Bewegend: »Wachet auf, ruft uns die Stimme …« in dem wunderbaren Raum zwischen Brühlscher Terasse, Kathedrale und Schloss mit seiner einzigartigen Akustik.
Nur laut: Mission mit Rockmusik und sehr stark vereinfachter Botschaft: »Yes, Lord!«.
Bewegend: »Wachet auf, ruft uns die Stimme …« in dem wunderbaren Raum zwischen Brühlscher Terasse, Kathedrale und Schloss mit seiner einzigartigen Akustik.
Nur laut: Mission mit Rockmusik und sehr stark vereinfachter Botschaft: »Yes, Lord!«.
Die Leitung des Spiels hatte Dr. Reinhard Höppner. Er war in der Zeit nach der friedlichen Revolution Vizepräsident der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Seine Art der Sitzungsleitung war damals durch die jahrelange Erfahrung mit den Synoden seiner Landeskirche bestimmt. So lernten wir am Fernseher die Regeln der parlamentarischen Demokratie quasi von einem hochrangigen Vertreter der evangelischen Demokratie.
Es lag jedenfalls nahe, den Umgang mit den Nazi-Themen in der Art einer Synode zu diskutieren. Den Leitantrag durfte »Oberkirchenrat« Martin Dulig einbringen. Er leitet im Hauptberuf Sachsens SPD.
Danach verwies Reinhard Höppner den Antrag in die Ausschüsse. Die Ausschüsse durften Änderungen der Punkte des Leitantrags beantragen. Die Veränderungen mussten begründet werden. Über alle Punkte des Leitantrags und alle Änderungsanträge wurde nach den Verfahrensregeln einer Synode abgestimmt.
Als »Experten« zur Beratung der »Ausschüsse« waren Vertreter der anti-rechtsextremistischen Bildungsarbeit geladen. Auf ihre Rolle wird später noch einzugehen sein.
Ich habe den Leitantrag als Bild gescannt (Klick!) und als PDF-Datei hinterlegt. Einige Passagen werde ich noch zitieren.
Martin Dulig hat den Antrag mit folgenden Argumenten begründet (Zusammenfassung):
Mein Eindruck: Es war eher die Begründung eines Politikers als die Begründung eines Christen. Politiker sind Meister des Aktionismus, auch wenn sie das mehrfach mit »Klarheit im konkreten Tun« umschreiben:
Sie brauchen immer eine schnelle Lösung, die sich gut verkaufen lässt. Sie brauchen eine einfache Lösung und sie brauchen eine dokumentierbare Lösung. Ob diese Lösung aber Bestand haben kann, musste sich im Verlauf der Diskussion zeigen.
Die Teilnehmer der Veranstaltung kamen aus vielen Landeskirchen und aus allen Altersgruppen. Junge Leute waren besonders stark vertreten. Man konnte also erwarten, dass viele praktische Erfahrungen mit Nazis in die Diskussion einfließen würden. Was meinen die über 300 »Synodalen« zu den drei Punkten des Antrags?
Fortsetzung folgt …
Reinhard Höppner betonte am Beginn, dass die Veranstaltung eigentlich nebenan im Sächsischen Landtag stattfinden sollte. Aus der Presse hatte man vorher erfahren, dass sich CDU und FDP mit ihrer Mehrheit dagegen gestellt hatten. Darauf ging Höppner aber nicht ein. Ich darf sagen: Für diese Veranstaltung hatten CDU/FDP damit Unrecht. Sie hätte wirklich in das sächsische Parlament gepasst.
»Darf man Nazis konfirmieren?« ist einer der wirklich plakativen Veranstaltungstitel des 33. Evangelischen Kirchentags. Solche Titel erregen Aufmerksamkeit. Sogar der Satiriker Wiglaf Droste hat sich in einem Beitrag für das linke Nischenprodukt »junge welt« über den Titel der Veranstaltung Gedanken gemacht:
Der Christentag stellt sogar noch drängendere Fragen: »Darf man Nazis konfirmieren?« Wer will das wissen und warum? Wüßte Bomber Harris eine Antwort darauf?
So weit, so billig.
Ich habe an dieser Veranstaltung teilgenommen. Ich muss die Notizen noch ins Reine schreiben, aber ich möchte Sie schon ein wenig neugierig machen.
Die Grundidee der Veranstaltung bestand darin, über einen fiktiven Antrag an eine Landessynode mit folgenden drei Kernpunkten zu diskutieren:
Ein solcher Beschluss hätte ziemlich weitreichende Folgen. Vordergründig geht es zwar um das Thema Rechtsextremismus, aber in Wahrheit geht es um Glaubensinhalte und um Verantwortung. Um die Verantwortung junger Menschen, um die Verantwortung der Gemeinden und um die Verantwortung der Seelsorger.
Deshalb wurde das Plenum in vier Arbeitsgruppen geteilt, die sich mit dem Thema unter vier Aspekten befassen sollten: Jugendarbeit, Theologie, Gemeindearbeit und Öffentlichkeitsarbeit. Dazu später mehr …