Posse um den Namen der Waldschlößchenbrücke

27. September 2011

Bei der Frau Muyserin habe ich gerade einen Beitrag gefunden, in dem die Namensgebung der Waldschlößchenbrücke aus sprachlicher Sicht betrachtet wird. Hier soll es um das Zustandekommen dieser merkwürdigen Befragung gehen.

Kungelei? Die Sächsische Zeitung hat sich mit dem Baubürgermeister Marx zusammengetan, um die Bürger nach ihrer Meinung zum Namen der neuen Brücke in der Nähe des Waldschlößchens zu fragen. Vermutlich sollte damit von Pleiten, Pech und Planungsfehlern beim Bau der Brücke abgelenkt werden. Die Bürger interessiert nicht, wie die Brücke mal heißen könnte. Die Bürger interessiert, wann sie fertig ist und wie sie an das Straßennetz angebunden sein wird. Diese Befragung der Leser war eigentlich eine Veralberung der Öffentlichkeit.

Irrelevanz? Bei der Konzeption der Umfrage wurde künstlich ein Bedarf geschaffen, den es gar nicht gibt. Es wurde erstens unterstellt, dass ein neuer Name gebraucht wird. Aber die Brücke hat ihren Namen längst. Es wurde zweitens unterstellt, dass die Umfrage irgendeine Relevanz für die Namensgebung haben könnte. Und es wurde drittens unterstellt, dass man diesen Namen ausgerechnet bei einer Abstimmung im Internet finden könnte.

Unbedarftheit? Solche Internet-Abstimmungen sind leicht manipulierbar. Man sieht es daran, dass vermutlich eine Gruppe von sehr humorvollen Leuten so oft auf die absurde Bezeichnung »Storch-Heinar-Brücke« geklickt hat, bis dieser Vorschlag vorn mit dabei war. Ich finde den Ansatz der Aktion »Storch Heinar« sehr interessant: die Ideologie des Rechtsextremismus wird wunderbar ins Lächerliche gezogen und Lachen kann bei vielen Problemen helfen. Aber mit der neuen Dresdner Brücke hat das nichts zu tun. Über dieses Trauerspiel kann keiner mehr lachen.


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Ein Tag der Offenen Tür im Hochwasserpumpwerk

23. März 2011

Die Stadtentwässerung Dresden hatte gestern zum »Tag des Wassers« zu einem Besuch im Hochwasserpumpwerk eingeladen und auch am Abend kamen noch ziemlich viele Leute.

Begrüßung

Die Führung begann mit einem Vortrag eines erfahrenen Meisters der Stadtentwässerung. Er hat sehr anschaulich und deutlich dargestellt, was ohne dieses Bauwerk bei Hochwasser und gleichzeitigem Starkregen passieren würde. Die Öffentlichkeitsarbeit der Stadtwerke hatte dafür eine professionelle Präsentation mit Karten und Visualisierungen vorbereitet.

Erläuterungen im Maschinenraum …

Man musste unwillkürlich an einigen Stellen an Tim Taylor aus der Serie Home Improvement denken, denn die Maschinen hatten alle »mehr Power« und die Mitarbeiter waren sehr stolz darauf. Es ist aber auch wirklich beeindruckend, wenn ein Dieselmotor mit fast 800PS gestartet wird.

Ein Diesel mit hoher Leistung …

Ein Getriebe …

Ein Teil einer Pumpe …

… und natürlich die Tanks für »Mehr Power!«

Insgesamt konnte man den Eindruck gewinnen, dass uns jetzt auch bei einer Sintflut nichts mehr passieren kann, solange das Pumpwerk genügend Diesel hat.

Ein interessantes Detail des Vortrags war, dass es aus der Gartensparte gegenüber wohl anfangs Protest gegen das Bauwerk gegeben haben soll. Warum? Stört es die Sicht auf die Waldschlößchenbrücke?

Weitere Informationen zum Pumpwerk findet man auf der Website der Stadtentwässerung Dresden.



Blicke vom Brauhaus (1)

21. Juni 2010
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Blicke vom Brauhaus am Waldschlößchen auf Dresden (21.06.2010).


