Der Landesvorstand der Sächsischen Piraten und das #Bombergate

Jedes Jahr im Februar skandieren radikale »Aktivisten« in Dresden den Namen des englischen Generals Arthur Harris. Sie erfreuen sich nachträglich am Flächenbombardement auf die Dresdner Bevölkerung oder sie wünschen sich eine Wiederholung dieses Ereignisses:

»Bomber-Harris – DO IT AGAIN!«.

Diesen Spruch und ähnliche Sprüche hören die Dresdner beim stillen Gedenken auf dem Friedhof und an der Frauenkirche schon seit Jahren. Was ist im Februar 2014 neu?


Die Twitter-Demo einer radikalen Minderheit

Eine radikale Minderheit aus der Piratenpartei hat die Bomber-Harris-Parolen als Twitter-Demo neu aufgelegt. Das war ziemlich dumm: Die Provokationen vor Ort sind nach kurzer Zeit vergessen, aber die Parolen via Twitter sind nachhaltig an vielen Stellen im Netz präsent.

Spitzenpiratin Julia Schramm hat es mit ihren Äußerungen bis zur Perfektion getrieben. Sie wünschte sich beispielsweise:

»Sauerkraut, Kartoffelbrei – Bomber Harris, Feuer frei!«

Daneben gab es noch diese Pseudo-Femen-Aktion im Stadtzentrum: Der Dank an Bomber-Harris auf einem nackten Oberkörper. Sie ist eigentlich politisch unwichtig, aber aufgrund der zur Schau gestellten Nacktheit gern in den Medien erwähnt worden.


Letztlich wurden Twitter-Demo und Blankziehen zu einem Problem für die gesamte Piratenpartei. Beteiligt waren: Eine Beraterin des Parteivorstands, eine Kandidatin für die Wahl zum Europaparlament, ein linksradikaler Piraten-Politiker aus Berlin und diverse Twitter-Trolle.

Während die Harris-Parolen öffentlich diskutiert wurden, soll es zu Gewaltandrohungen gegen einzelne Beteiligte gekommen sein. Die Faktenlage ist hier allerdings sehr undurchsichtig: Von Anzeigen bei der Polizei oder von polizeilichen Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Täter war bisher nicht die Rede.


Die Stellungnahme der Piraten aus Dresden

Das dumme Gerede einiger Vertreter der Piratenpartei wäre mir keinen weiteren Kommentar wert, wenn der Landesvorstand der Piratenpartei des Freistaats Sachsen nicht mit einer fragwürdigen Stellungnahme reagiert hätten. Diese Stellungnahme beginnt so:

Der Landesverband Sachsen bekennt sich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung und wird jedem Menschen beistehen, der Opfer von Gewalt-, Vergewaltigungs-, oder Morddrohungen wird. Für uns Piraten ist die Meinungsfreiheit zentrales Element der Demokratie.

Der Beginn des ersten Satzes und der zweite Satz sind Selbstverständlichkeiten. Es bleibt völlig offen, aus welchem Grund sich der Landesvorstand zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und zur Meinungsfreiheit bekennt. Es bleibt unbestimmt, aus welchem Grund er seinen Beistand anbietet. Es bleibt auch offen, wie dieser Beistand überhaupt aussehen soll.

Eine Stellungnahme ohne Bezug auf die Ursachen des Gegenstands der Stellungnahme ist völlig nutzlos.


Gewalt in der Kommunikation

Tatsächlich werden in der anonymen Kommunikation im Netz immer öfter verbale Gewalt und Gegengewalt angewendet. Dazu gehören Sprüche in übler rassistischer und sexistischer Sprache, dazu gehört Gewaltverherrlichung, dazu gehören auch anonyme Drohungen.

Es ist zu einer furchtbaren Unsitte geworden, dass aus einem Dissens in der Sache heute oft zwei Dinge abgeleitet werden: Der Nazi-Vorwurf und das verbale Drohen mit Gewalt. Das ist immer und überall zu verurteilen.

