequenz diverser Entwicklungen und Entscheidungen, und damit, frei nach Hayek, Ergbnis menschlichen Handelns, aber nicht menschlicher Absicht. Letztlich ist ein Exportüberschuss nichts, was man sich als Bürger des betreffenden Landes wünscht, denn er bedeutet ja nichts anderes, als dass hierzulande Ressourcen aufgewendet wurden, um anderen Güter zur Verfügung zu stellen. Es gibt allerdings einen kleinen Unterschied, und zwar den, ob diesem Überschuss beim Empfänger Konsum oder Investitionen gegenüberstehen. Bei den Griechen war es leider vor allem Konsum (im Gegensatz z.B. zu China). Unterschiedliche Währungen böten Mittel und Wege, Ungleichgewichte zu bereinigen, ohne irgendwo die wegen ihrer Mengeneffekte schwierigen internen Auf- oder Abwertungen zu benötigen.

      Die Fachkräfte in der Industrie mögen gut verdienen, aber es werden immer weniger.

      Mir nicht bekannt. Hast du eine Quelle?

      Der vermeintliche Fachkräftemangel, der durch einen Import von (zumeist billigeren) ausländischen Fachkräften ausgeglichen werden soll, ist auch dadurch zu erklären, dass teilweise eben keine angemessenen Gehälter angeboten werden.

      „Angemessen“ ist natürlich keine objektive Größe. Die Arbeitgeber finden die Gehälter, die sie bei bestimmten Fachkräften zahlen müssten, eben nicht „angemessen“, sonst würden sie nicht über den Mangel klagen. Allerdings müssen wir auch berücksichtigen, dass es sicher viele „Mismatches“ gibt, z.T. fachlicher (m.E. eher überschätzt), aber wohl vor allem auch räumlicher Art. Der Deutsche baut in Stein und zieht nur ungern um… Im Übrigen ist es absurd, wegen eines Mangels ausländische Fachkräfte ins Land holen zu wollen, deren Kindern aber nur eine immer schlechter werdende Ausbildung zu bieten.

      Ich kann auch nicht nachvollziehen, was an staatlichen Ausgaben schlecht sein soll.

      Die Begründung dafür ist ja auch originell: Entweder gehen sie in den Konsum, und das ist gut, oder sie gehen in Investitionen, und die sind auch gut. Aber der Witz ist: Bei privaten Ausgaben ist das ganz genau so, und nur eins von beiden geht, staatlich oder privat. Die Frage ist jetzt also: Wer setzt seine Ausgaben sinnvoller ein? Wo kommen sie den Bedürfnissen der Menschen am nächsten? Und da, so muss man leider sagen, haben Staatsausgaben meistens eine fürchterlich schlechte Performance, sowohl historisch als auch aktuell. Das heißt nicht, dass es ohne gehen sollte, aber es heißt, dass man sie besser auf die Bereiche beschränkt, in denen es für sie strukturelle Gründe gibt.

  6. Die deutsche Wirtschaftspolitik ist nachfrageorientiert und nicht angebotsorientiert. Das ist m.E. schlecht.
    Staatliche Ausgaben sind nicht schlecht, es sind die viel zu hohen Einnahmen.

  7. ujf99 sagt:

    Wieso finde ich den Text nicht? Wo steht denn der? Ältere Ausgabe?
    http://www.brandeins.de/archiv/2015/fuehrung/

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