Meinung und Hass

Ein geflügeltes Wort in den politischen Diskussionen unserer Zeit ist »Hass ist keine Meinung«. Es wird oft von Politikern, Journalisten, Publizisten und Aktivisten verwendet, um sich von den Aussagen rechter Parteien abzugrenzen. Die Steigerungsform lautet: »Hass ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!«. Das Motiv ist in weiteren Varianten verbreitet. So twitterte heute die Journalistin Nicole Diekmann:

Merke: Leute, die kein Interesse haben an Diskurs, nennen die Beleidigungen, die sie hier verbreiten, »Kritik«. Und Kritik daran »Zensur«. [Tweet]

Und ich konnte es nicht lassen, diese Aussage umzukehren:

Merke: Leute, die kein Interesse haben am Diskurs, nennen die Kritik, die sie empfangen, »Beleidigung«. Und Kritik daran »Hetze«.

Wer die aktuelle Diskussion um die öffentlich-rechtlichen Sender in den sozialen Netzwerken verfolgt, wird beide Seiten bestätigt finden: In den Redaktionen von ARD und ZDF fühlt man sich zu Unrecht kritisiert und empfindet Hass. An den mobilen Endgeräten vieler Beitragszahler fühlt man sich zu Unrecht als rechtsradikaler Hassverbreiter abqualifiziert.

Die nächste Drehung der Eskalationsspirale führt dann endgültig zu einer Spaltung in Schwarz und Weiß: Der Sender WDR rahmt die Kritik an einem Video als rechtsradikale Aktion und delegitimiert damit indirekt auch jede sachliche Kritik. Die Kritiker verschärfen ihrerseits den Ton und stellen die Integrität des WDR in Frage.

Rechtsradikale Demonstranten erkennen und instrumentalisieren die Situation. Sie stellen sich vor Sendeanstalten der ARD und ihre Forderung lautet übersetzt: »Was wir als ›Lügenpresse‹ etikettieren, soll nicht mehr senden dürfen.« Ein AfD-Vertreter versteigt sich vor dem SWR zu der Drohung, man werde die SWR-Mitarbeiter aus ihren Redaktionsstuben vertreiben. Ironischerweise bestärkt das nun wieder die Anwender des Spruchs »Hass ist keine Meinung« …


Eine eher seltene Antwort auf »Hass ist keine Meinung« ist die Umkehrung: »Meinung ist kein Hass«. Diese Umkehrung wird von Libertären und Liberalen verwendet. Bezogen auf die Kommunikation soll das aussagen: Was die Adressaten als Hass empfinden, kann für den Sender eine legitime Meinung sein.

Bezogen auf die Gesellschaft: Das Grundgesetz und die Verfassungen anderer freier Staaten garantieren ein Recht auf weitgehende Meinungsäußerung. Die Strafgesetze verbieten nur sehr spezielle Meinungsäußerungen, die möglicherweise durch Hass motiviert sind. Exakt müsste es also heißen »Strafbare Äußerungen sind keine Meinung.«

Die Aussage »Hass ist keine Meinung« kann dagegen in vielen Anwendungsfällen übersetzt werden in »Was ich als Hass definiere, soll nicht verbreitet werden dürfen!«. Der Absolutheitsanspruch der Aussage »Hass ist keine Meinung« und die gleichzeitige Anmaßung der Deutungshoheit über den Tatbestand »Hass« müssen notwendigerweise jede konstruktive Debatte abwürgen.

Fazit: Ich plädiere gegen die Anwendung des Spruchs »Hass ist keine Meinung«: Er ist sehr anfällig für Missbrauch, er kann Debatten abwürgen, er kann die Politik zu unangemessenen Einschränkungen der Meinungsfreiheit verleiten. Wer strafbare Äußerungen von legitimer Meinungsäußerung abgrenzen will, findet in unserer reichen Sprache bessere Ausdrucksmöglichkeiten.


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15 Responses to Meinung und Hass

  1. tom174 sagt:

    „Exakt müsste es also heißen »Strafbare Äußerungen sind keine Meinung.«“
    Das stimmt so auch nicht. Richtig ist, strafbare Äußerungen werden nicht durch die Meinungsfreiheit geschützt.
    Volksverhetzende Äußerungen können sicherlich auch Meinungen sein, nur halt keine erlaubten. Gleiches gilt für Beleidigungen und Dinge wie „Ich finde xy sollte *insertStraftat* werden.