Aber: Wer eine Diskussion schon mit Gewaltverherrlichung und Gewaltphantasien beginnt, setzt damit zwangsläufig eine Spirale in Gang, die letztlich nicht mehr kontrolliert werden kann.

Die Sprüche über »Bomber-Harris« und deutschen »Kartoffelbrei« sind in all ihren Variationen verbale Gewalt – und das war den »Aktivisten« auf Twitter natürlich bekannt. Diese Ursache-Wirkungs-Beziehung hat der Landesvorstand der Piratenpartei Sachsens offenbar verdrängt oder überhaupt nicht verstanden.


England und Deutschland – Coventry und Dresden

Die ehemals verfeindeten Völker der Engländer und Deutschen haben aus den Gewaltspiralen der Geschichte gelernt: Aus Erbfeindschaft wurde Freundschaft.

Über Dresden leuchtet heute als Symbol der Versöhnung das vergoldete Turmkreuz der Frauenkirche. Es wurde von Kunsthandwerkern in England geschaffen und aus englischen Spendenmitteln finanziert.

Die breite Mehrheit der Dresdner Bevölkerung kennt die Geschichte sehr gut. Der 8. Mai 1945 ist für uns der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Das Gedenken an die Toten des Bombenangriffs am 13. Februar steht aber nicht im Widerspruch dazu. Das Gedenken ist ein elementarer Bestandteil der Zivilisation.

Die Vertreter unserer englischen Partnerstadt Coventry gedenken seit Jahrzehnten gemeinsam mit der Dresdner Bevölkerung an die Toten. Beiden Seiten ist bewusst, dass der Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung kein legitimes Mittel der Kriegsführung sein kann.

Die Bomben fielen immer auf Gerechte und Ungerechte. Sie trafen auch Zivilisten, Kriegsgegner und völlig unschuldige Kinder. Der Landesvorstand der Piratenpartei Sachsens hat dazu allerdings eine ganz exklusive Meinung:

Die Piratenpartei Sachsen hat tiefen Respekt und bedauert die Opfer deutscher Luftangriffe und Kriege sei es in Guernica, Coventry, London oder anderen Orten der Welt.

Die Opfer des Angriffs auf Dresden sind den Dresdner Piraten-Vertretern offenbar keinen Respekt und kein Bedauern wert. So kann man sich mit einem Satz gleichzeitig in Dresden und in Coventry ins politische Abseits stellen …


Quelle: Hier ist die Stellungnahme der Sächsischen Piraten in voller Länge.


Ergänzung(1): Der Pirat und Anwalt Markus Kompa charakterisiert die Stellungnahme aus Sachsen am Ende des Artikels »Die Schlacht um Helms Klamauk«:

Schließlich trudelte auch aus Sachsen eine altklug belehrende Stellungnahme ein, die den Linksautonomen/Antideutschen/Ultrafemimimi-Wasweißich gefällig sein dürfte (…)


Ergänzung (2): Die taz schreibt über #Bombergate und dort ist auch erklärt, was hinter der rassistischen Wendung vom »Kartoffelbrei« steckt.


32 Responses to Der Landesvorstand der Sächsischen Piraten und das #Bombergate

  1. Antifa sagt:

    Aus Erbfeindschaft wurde Freundschaft.

    Da ist wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens.

    Die breite Mehrheit der Dresdner Bevölkerung kennt die Geschichte sehr gut. Der 8. Mai 1945 ist für uns der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Das Gedenken an die Toten des Bombenangriffs am 13. Februar steht aber nicht im Widerspruch dazu. Das Gedenken ist ein elementarer Bestandteil der Zivilisation.

