Der Begriff »Wende« hat in unserem Sprachgebrauch eine weitgehend positive Bedeutung. Mit der politischen Wende im Jahr 1989 verbinden wir einen großen Gewinn an Freiheit.
Vielleicht haben die Politiker und die Medien deshalb den Begriff »Energiewende« geprägt. Doch diese »Wende« hat für uns als Steuerzahler und Stromkunden schon lange keine positive Bedeutung mehr. Sie ist mit einem mehrfachen Verlust an Freiheit verbunden.
Hier ist die Geschichte eines Abstiegs in vier Stufen.
Stufe 1: Wir zahlen für Energie aus effizienteren Anlagen
Am Anfang stand die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung. Das war noch eine weitgehend sinnvolle Angelegenheit: Energieträger werden mit einem höheren Gesamtwirkungsgrad ausgenutzt. Einziger Kritikpunkt: Investitionen in Effizienz sollten sich in einer Marktwirtschaft auch ohne Förderung aus Zwangsabgaben rechnen.
Stufe 2: Wir zahlen für Energie aus ineffizienteren Anlagen
Dann kam die massive Förderung der Fotovoltaik. Sie ist in unseren Breiten nicht effizient und deshalb wird nur ein sehr geringer Teil des jährlichen Energiebedarfs aus Fotovoltaik-Anlagen gedeckt. Offensichtlicher Kritikpunkt: Die hohen Subventionen aus Zwangsabgaben haben hier den geringsten Wirkungsgrad. Doch wir werden gezwungen, dafür zu zahlen.
Stufe 3: Wir zahlen für Energie aus Nahrungsmitteln
Einer der schlimmsten Irrwege der sogenannten Energiewende ist die Förderung der Energiegewinnung aus »Biomasse«. Hier ist vor allem Kritik aus ethischer Sicht angebracht: Solange weltweit Menschen verhungern, dürfen Mais, Palmöl und andere Nahrungsmittel nicht zur Energiegewinnung eingesetzt werden. Doch wir werden gezwungen, dafür zu zahlen.
Stufe 4: Wir werden für Energie bezahlen, die es gar nicht gibt
Nach den Plänen der Bundesregierung sollen wir als Stromkunden auch noch für die Auswirkungen der Fehlplanungen von Offshore-Windparks zahlen. Dann sind wir auf der bisher tiefsten Stufe angelangt: Wir zahlen eine Umlage und bekommen gar nichts dafür.
Stehen wir vor dem Übergang zur Planwirtschaft?
Oft wird nun argumentiert: Weil der Staat die Ziele der »Energiewende« vorgibt, stehen wir vor dem Übergang von der Marktwirtschaft zur Planwirtschaft. So sieht Zettel in der »Energiewende« eine Entscheidung für die Planwirtschaft. Er bezieht sich dabei auf einen Kommentar in der F.A.Z. vom 12.10.2012.
Ich sehe das etwas anders: Die Energiewende ist ein Beispiel für die katastrophalen Auswirkungen der lobbygetriebenen Subventionswirtschaft. Ein überzeugendes Indiz findet sich in vielen früheren Ausgaben der F.A.Z. — denn sie hat als eine der wichtigsten Wirtschaftszeitungen Deutschlands jahrelang über die Vorteile der staatlich unterstützten Investitionen in »erneuerbare Energiequellen« berichtet.
Das kann niemanden verwundern: Schließlich will sie ihrer Leserschaft beim Geldverdienen und Geldsparen helfen und somit muss sie auch über (falsche) staatliche Anreize berichten. Es ist also zu kurz gedacht, wenn man in der F.A.Z. nun mit dem Reizwort »Planwirtschaft« titelt, obwohl es eigentlich um eine massive Verzerrung der Anreize in einer Marktwirtschaft geht.
Eine Wende zur Unfreiheit
Ob man in der »Energiewende« eine Tendenz zur Planwirtschaft oder eine aus dem Ruder laufende Subventionswirtschaft sieht, spielt für die Bürger kaum eine Rolle: Der Verlust an Freiheit ist evident.
Wir dürfen nicht selbst entscheiden, ob wir die Energiegewinnung aus Lebensmitteln unterstützen wollen. Wir dürfen auch nicht entscheiden, ob wir unsere Umwelt mit immer mehr Windrädern belasten wollen. Wir dürfen nicht einmal entscheiden, welche Leuchtmittel uns am Abend Licht spenden werden.
Alle drei Verluste an Entscheidungsfreiheit kommen wirtschaftlichen Interessengruppen zugute: Den Bauern, den Ökostrom-Erzeugern und den Leuchtmittelproduzenten.
Weil man auch 2012 und in den folgendem Jahren jeden Euro nur einmal ausgeben kann, müssen wir als Steuerzahler und Stromkunden notwendigerweise bei den Ausgaben für andere Produkte und Dienstleistungen sparen. Unter dem Strich wird ein volkswirtschaftlicher Verlust entstehen. Den Verlust an Freiheit beklagen wir jetzt schon.