Gestern Abend habe ich in den Diskussionen über das Kunstwerk oder Monument auf dem Dresdner Neumarkt eine große Unsicherheit über die Größenverhältnisse und Abstände wahrgenommen. Viele Leserinnen und Leser kommen nicht aus Dresden und können sich die Platzverhältnisse auf dem Neumarkt nicht vorstellen.
Auf den Pressefotos sieht es so aus, als ob die Busse die Frauenkirche verdecken könnten. Das hat eine ganz einfache Ursache: Einige Meter hinter dem Kunstwerk ist eine Baustelle abgesperrt. Wenn man die Frauenkirche und die Busse auf einem Foto darstellen will, dann muss man mit dem Weitwinkelobjektiv schräg nach oben fotografieren und es gibt starke Verzerrungen.
Wer sich die folgenden Bilder anschaut, kann eine Beeinträchtigung der Sichtbeziehungen auf die Frauenkirche unterstellen:
Beispiel 1: Mitteldeutsche Zeitung (zweites Bild)
Beispiel 2: Tagesspiegel (nicht ganz so stark verzerrt)
Beispiel 3: Ein offizielles Foto von der Einweihung im »Sonntag«
Diese Beeinträchtigung gibt es aber in der Realität nicht. Der Eindruck entsteht nur, weil hinter dem Kunstwerk kein Platz zum Fotografieren ist.
Ich habe mich gestern auch zwischen den Bauzaun und das Kunstwerk geklemmt. Dabei ist ein ähnliches Foto entstanden und es scheint klar: Das Kunstwerk verdeckt die Frauenkirche. Was man auf solchen Fotos nicht mehr plausibel machen kann: Der Abstand zwischen Kunstwerk und Frauenkirche beträgt 50 bis 60 Meter. Das Kunstwerk verdeckt die Frauenkirche nur, wenn man direkt dahinter steht. Das sind (aus der Erinnerung) die geometrischen Verhältnisse:
Die tatsächlichen Verhältnisse zeigt das folgende Bild, das ich gestern Abend noch ergänzt habe. Es ist mit einem Canon EF 24-105mm f/4L IS mit der Brennweite 32 mm aus größerer Entfernung aufgenommen und ich habe es mit GIMP leicht begradigt.
Das Original sieht ohne Begradigung so aus:
Bildquelle Clipart: https://openclipart.org/download/7309/addon-the-photographer.svg
Seite des Zeichners bei OpenClipart: https://openclipart.org/user-detail/addon
Ich bin fest davon überzeugt, dass 28…100mm (KB) für 99% der Leute reichen (meine Wenigkeit eingeschlossen).
Alles über 100mm tendiert zur Verflachung (aus Park wird Hecke), alles unter 28mm zur Verzerrung (Schrebergärtchen wird Park, Mücke größer als Elefant, Berg wird Hügel).
Mit extremen Brennweiten kann man auch was Brauchbares hinkriegen, keine Frage. Aber 1. ist einige Sachkenntnis nötig, 2. man muss wissen was man will und 3. braucht´s viel Zeit.
Wer hat 1 und 2 und 3?
Schnappschüsse mit extremem Weitwinkel bringen meistens ein Bild, wo zwar „alles drauf“ ist, doch dieses „alles“ beim Betrachter einen falschen Eindruck erzeugt.
Die 28mm sind »hinter dem Bus« schon nicht mehr akzetabel. Ich habe es wirklich probiert.