    Ich glaube nicht, dass die „breite Mehrheit“ die Geschichte sehr gut kennt, geschweige denn einen Bezug zum 8. Mai herstellen kann oder die richtige Einordnung des 13. Februar hinbekommt. Woher nimmst Du denn Deine Annahme? Ich behaupte, dass den meisten Menschen in dieser Stadt der Tag herzlich egal ist. Ein paar tausend Menschen lassen sich politisch in Form einer Menschenkette instrumentalisieren und noch sehr viel weniger von ihnen nehmen an den offiziellen Gedenkveranstaltungen teil. DA Angebot der Menschenkette ist extrem niedrigschwellig und beinhaltet im Grunde nichts, außer dem Gefühl einer Gemeinschaft. Was als Angebot für viele Menschen zunächst attraktiv erscheint, ist letztlich aber keine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Tag und, was die Aneignung von Symbolen wie der Weißen Rose zeigt, noch sehr viel weniger ein Gespür dafür, was Geschichte eigentlich bedeutet.

    Meinetwegen ist das Gedenken an tote Menschen ein „elementarer Bestandteil der Zivilisation“, aber genau dazu bietet sich ja auch der Totensonntag an. Es muss also mehr sein, als nur die Trauer um den Verlust in der eigenen Familie. Klar lässt sich dann auch irgendein Ereignis aus der Stadtgeschichte herausnehmen, um das erneut zum Thema zu machen, aber dann sollte man sich auch mit den Vorwürfen auseinandersetzen. Nicht nur am 13. Februar gab es in Dresden Ereignisse, an dem die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Stadt einmal selbst Erfahrungen mit dem Thema Weltkrieg sammeln konnten. Sich aber ausgerechnet diesen Tag herauszusuchen, um „generell“ über Opfer zu trauern, zeugt in meinen Augen nicht von sehr viel Fingerspitzengefühl. Der Tag dient ja gar nicht mehr dazu, um über das individuelle Schicksal aus der eigenen Familie zu trauern, sondern wird aufgegriffen, politisch aufgeladen und kann im Anschluss beinahe beliebig instrumentalisiert werden.

    Über die Jahre ist in dieser Stadt, politisch durchaus gewollt, eine Trauer und Opfermentalität gewachsen, die dazu dient, die historische Schuld hinter der generellen Gleichsetzung aller Opfer im Zweiten Weltkrieg verschwinden zu lassen. Sich dann die Frauenkirche als „weltweites Symbol für Frieden und Versöhnung“ (Gehts noch ein bisschen gröber?) hinzusetzen, ohne diese Phrase in irgendeiner Art und Weise mit Inhalten zu füllen, ist in meinen Augen einfach nur geschmacklos.

    • stefanolix sagt:

      Ich lasse diese Meinung so stehen. Es ist Dein gutes Recht, so zu denken – Deine Aussagen entsprechen nicht meinen Beobachtungen und meiner Wahrnehmung.

      Wenn wir in Dresden eine repräsentative Umfrage nur mit den beiden Optionen

      A Sehen Sie England als (Erb)Feind?
      B Sehen Sie England als befreundetes Land?

      in Auftrag geben würden, dann bin ich sicher: Es würde sich die Mehrheit für B entscheiden. Und ich möchte lieber nicht wissen, was für Teile der Bevölkerung A ankreuzen würden …


      Die Frauenkirche ist sogar als Symbol für die Versöhnung geweiht worden. Das mag Dir nun gefallen oder nicht gefallen – aber es ist so. Und über die Geschichte mit dem Turmkreuz kannst Du Dich auch gern informieren. Akzeptiere es bitte einfach als Tatsache.

      Akzeptiere bitte auch, dass die Spender für den Wiederaufbau und die Stifter des Turmkreuzes ein solches Symbol setzen wollten. Du kannst meinetwegen gegen die öffentlich bekundete Versöhnung sein – aber damit bist Du in Dresden in einer sehr kleinen Minderheit.

      Coventry ist seit Jahrzehnten eine Partnerstadt im Gedenken an den II. Weltkrieg. Sagt Dir der Begriff »Nagelkreuz« etwas?

