In der Zeit rund um den Internationalen Frauentag gab es eine interessante Meldung: In Australien sei »mansplaining« als »Wort des Jahres« ausgewählt worden (eigentlich wohl eher als Neologismus des Jahres). Das Wort beschreibt eine Situation, in der ein Mann einer Frau wortreich falsche oder unnütze Erklärungen gibt.
Sofort fühlten sich auch in Deutschland Publizistinnen und Publizisten berufen, ausschließlich Männern diese schlechte Angewohnheit nachzusagen. Darunter waren parteiliche Journalistinnen wie Julia Bähr mit einem ideen- und gedankenlosen Artikel in der F.A.Z., aber auch altbekannte Stimmen wie Antje Schrupp. Von manchen hat man den Eindruck, dass sie es sich zum Beruf gemacht haben, Männer schlechter und Frauen besser darzustellen.
Die folgende kurze Kritik an Frau Schrupps Artikel soll als Grundlage für einen Vorschlag zur Güte dienen.
Antje Schrupp erklärt uns das »Mansplaining« an einem Beispiel: Ein Mechaniker habe ihr eine lange und gleichzeitig falsche Erklärung für das Klappern ihres Motorrads gegeben. Später habe ein anderer Mechaniker herausgefunden, dass an dem Motor doch etwas repariert werden musste. In ihren Kreisen scheint es für »mansplaining« das Wort »herrklären« zu geben – ich habe es noch nie gehört.
Antje Schrupp beschreibt ihr Schlüsselerlebnis so:
Meine Lieblingssituation in dem Zusammenhang: der Mechaniker, der mein Motorrad repariert hatte, und mir auf meine Bemerkung, da würde aber noch etwas ganz schön heftig im Motor klappern, ausführlich erklärte, warum dieses Klappern vollkommen normal sei.
Was zeigt dieses Beispiel denn tatsächlich? Erstens: Es gibt Menschen, die in ihrem Beruf falsche Diagnosen stellen. Die Häufigkeit falscher Diagnosen dürfte allerdings unter Männern und Frauen gleichverteilt sein. Jeder Mensch macht Fehler.
Und zweitens: Menschen gehen oft den bequemen, opportunistischen Weg, um sich ihren Job zu erleichtern oder um von der Unwissenheit anderer zu profitieren:
Die Schwester des schlechten Mechanikers können Sie im Kaufhaus in der Abteilung für Herrenoberbekleidung finden, wo sie dicken, schwitzenden Männern wortreich unpassende Anzüge, Hemden und Krawatten aufschwatzt. Wer als Mann mit einer klugen, beobachtungsbegabten Gattin oder Freundin Kleidung einkaufen geht, kann davon ein Lied singen.
Alle Erklärungen können nach den Kriterien Sprache und Richtigkeit in eine Matrix mit vier Feldern eingeteilt werden:

Dabei ist natürlich zu beachten, dass die Grenzen zwischen den Abschnitten in Wahrheit fließend sind und dass nicht alle Erklärungen objektiv auf Richtigkeit untersucht werden können. Die Grenze zwischen einer Erklärung und einer Meinungsäußerung ist ja auch fließend.
Tatsache ist aber, dass es Erklärungen in diesen vier Feldern gibt. Die Erklärungen in der Kategorie D sind sachlich falsch und weitschweifig – also ganz und gar schlecht.
Die Lebenserfahrung zeigt: Schlechte Erklärungen kommen immer von Individuen und niemals von Gruppen. Schlechte Erklärungen können also von Frauen oder Männern kommen. Deshalb sollten aufgeklärte Menschen nicht das sexistische und diskriminierende Wort »mansplaining« einsetzen, das ohnehin nur in der Parallelwelt der radikalfeministischen Filterblasen eine Bedeutung hat.
Wer neutral und aufgeklärt mit Sprache umgeht, sollte für jede schlechte Erklärung dasselbe Verb verwenden. Nachdem wir in der deutschen Sprache bereits das Wort »zerreden« kennen, schlage ich dafür das Wort »zerklären« vor. Und als erste Faustregel: Darauf zu achten, dass man kein Ding und keinen Menschen zerkläre.
Als zweite Faustregel: Es bringt uns alle nicht weiter, wenn wir schlechte Erklärungen krampfhaft einem Geschlecht oder einer Berufsgruppe zuordnen. Versehentlich oder bewusst etwas zu zerklären – das kann uns allen passieren. Niemand kann behaupten, er sei frei davon.
Weil es ein heikles Thema ist: Ich freue mich über jeden sachlichen Kommentar. Ich weise darauf hin, dass persönliche Angriffe gegen Menschen sowie sexistische Sprüche oder Beleidigungen aus den Kommentaren herausgelöscht werden.