Die Stadt Dresden baut eine Behelfsbrücke am Waldschlößchen

20. Januar 2010

Anfang Januar hatte eine Nachricht die Dresdner Brückenbefürworter und Brückengegner aus dem Winterschlaf gerissen: der Bau der Dresdner Waldschlößchenbrücke wird sich aufgrund von Planungsfehlern der Stadt weiter verzögern.

Die Stadtverwaltung Dresden hat sofort professionell reagiert und den Bau einer Behelfsbrücke veranlasst. Der bisher kaum in Erscheinung getretenen Baubürgermeister Murcks ließ gegenüber gewöhnlich nicht unterrichteten Kreisen verlauten, dass die Behelfsbrücke auf eine Standzeit von etwa zehn Jahren vorbereitet sei.

»Während dieser zehn Jahre werden wir die Planung der endgültigen Brücke fertigstellen« sagte Murcks.

Die Stadt Dresden sehe besonders in ihrer Eigenschaft als Präsidentin des Verkehrsnetzwerks POLIS eine besondere Verpflichtung, solche Planungsvorgänge schnell voranzutreiben und abzuschließen. Innerhalb der nächsten zehn Jahre könnten fähige Architekten einen Brückenentwurf vorlegen, der den Ansprüchen dieses besonderen Ortes gerecht werde.

Die Teile der Behelfsbrücke werden hinter eilends aufgebauten schiefen Bauzäunen am Johannstädter Elbufer zusammengeschweißt:

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Bauzäune am Waldschlößchen — für den Bau der Behelfsbrücke.

Wenn man sich von der maroden Albertbrücke an die Baustelle annähert, kann man schon einen ersten Eindruck von der zukünftigen Behelfsbrücke gewinnen:

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Ein erster Eindruck von der Behelfsbrücke …



Ein Polier tut seine Pflicht

16. Dezember 2009

Auch wenn ich mal drei Tage weg bin — ich lese Dresdner Zeitungen und ich lese Dresdner Blogs. Jetzt bin ich wieder hier und kann wieder etwas mehr schreiben. Auf der Brückenbaustelle scheint in den letzten Tagen folgendes geschehen zu sein:

Der Bogen der Waldschlößchenbrücke wurde geschlossen. Um einen solchen Bogen abzuschließen, wird zuerst das letzte Teil in den Scheitel des Bogens gehoben, dann wird es provisorisch fixiert und schließlich endgültig verschweißt.

Man kann sich vorstellen, bei welchem Abschnitt dieser Arbeit man wirklich keine Journalisten dabeihaben will: beim Einheben und Einrichten, bis der Bogen provisorisch befestigt ist. Man präsentiert das Werk den Politikern und Journalisten, wenn es wirklich fertig ist.

Nach einem Bericht der »SZ« ist der Baubürgermeister Marx gestern auf der Baustelle aufgetaucht, weil er der Meinung war, dass der Bogen bereits richtig fertig sein sollte — man hatte ihn schlicht von einer Verzögerung nicht informiert.

Der Polier hat Herrn Marx und seinen Tross von der Baustelle verwiesen: ein Baubürgermeister ohne Helm habe dort nichts zu suchen (man fragt sich an dieser Stelle, warum Herr Marx bis heute die einfachsten Regeln nicht kennt).

Ich kann den Polier gut verstehen. Wir hätten früher auf der Baustelle auch keine Bonzen und Kameras gebraucht, wenn wir gerade betonieren mussten. Es gibt auf einer Baustelle einfach Stress-Phasen, in denen man keinen unnötigen Zuschauer haben will und in denen man einfach auch keine Kameras dulden mag.

Die »DNN« wissen von dem Vorfall merkwürdigerweise überhaupt nichts. Hier ist der Bericht der »SZ«.


Auch der Kollege Blechkopp weist auf den Fall hin: Das Brückenbauteil und der Baubürgermeister.



Nicht mehr geschützt

26. September 2009
Schild an der Baustelle der Waldschlößchenbrücke.

Schild an der Baustelle der Waldschlößchenbrücke.


Fördermittelmonarchie

3. Juli 2009

In den Diskussionen über die Waldschlößchenbrücke fiel in letzter Zeit manchmal der Begriff »Fördermitteldiktatur«. Damit wird die Tatsache umschrieben, dass der Freistaat Sachsen die Entscheidungen zum Bau der Brücke allein schon durch die Zusage von Steuergeld und die Ablehnung jeglicher Alternative entscheidend beeinflusst hat.