      Muss man all diese Versöhnungsprozesse wirklich mit rassistischen und menschenfeindlichen Bomber-Harris-Sprüchen in den Dreck ziehen?


      • Antifa sagt:

        Die Frauenkirche ist sogar als Symbol für die Versöhnung geweiht worden. Das mag Dir nun gefallen oder nicht gefallen – aber es ist so. Und über die Geschichte mit dem Turmkreuz kannst Du Dich auch gern informieren. Akzeptiere es bitte einfach als Tatsache.

        Ich kenne die Geschichte, aber ich bleibe dabei, Versöhnung (Was auch immer darunter überhaupt verstanden wird.) ohne Aufarbeitung ist Unsinn und Aufarbeitung meint im Fall von Dresden, sich nach 30 Jahren endlich mal vom eigenen Opferstandpunkt wegzubewegen.

        Muss man all diese Versöhnungsprozesse wirklich mit rassistischen und menschenfeindlichen Bomber-Harris-Sprüchen in den Dreck ziehen?

        Hab ich da gerade rassistisch gelesen?

      • stefanolix sagt:

        Selbstverständlich. Sogar die taz schreibt in ihrem Artikel, wie »Kartoffelbrei« zu übersetzen ist.

        »Kartoffeln« ist eine rassistische Bezeichnung, die auf Deutsche angewendet wird. »Kartoffelbrei« versteht sich dann hoffentlich aus dem Zusammenhang. Ansonsten: Bitte im oben verlinkten Artikel der taz nachlesen!

        Das ist genauso rassistisch, wie jede andere ähnlich verächtliche Bezeichnung für eine ethnische Gruppe. Ich will hier keine Beispiele dafür nennen.

      • Antifa sagt:

        dort ist auch erklärt, was hinter der rassistischen Wendung vom »Kartoffelbrei« steckt

        Wo steht denn dort etwas von Rassismus?

      • Rayson sagt:

        Wo steht denn dort etwas von Rassismus?

        Ist etwas erst dann Rassismus, wenn die taz das schreibt?

      • stefanolix sagt:

        Möglicherweise gelten solche und ähnliche Hass-Reden auch erst als Rassismus, wenn geklärt ist, welche Personen sie verwenden »dürfen« …

      • Antifa sagt:

        Es zeugt schon von sehr viel Selbstbewusstsein, sich von „Kartoffel“ beleidigt zu fühlen.

      • Rayson sagt:

        Seit wann ist das Vorliegen von Rassismus davon abhängig, wie groß das Selbstbewusstsein derer ist, die er treffen soll?

      • stefanolix sagt:

        Wenn sich jemand hämisch daran freut, dass Deutsche zu »Kartoffelbrei« gebombt wurden, ist ja wohl ein Widerspruch offenkundig: Die selben Kreise reagieren bekanntlich äußerst sensibel, wenn ähnliche Worte auf andere Völker angewendet werden (und nein: Ich will solche Worte weder anwenden noch hören).

        Es kommt nicht auf die Vokabeln, sondern auf die Absicht an: Schramm & Co. säen Hass – und Rassisten säen auch Hass.

      • Antifa sagt:

        Klar, sind ja auch nur rote Faschisten. Aber da haben wir es wieder, auch anhand des hier verwendeten Begriffs „Rassismus“ wird deutlich, dass es letztlich nur darum geht, Wortbedeutungen aufzuweichen. Was die aufgeklärte deutsche Volkseele davon hält, ist dann sicher auch nur Zufall. Ich bin raus.

        [Link gelöscht. Erstens wegen extremistischen Gedankenguts und zweitens: Es gibt keine Belege für die Herkunft der Fundstücke.]

      • Antifa sagt:

        Sie selbst spricht jetzt übrigens davon, dass eine Facebook-Seite, auf der unter anderem gefordert wird, sie aufzuhängen, fast 9000 Likes hat.