    • stefanolix sagt:

      Ich hatte die Wendung »Hass ist keine Meinung« natürlich in dem Sinne von »Hass ist nicht durch die Meinungsfreiheit geschützt« verwendet. Anders würde sie ja gar keinen Sinn ergeben.

  2. Herr Rau sagt:

    >Und ich konnte es nicht lassen, diese Aussage umzukehren:

    Warum, außer als rhetorische Nebelkerze? Damit kommen zwei Aussagen heraus, die sich nicht einmal widersprechen. Die erste sagt, dass es Beleidigungen gibt, und manche nennen sie Kritik. Das ist schlecht. Beleidigungen sind keine Kritik. Die zweite sagt, dass es Kritik gibt, und manche nennen sie Beleidigung. Das ist auch schlecht, aber nicht so schlimm wie der erste Fall. Über den *Wahrheitsgehalt* der ersten Aussage sagt das alles ohnehin nichts aus, und der wäre doch das Wichtigste. Völlig einig müssten wir uns doch sein, dass die Diekmann-Aussage stimmt, und wahrscheinlich stimmt sie mehr als die Umkehrung. Über „Leute“ kann ich nicht viel sagen, nur anekdotisches Beitragen: Ich lese sehr viel mehr Beleidigungen in Twitterreaktionen (auf Diemann etwa, und andere), als so genannte Beleidigungen, die keine sind. Twitter scheint mir recht zu geben: Die meisten Fälle, die ich an Twitter melde, werden bestätigt – „haben wir festgestellt, dass dieser Account gegen die Twitter Regeln verstößt“ und so.

    Inhaltlich gebe ich dir Recht. Aber was heißt schon „inhaltlich“? Geoffrey Leech unterscheidt „seven kinds of meaning“, in der Sprachwissenschaft ist das Konzept verbreitet: Denotative, konnotative, stilistische, affektive, reflexive, kollokative, thematische Bedeutung (aus der Hand übersetzt, weiß nicht, ob das die deutschen Standardübersetzungen sind.) Rein denotativ hast du Recht: der Satz „Hass ist keine Meinung“ ist falsch. Allenfalls könnte man vielleicht sagen, wie du richtig anmerkst: „Strafbare Äußerungen sind keine Meinung“, aber auch da halte ich es mit dem Kommentar von tom174.

    Nur: Mein innerer Monk würde es begrüßen, wenn wir nur noch die denotative Bedeutung beim Sprechen benutzten. (Andererseits habe ich denotativ ja nicht wirklich einen inneren Monk, dürfte das dann also nicht so formulieren.) Aber das geschieht nun mal nicht, bildliche Sprache, metaphorische oder metonymische, ist allgegenwärtig und kaum wegzudenken. Ausgerechnet bei diesem einen Satz dann die bildliche Bedeutung zu monieren, halte ich für falsch. Denn was damit pragmatisch *gemeint* ist, das stimmt ja auch. Sich daran festzuhalten, dass die denotative Bedeutung dem nicht entspricht, erscheint mir willkürlich.

    Daneben: Ich glaube nicht, dass es stimmt, dass das stimmt: „Ein geflügeltes Wort in den politischen Diskussionen unserer Zeit ist »Hass ist keine Meinung«“. Ich habe das auch gegoogelt; ein Buch von Renate Künast heißt so, und eigentlich alle Quellen verweisen darauf.

    • Werwohlf sagt:

      Völlig einig müssten wir uns doch sein, dass die Diekmann-Aussage stimmt, und wahrscheinlich stimmt sie mehr als die Umkehrung.

      Warum?

      Über „Leute“ kann ich nicht viel sagen, nur anekdotisches Beitragen: Ich lese sehr viel mehr Beleidigungen in Twitterreaktionen (auf Diemann etwa, und andere), als so genannte Beleidigungen, die keine sind.

      Das ist ja eine subjektive Bewertung. Andere Leute können bei derselben Lektüre u.U. zu anderen Verhältniszahlen kommen. Und womöglich hängt die Bewertung auch tatsächlich von politischen Vorlieben ab.
      Die eigene Timeline dürfte auch noch eine Rolle spielen, und ebenfalls, wie die Kritisierten bzw. Beleidigten darauf reagieren.

      Twitter scheint mir recht zu geben: Die meisten Fälle, die ich an Twitter melde, werden bestätigt – „haben wir festgestellt, dass dieser Account gegen die Twitter Regeln verstößt“ und so.

