stand gestern in der »Sächsischen Zeitung« in einer Glosse. Da schrieb Marcus Krämer in einem Offenen Brief an den FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler:
Eine demokratische Gesellschaft, in der die öffentliche Meinung alles unterdrückt, was dem Mainstream nicht gefällt, ist kaum besser als eine Diktatur mit staatlicher Zensur.
Es ist bezeichnend, dass dieser Gedanke heute auf der ersten Seite des Wochenend-Magazins zu finden ist. Eigentlich sollte er in großer Schrift in jeder Redaktion hängen. Aber wird nicht an vielen Schreibtischen viel lieber an einer »Diktatur der Mehrheit« mitgewirkt?
Der Skandal um den Bundespräsidenten ist schon lange auch zu einem Skandal der Presse geworden. Die Berichterstattung und Kommentierung zur FDP ist in einigen Teilen kein geringerer Skandal. Wenn ich bestimmte Zeitungen aufschlage und »FDP«-Themen lese, kommt mir das kalte Grausen. So viele sinnentstellende Verdrehungen und so viel Häme findet man bei kaum einem anderen Thema.
Sachliche Kritik an Personen und Positionen in allen Ehren — aber dann bitte wenigstens einigermaßen gerecht auf alle Parteien verteilt. Das Erscheinungsbild der Koalition in Berlin ist kein gutes und die FDP tut gerade alles, um sich das politische Leben zu nehmen — aber in Wahrheit hat die Opposition auch kein besseres Konzept und keine besseren Persönlichkeiten.
Pressefreiheit und freier Markt haben eines gemeinsam: Wenn Freiheit der Vorwand für verantwortungsloses und rücksichtsloses Handeln ist, dann wird großer Schaden angerichtet.
Seit einigen Jahren kennen und fürchten wir die Gefahren, die durch verantwortungsloses Handeln auf den Finanzmärkten entstehen. Seit 2010 wird uns drastisch vor Augen geführt, wohin die Auswüchse der Verschuldung demokratischer EU-Staaten führen.
Spätestens seit der zweiten Hälfte des Jahres 2011 muss man darüber nachdenken, welchen Schaden verantwortungslose Akteure in den Medien anrichten können — In Deutschland ist in der Weimarer Zeit schon einmal eine Demokratie erst kaputtgeschrieben und dann kaputtgeschlagen worden.