      • Antifa sagt:

        Auch auf die Gefahr hin, das der Nachweis gelöscht und die Kommentare den Piraten angelastet werden, hier die Quelle.

        [Der Link führte auf eine Gewalt verherrlichende Seite unbekannter Herkunft. Das dulde ich nicht.

      • stefanolix sagt:

        Mit diesen Sprüchen hat die Dresdner Bevölkerung nichts zu tun. Es sind die Werke von besonders üblen Extremisten, die sich damit außerhalb der Zivilisation stellen.

      • Rayson sagt:

        auch anhand des hier verwendeten Begriffs “Rassismus” wird deutlich, dass es letztlich nur darum geht, Wortbedeutungen aufzuweichen

        Na, da wäre ich dann mal dankbar für die offiziell verbindliche, unaufgeweichte Wortbedeutung. Nur damit wir, falls es Nicht-Deutsche trifft, von denselben Bedingungen ausgehen können.

  2. Rayson sagt:

    Ich bezweifle, dass es jemals eine „Erbfeindschaft“ zwischen England und Deutschland, vergleichbar der zwischen Frankreich und Deutschland, gegeben hat. Zwar gab es natürlich gegenseitig diabolisierende Propaganda, wenn denn mal wieder ein Krieg vom Zaun gebrochen wurde, aber dazwischen schwelte dann in der Regel doch eher nichts. Zum Beispiel auch keine gegenseitigen Gebietsansprüche, Besatzungserfahrungen und alles Mögliche, das dann mindestens bis Louis XIV. zurückreicht. Auch hat sich ja gerade das deutsche Nationalbewusstsein im 19. Jahrhundert explizit als Widerstand gegen Frankreich artikuliert.

    Zur Versöhnung zwischen Deutschen und Engländern war also weit weniger nötig als zu der zwischen Deutschen und Franzosen.

    • stefanolix sagt:

      Stimmt. »Erbfeindschaft« wurde explizit meist der Konflikt mit Frankreich genannt.

      Aber nach dem II. Weltkrieg war auch mit England ein langer Prozess der Versöhnung notwendig. Mir erscheint diese linksextremistische Propaganda also insgesamt auch als Affront gegen das heutige England.


      Wir kannten das Thema im Dresden der DDR-Zeit ja aus zwei Perspektiven. Die Städtepartnerschaft mit Coventry begann relativ zeitig in der DDR-Zeit, wurde aber auf sehr kleiner Flamme gehalten. Da gab es eher Kontakte auf der Basis einzelner Kirchgemeinden und anderer kleiner Gruppen sowie eben im Rahmen des Austauschs von Friedenssymbolen.

      Dagegen hat die SED-Propaganda in der Zeit des Kalten Krieges immer wieder das Motiv vom »anglo-amerikanischen Bombenangriff« wiederholt. Da ging es gegen die bösen NATO-Kriegstreiber …

      In der DDR haben tatsächlich viele Menschen nicht nur nach Westdeutschland geschaut, sondern auch aus Anlass des Englisch-Unterrichts nach England. Ich bin sicher, dass schon in meiner Schulzeit in den 1970er/1980er Jahren die Mehrheit meiner Altersgenossen insgeheim (auch) Sehnsucht nach London hatte.

  3. Antifa sagt:

    Aber nach dem II. Weltkrieg war auch mit England ein langer Prozess der Versöhnung notwendig. Mir erscheint diese linksextremistische Propaganda also insgesamt auch als Affront gegen das heutige England.

    Naja, ganz so würde ich das nicht sehen, immerhin haben die Briten ihrem Kriegshelden ja trotz der Proteste aus Dresden in London ein Denkmal gebaut.

  4. E-haller sagt:

    Die Piraten scheinen an den Einzug in die große Politik nicht mehr zu glauben – sonst würden die nicht solch seltsame Aktionen machen… Selbst MIT Erklärung erschließt sich der Sinn für mich irgendwie nicht.