Ich war mit dem Begriff nicht so richtig zufrieden, denn er trifft die Mentalität der Dresdner nicht. Diktatur bedeutet ja, dass den Menschen die Möglichkeit zur freien und verantwortlichen Entscheidung gewaltsam genommen wird.

Doch viele Dresdner wollen eigentlich gar keine Verantwortung übernehmen. An der Abstimmung über die Brücke haben sich etwa 50% beteiligt und an der Stichwahl über das Amt des Oberbürgermeisters noch deutlich weniger. Wenn man ein Kreuz im Wahllokal als aktive Unterstützung einer Sache, einer Partei oder einer Person wertet, hatte also die Oberbürgermeisterin noch viel weniger aktive Unterstützung als eine hässliche Betonbrücke.

Die Dresdner brauchen wohl doch wieder einen König und im Grunde wird ja heute die Politik der sächsischen Könige mit anderen Mitteln fortgesetzt: Nimm das Geld der Sachsen und baue in Dresden. Dass das Land heute Freistaat heißt, ist im Grunde nur ein Betriebsunfall der Geschichte, die Krone ist ja noch überall zu sehen.

Als die Dresdner mal selbst Verantwortung übernahmen, da beauftragten sie den Ratszimmerermeister George Bähr und bauten sich die Frauenkirche. Als die Frauenkirche in Trümmern lag, haben die Dresdner sie wieder aufgebaut. Aus der ganzen Welt bekamen wir Unterstützung, weil das Projekt so faszinierend war.

Wenn die Dresdner Glück haben, dann bekommen sie von ihren Monarchen solche Bauwerke wie den Dresdner Zwinger, die Kathedrale oder das Schloss Pillnitz. Diese Bauwerke werden bis heute bewundert, weil Auftraggeber und Baumeister mit Sinn für Ästhetik am Werk waren. Aus der ganzen Welt wird Dresden dafür Interesse entgegengebracht.

Aber wenn die Dresdner mal so richtig Pech haben, dann bekommen sie eben ein Bauwerk wie die Waldschlößchenbrücke. Dort haben weder Auftraggeber noch Baumeister diesen Sinn für Ästhetik entwickelt. Es gibt bis heute keinen anerkannten Fachmann, der sagt: »Ich finde diese Lösung überzeugend«. Aus der ganzen Welt wurde Dresden mit Spott und Unverständnis bedacht.

Das Ergebnis spricht nicht nur gegen Auftraggeber und Baumeister, obwohl beide ihrer Rolle offensichtlich nicht gewachsen waren. Es sagt viel mehr über die Dresdner selbst aus, weil sehr viele von ihnen ihre Rolle gar nicht erst annehmen wollten.

Die Krone des Freistaats

Die Krone des Freistaats


Danke an Silvia, die mich in dieser Diskussion auf den Begriff »Fördermitteldiktatur« und damit zum Nachdenken über diesen Beitrag gebracht hat.



Pfeilerpaare in Grätschstellung

1. Juli 2009

In den Umgebungsgedanken gefunden: ein Video zur Qualität der Waldschlößchenbrücke, unterlegt mit der Beschreibung eines bekannten Denkmalpflegers. Bitte anschauen!


Ungeordnete Gedanken in der Nacht des Welterbes

24. Juni 2009

[Anmerkung: Geordnete Gedanken findet Ihr hier]

Ich habe den späten Abend im Welterbegebiet verbracht — wie lange werde ich das noch sagen können? Nun begrüßt mich im iTunes beim französischen Classic-and-Jazz-Sender die Stimme von Aretha Franklin mit It Ain’t Necessarily So aus »Porgy And Bess«.

It ain’t necessarily so
It ain’t necessarily so
Dey tell all you chillun de debble’s a villain
But ‚taint necessarily so

Das passt irgendwie auf den ganzen Tag. Denn wenn ich einem Gast oder einem Zugereisten das Problem um Welterbe und Brücke erkläre, dann ist am Anfang jeder dritte Satz: Nein, das stimmt nicht ganz.

Etwa so: Nein, die Dresdner hatten keinen Volksentscheid gegen das Welterbe. Nein, da hat Ihre Lokalzeitung schlecht recherchiert. Ach, was heute alles in der Zeitung steht …
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