      Und du meldest ausnahmslos alles, was du als Beleidigung empfindest, an Twitter?
      Ich kann hinter dem, was bei Twitter durchgeht und was nicht, kaum stringente Regeln erkennen. Ein wenig habe ich den Verdacht, dass viel auch viel hilft, dass also viele Meldungen eher dazu führen, dass ein Tweet sanktioniert wird. Aber auf diese Weise ist schon manche Ironie bestraft worden.

      Entgegen dem, was sich mancher Beleidiger wahrscheinlich vorstellt, steigt jedenfalls bei mir mit jeder Beleidigung die Sympathie mit dem Beleidigten und die Verachtung für den Beleidiger. Ich habe den Verdacht, dass das vielen so geht. Primitives Geblöke, Appelle an niedere Instinkte und alte Vorurteile zeugen doch eher davon, dass da jemand nicht in der Lage ist, an einer Diskussion teilzunehmen. Insofern zeigt Twitter schon mal eins: wie blöd viele Leute sein können. Zum Glück nicht unbedingt die Mehrheit, denn was sich da versammelt, ist alles andere als repräsentativ. Ich würde zum Beispiel wetten, dass junge Mütter und Väter da äußerst unterrepräsentiert sind – einfach, weil ihre Zeit zu kostbar ist.

      Daneben: Ich glaube nicht, dass es stimmt, dass das stimmt: „Ein geflügeltes Wort in den politischen Diskussionen unserer Zeit ist »Hass ist keine Meinung«“. Ich habe das auch gegoogelt; ein Buch von Renate Künast heißt so, und eigentlich alle Quellen verweisen darauf.

      Naja, so funktioniert Google. Wer die Suche auf eine Zeit vor Erscheinen des Buches einschränkt, findet genug andere Verweise.

      • Herr Rau sagt:

        >Warum?
        Ist danach im Text erklärt.

        >Das ist ja eine subjektive Bewertung.
        >Andere Leute können
        >Und womöglich
        >Die eigene Timeline dürfte

        Dürfte, womöglich, können – klar, möglich ist alles, immer. Insofern halte ich Argumente mit „könnte“ nie für sinnvoll. Logisch verstehen kann ich „werden wahrscheinlich“, „ist so“ – auch wenn ich sie nicht teile, aber dann ist das Farbe bekennen. „Könnte“ ist immer richtig, und ich kann dehalb damit als Diskussionsbeitrag nicht umgehen. Das Beharren auf 100% Beweisbarkeit oder Widerlegung ist nicht sinnvoll.

        >Und du meldest ausnahmslos alles, was du als Beleidigung empfindest, an Twitter?
        Wieder das Verlangen nach 100%?

        >Aber auf diese Weise ist schon manche Ironie bestraft worden.
        Nenne mir einen (eigentlich: signifikant viele, aber du siehst, wohin der Wunsch nach 100% führt) Tweet, der ironisch gemeint war und fälschlicherweise als Beleidigung identifiziert wurde. Dann können wir darüber reden, ob wir eine gemeinsame Diskussionsbasis haben.

      • stefanolix sagt:

        Aktuelles Beispiel: Der Hashtag #Eskenfilme auf Twitter war ursprünglich ironisch gemeint (wie es #Lindnerfilme und viele andere gab) und wird seit gestern Abend als rechtsradikal-frauenfeindlich etikettiert.

      • Dirk sagt:

        „Nenne mir einen (eigentlich: signifikant viele, aber du siehst, wohin der Wunsch nach 100% führt) Tweet, der ironisch gemeint war und fälschlicherweise als Beleidigung identifiziert wurde.“

        Klar. Wir machen es wie in der Feuerzangenbowle, mir stelln uns mal janz dumm.
        Kann man machen. Aber warum?

      • Werwohlf sagt:

        @Herr Rau

        Insofern halte ich Argumente mit „könnte“ nie für sinnvoll. Logisch verstehen kann ich „werden wahrscheinlich“, „ist so“ – auch wenn ich sie nicht teile, aber dann ist das Farbe bekennen. „Könnte“ ist immer richtig, und ich kann dehalb damit als Diskussionsbeitrag nicht umgehen.

        Es tut mir sehr leid, wenn ich dir zu vorsichtig formuliere. Dies ist halt meine Art, jemandem einen Gedanken nahe zu legen, ohne selbst genug Informationen zu haben, um das im Indikativ sagen zu können. Ich kenne ja deine Timeline nicht.