    Andererseits: scrollt man kurz mal die Kommentare auf den letzten Artikel auf der FB-Seite Anne Helms, versteht man schon, warum da jetzt „Beistand“ kommt.

    Credo: Wenn Dummheit auf Dummheit trifft, kann nix vernünftiges bei rauskommen… Man kann nur hoffen, dass der Anteil der Dummen nicht so groß ist, wie es das Netz suggeriert… ;)

    • stefanolix sagt:

      Ich wollte den Piraten heute diesen Kommentar unter die anmaßende Erklärung ihres Vorsitzenden stellen, aber ich habe es dann doch gelassen.

      Über die Wirkung der Bomber-Harris-Sprüche kann seit Jahren überhaupt kein Zweifel bestehen: Sie treffen nicht die Nazis. Die Nazis lachen nur darüber. Das sind abgehärtete rechte Hooligans, die einmal jährlich in Dresden einfallen und denen unsere Stadt ansonsten völlig egal ist. Sie haben hier keine Basis.

      Die Bomber-Harris-Sprüche treffen jedes Jahr im Februar trauernde Menschen auf den Friedhöfen und vor den Kirchen. Die Antideutschen gehen seit vielen Jahren gezielt dorthin, um Wunden aufzureißen. Die Details möchte ich Ihnen und mir ersparen.

      Wer auch immer abstrakt und akademisch über solche Sprüche schreibt, sollte aus politischer Sicht eines wissen: Diese Sprüche werden bei einer kleinen, radikalen Minderheit Beifall finden – aber der Rest der Wähler wird sich angewidert von Euch abwenden. Damit stellt Ihr Euch meilenweit ins Abseits.

      Ich glaube keinen Augenblick daran, dass Frau Helm (Aktion) und Frau Schramm (Twitter) nicht wussten, was sie da taten. Sie haben dorthin gezielt, wo es wehtut – und sie haben kalkuliert provoziert, um ein Maximum an Aufmerksamkeit zu erregen.

      Sie haben damit ein vielversprechendes Projekt zerstört. Die Piraten sind für eine große Mehrheit in diesem Land unwählbar geworden. Trennen Sie sich von den Extremisten – dann haben Sie noch eine Chance. Wenn Sie denen nicht den Stuhl vor die Tür setzen, werden Sie in der Bedeutungslosigkeit versinken –  als MLPD 2.0!

  5. Franz K. sagt:

    „Seit dem 6. August 1947 gedenkt Hiroshima alljährlich der Opfer des Atombombenabwurfs mit einer großen Gedenkfeier.“ (Online-Lexikon) – nun muß Frau/Herr Antifa nur noch erklären, daß die Japaner das auch nicht dürfen.

    • Antifa sagt:

      Japan und historische Aufarbeitung wäre ein längeres Kapitel für sich. Es geht mir nicht darum, ob irgendwer etwas darf oder nicht, sondern ob es richtig ist. Aber Stillstand ist in dieser Stadt mehr denn je eine Zustandsbeschreibung.

    • stefanolix sagt:

      »Berechtigt« im Sinne der Anmaßung der Antideutschen wäre es ja – die Japaner haben ebenso wie die Deutschen im II. Weltkrieg furchtbare Kriegsverbrechen begangen.

      Ich stelle mir das gerade bildlich vor. Die Akteurinnen der Aktion in Dresden fliegen 2015 nach Hiroshima und halten ein Transparent, auf dem steht: »Danke, Enola Gay!«

  6. E-haller sagt:

    Ironie der Geschichte ist ja, dass die umgreifende „Individualisierung“ des Körpers mittels Tatoo, Piercing etc. zur Identifizierung wesentlich beitrugen. Da musste nicht mal die NSA ran… ;)

  7. Frank sagt:

    Du hast geschrieben […]

    Dieser Kommentar wurde auf Franks Wunsch gelöscht. Es lag an einem Formatierungsfehler. Der richtig formatierte (und lesenswerte!) Kommentar steht genau darunter.

  8. Frank sagt:

    Du hast geschrieben, dass die Stellungnahme der Piraten zu Beginn ziemlich überflüssige Sätze enthält. Das stimmt, aber wenn man sich die jeweils indirekten Aussagen übersetzt, wird der Text durchaus sehr aufschlussreich. Ich finde ihn geradezu unglaublich. Es geht schon los mit der Überschrift

    Stellungnahme des Landesverbands Sachsen zu den Ereignissen am 13. Februar 2014

    Eine Stellungnahme schreibt man eigentlich nur, wenn etwas vorgefallen ist, wofür man kritisiert werden kann. Aber in der gesamten „Stellungnahme“ kein Wort, wozu man eigentlich Stellung bezieht. Nirgends fällt der Name Anne Helm. Der Kritik an ihr stellt man sich in dieser Stellungnahme aber nirgends:

    Der Landesverband Sachsen bekennt sich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung und wird jedem Menschen beistehen, der Opfer von Gewalt-, Vergewaltigungs-, oder Morddrohungen wird.

    Gewalt-, Vergewaltigungs-, oder Morddrohungen bei „Ereignissen am 13. Februar 2014“? Die fielen in dem Zusammenhang nur gegen Anne Helm. Der Landesverband der Piraten Sachsens stellt A. Helm also zuallererst einmal als Opfer dar und spricht ihr seine Solidarität aus. Sehr aufschlussreich!

    Für uns Piraten ist die Meinungsfreiheit zentrales Element der Demokratie.

    A. Helm hat aus Sicht der sächsischen Piraten also keineswegs etwas sehr Dummes getan, wovon man sich besser so klar wie möglich distanzieren sollte – nein, sie hat lediglich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung in Anspruch genommen, sich also demokratisch verhalten.

    Wir sind ohne Groll gegen die Streitkräfte der Alliierten des 2. Weltkrieges oder jene, die ihnen auf missverständliche Weise ihren Dank zollen wollten.

    Den Satz sollte man in Ruhe nachwirken lassen! Mit anderen Worten: Wir haben nichts gegen die Aktion A. Helms, die sowieso lediglich „missverständlich“ war. Eine klare antideutsche Position.

    Wir bekennen uns aber ebenso zum Ziel einer Welt, die ohne Kriege, Menschenrechtsverletzungen und gezielte oder ungezielte Tötungen auskommt, zu einer Welt in der jeder Mensch sein Leben würdig und frei leben kann.

    Das ist zwar sehr nett von den Piraten, allerdings nicht sehr konsequent: Man ist also einerseits „ohne Groll“ gegen Leute, die die erneute Bombardierung einer Stadt fordern, andererseits bekennt man sich „aber ebenso zum Ziel einer Welt, die ohne Kriege (…) und gezielte oder ungezielte Tötungen auskommt“? Passt nicht

    Die Piratenpartei Sachsen hat tiefen Respekt und bedauert die Opfer deutscher Luftangriffe und Kriege sei es in Guernica, Coventry, London oder anderen Orten der Welt.

    Die Opfer in Dresden bedauert die Piratenpartei Sachsen also nicht.

    Wir werden unser möglichstes tun, und für eine Welt eintreten, in der in Zukunft niemand Grund sieht, Menschen – seien sie an Verbrechen schuldig oder unschuldig – zu bombardieren und zu töten – in Dresden und überall in der Welt.

    Das unterstellt wieder einmal, dass die damals in Dresden Lebenden an Verbrechen schuldig waren. Kein halbwegs intelligenter Mensch wird abstreiten, dass a) Deutschland den Krieg begonnen hatte und dass b) auch in Dresden Nazis waren. Aber in den letzten beiden Passagen klingt durch, dass die Opfer in Dresden irgendwie selbst schuld waren und weniger zu bedauern sind. Hat Frau Helm diesen Text selbst diktiert?

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