        Wieder das Verlangen nach 100%?

        Überhaupt nicht. Das Argument, dass Twitter alles auch als unzulässig einstufst, was du meldest, hat natürlich eine andere Bedeutung, wenn du nur die wirklich eindeutigen Sachen zum Anlass nimmst.

        Nenne mir einen (eigentlich: signifikant viele, aber du siehst, wohin der Wunsch nach 100% führt) Tweet, der ironisch gemeint war und fälschlicherweise als Beleidigung identifiziert wurde.

        Ich protokolliere das nicht. Ich würde mich vermutlich an einen erinnern, wenn es sich um ein seltenes Ereignis gehandelt hätte. Beim nächsten Mal werde ich an dich denken und es speichern.

    • stefanolix sagt:

      Zur sehr vielfältigen Anwendung von »Hass ist keine Meinung« eine Twitter-Suche in Kombination mit der AfD:

      https://twitter.com/search?q=%22Hass%20ist%20keine%20Meinung%22%20%20AfD%20&src=typed_query&f=live

      und hier ohne Kombination mit der AfD:

      https://twitter.com/search?q=%22Hass%20ist%20keine%20Meinung%22%20%20&src=typed_query&f=live

      Ich stelle das nur mal ohne Kommentar in den Raum.

      Dann: Gibt es wirklich eine denotative Bedeutung für »Hass«?

  3. Demonstrant sagt:

    So twitterte heute die Journalistin Nicole Diekmann:

    Merke: Leute, die kein Interesse haben an Diskurs, nennen die Beleidigungen, die sie hier verbreiten, »Kritik«. Und Kritik daran »Zensur«.“

    Bizarr.

    Die Zensurabteilugen laufen Amok.
    Die Nomenklatura hat sich eingemauert in ihrer Echokammer.
    Und dann unterstellt ausgerechnet Diekmann, dass andere kein Interesse an einem Diskurs haben?
    „Sau“ ist in ihren Augen offenbar ein Diskursangebot.
    Das konsequente Raushalten von allen Abweichlern ebenso.

    Diese Typen haben sich aus der Realität ausgeklinkt, die sind einer rationalen Argumentation nicht mehr zugänglich (wenn sie es je waren).

  4. Herr Rau sagt:

    >Aktuelles Beispiel: Der Hashtag #Eskenfilme auf Twitter war ursprünglich ironisch gemeint (wie es #Lindnerfilme und viele andere gab) und wird seit gestern Abend als rechtsradikal-frauenfeindlich etikettiert.

    Ich weiß nicht, ob ich mit dem Beispiel zufrieden sein kann. Ich wünschte mir einen Tweet, der ironisch gedacht war und dann falsch interpretiert wurde. Ein Hashtag ist etwas anderes als ein Tweet, da erster von vielen Menschen verwendet wird, und da kann es durchaus sein, dass der am Anfang ironisch verwendet wurde (wahrscheinlich eher: lustig gemeint?) und von späteren Twittereren nicht mehr. So wie Pepe der Frosch ja ursprünglich mal kein rechtsextremes Symbol war und dann eines wurde. Um zu sehen, wie der Hashtag zur Zeit oder gestern verwendet wurde, ist es jetzt wohl zu spät, und das wäre mir auch zu mühsam.

    >Ich stelle das nur mal ohne Kommentar in den Raum.
    Akzeptiert. Bis zu mir ist das geflügelte Wort allerdings tatsächlich nicht geflogen.

    >Dann: Gibt es wirklich eine denotative Bedeutung für »Hass«?
    Aber ja, das ist die, die im Wörterbuch steht. Wer’s genauer will, da kann man eine Komponentenanalyse machen, steht vielleicht in dem einen oder anderen semantischen Wörterbuch. Was es allerdings nicht gibt, ist eine 100%-ige Einigkeit darüber, was das Wort denotativ (oder sonstwie) bedeutet. Grundsätzlich spricht jeder Mensch seinen Idiolekt, die Wortbedeutungen sind leicht unterschiedlich – die konnotativen mehr, aufgrund persönlicher Geschichte, die denotativen auch, einfach deshalb, weil sich Sprache ständig wandelt und Bedeutungen ebenso. (Bedeutungswandel allgemein, -verengung, -erweiterung, -verschlechterung, -verbesserung und so weiter.) Und die einen sind immer auf einer anderen Stude als die anderen. Aus diesem Fehlen der 100% Einigkeit – auch bei konkreten Begriffen wie „Tasse“ oder „Becher“, nicht nur bei aufgeladenen Wörtern wie „Hass“ – kann man aber nicht ableiten, dass keine Kommunikation möglich ist. Deshalb misstraue ich, sagen wir mal, dem Wunsch „Definiere erst mal“, ähnlich wie dem nach 100%-igen Beweisen für irgendetwas. Ahem.

    • stefanolix sagt:

      Der Hass hat natürlich eine Hauptbedeutung als Emotion der Abneigung, als Gegenteil von Liebe. Hass ist aber nach meinem Verständnis auch: Motivation für eine Tat oder Äußerung bzw. die
      von anderen unterstellte Motivation für eine Tat oder Äußerung

      Wenn ich nun nach dem Verständnis der Anwender von »Hass ist keine Meinung« frage, dann fällt mir weder das Gefühl noch die Motivation ein. Die meisten Anwender meinen m. E. die Äußerung selbst. Man kann ja keinen Hass im Sinne eines Gefühls in einem sozialen Netzwerk verbreiten, sondern nur die hasserfüllte Äußerung.

      Was ich hier versuche, ist ein neugieriges Herantasten. Ich will den Anwendern dieses Spruchs keine böse Absicht unterstellen. Aber klar ist meines Erachtens, dass sie die Hauptbedeutung gemäß dem Duden (Zitat)

      »heftige Abneigung; starkes Gefühl der Ablehnung und Feindschaft gegenüber einer Person, Gruppe oder Einrichtung«

      nicht meinen können, denn dieses Gefühl ist ja noch lange keine Meinungsäußerung.

      • Herr Rau sagt:

        Das sehe ich genauso! Hier stimmt die denotative Bedeutung des Wortes nicht mit der Verwendung überein. Entweder ist so etwas eine Falschaussage oder bildliche Sprache (auch „uneigentliche“, letztlich immer sachlich nicht zutreffende Sprache). Und unsere Sprache ist so oder so voller Bilder, deswegen schrieb ich oben: „bildliche Sprache, metaphorische oder metonymische, ist allgegenwärtig und kaum wegzudenken.“

        Ob das sinnvoll ist, hier in diesem Fall metonymisch bildliche Sprache zu verwenden – anderes Thema, kann man durchaus fragen. Wenn die metonymische, bildliche Sprache *missverstanden* wird, dann ist sie vielleicht nicht klug gewählt. (Ich habe sie allerdings nicht missverstanden, bin aber auch nicht Maß vieler Dinge.)

        Aber eine Kritik an bildlicher Sprache, weil sie denotativ nicht zutreffend ist, halte ich für nicht sinnvoll. Das ist so, wie wenn jemand sagt: „Ich habe nur eine Packung gegessen“ und ich darauf hinweise, dass der Inhalt der Packung weg ist und die Packung noch da – metonymische Sprache im Alltag. Sachlich habe ich vielleicht Recht. Aber komisch anschauen würde man mich mit noch mehr Recht.

  5. Dirk sagt:

    Aus diesem Fehlen der 100% Einigkeit – auch bei konkreten Begriffen wie „Tasse“ oder „Becher“, nicht nur bei aufgeladenen Wörtern wie „Hass“ – kann man aber nicht ableiten, dass keine Kommunikation möglich ist. Deshalb misstraue ich, sagen wir mal, dem Wunsch „Definiere erst mal“, ähnlich wie dem nach 100%-igen Beweisen für irgendetwas.

    Interessant. Ableiten kann man nicht.
    Aber Zensieren, Statistiken erstellen und staatliche Programme mit Steuergeldern finanzieren, das geht auf Basis eines nicht definierten Begriffs. .

  6. Horst sagt:

    An semantischen Verwirrungen herrscht ja kein Mangel. Das Problem sehe ich in den immer noch wachsenden Empfindlichkeiten. Wir haben eine gemeinsame Sprache, benutzen sie aber irgendwie nicht mehr. Jedenfalls gibt es keinen wirklich Dialog, oder er ist die Ausnahme.

    Wie mögen die Leute im Ausland damit umgehen? Ich kann das echt nicht beurteilen. Vielleicht gehen sie in F, GB oder den USA einfach gelassener damit um als wir Deutsche?

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