Schmalbart beobachtet das Völkische

Das Netzwerk »Schmalbart« bezeichnet sich als »Netzwerk von Menschen, die etwas gegen Populismus unternehmen wollen«. Man hat eine Seite gestartet, auf der man nach eigener Aussage rechtspopulistische Medien beobachten will. Die Seite heißt

Beobachter Völkischer

und man darf annehmen, dass es also speziell um »völkische« Medien geht [aktuell: hier ist der grundsätzliche Artikel dazu].

Zu den Artikeln aus »völkischen Medien« gehört für »Schmalbart« dieser Artikel der »Achse des Guten« über die VW-Vorstandgehälter. Mein schneller Kurzkommentar zu einem der ersten Schmalbart-Artikel:


1. Es stimmt, dass Liberale die Gehaltsfindung für Spitzenmanager dem Markt überlassen, aber unter folgenden Bedingungen: der Preis muss sich frei am Markt bilden können und der Spitzenmanager muss seine Leistung bringen. Es bestehen mindestens seit dem großen Betriebsratsskandal Zweifel, ob bei den VW-Gehältern wirklich immer der Markt entscheidend war. Es bestehen noch größere Zweifel, ob etwa Herr Winterkorn oder Frau Hohmann-Dennhardt wirklich die vielen Millionen Euro Gehalt wert waren. Diese berechtigten Zweifel werden in dem Achse-Artikel (zugegebenermaßen pointiert) angesprochen.

2. In dem Achse-Artikel werden auch typische linke Argumente verwendet, etwa zum Verhältnis zwischen den Einkommen der Arbeiter und der Spitzenmanager. Diese Argumente kennt man etwa von Frau Wagenknecht oder Herrn Gysi, von SPD-Politikern oder von Gewerkschaftern.

3. Der Artikel ist seinem Wesen nach ein Kommentar, also eine Meinungsäußerung. In dem Kommentar wird durchaus abgewogen, ob der Staat in die Gehaltsfindung eingreifen sollte. Als Besonderheiten werden hervorgehoben: die Staatsbeteiligung bei VW und der Einfluss der SPD. Beides kann man kritisieren – dafür muss man weder »rechts« noch »völkisch« sein.


Diese drei Punkte führen mich zu der Frage: »Schmalbart« beobachtet »rechte«, »völkische«, rechtspopulistische Medien – wieso wird dieser Artikel als »rechts« oder »völkisch« diskreditiert? Beides ist in der Öffentlichkeit negativ konnotiert. Ich kann in dem Artikel allenfalls eine allgemeine Tendenz zum unbestimmten Populismus erkennen, aber keine rechtsradikalen oder völkischen Aussagen.


Ergänzung: Der Name der »Schmalbart«-Seite ist bewusst die Umkehrung des Namens des »Völkischen Beobachters«. Dieser war das Zentralorgan der NSDAP. Wenn man im Jahr 2017 eine Seite »Beobachter der Völkischen (Medien)« nennt, dann müssten die beobachteten Medien also der NPD oder noch schlimmeren Organisationen nahe stehen. Diese Medien müssten einen neuen Nationalsozialismus propagieren und/oder den alten Nationalsozialismus verherrlichen. Die Namensgebung ist angesichts der tatsächlich beobachteten Medien völlig absurd [aktuell: das habe ich dann hier weitergeführt].


19 Responses to Schmalbart beobachtet das Völkische

  1. Gereon sagt:

    War der Typ mit dem Schmalbart nicht der, der gerne Bücher verbrennen ließ und anderen die Meinung verboten hat?
    Passt gut, der Name.
    Nur fragt sich, warum die Meinung des Volkes in einer Demokratie so feindlich angegangen wird.
    Demos, Populus und Volk heisst dasselbe in drei Sprachen!

  2. Demonstrant sagt:

    auf Grundgesetz Artikel 116:

    Deutscher im Sinne dieses Grundgesetzes ist vorbehaltlich anderweitiger gesetzlicher Regelung, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder als Flüchtling oder Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit oder als dessen Ehegatte oder Abkömmling in dem Gebiete des Deutschen Reiches nach dem Stande vom 31. Dezember 1937 Aufnahme gefunden hat.

    Dank Schmalbart wissen wir nun, dass unser GG eine rechtsradikale Hetzschrift ist.

    Tut mir leid, diese Hustensaftschmuggler sind nicht von der Brigade, die die tiefen Teller erfunden hat.

  3. Anderer Max sagt:

    @ Gereon:
    Weil es „das Volk“ nicht gibt …
    Und „ihr“ seid sicher nicht „das Volk“. Nicht mal eine „schweigende Mehrheit“.
    Gott wie blöde eure Argumente werden … jeden Tag schlimmer.

    • Gereon sagt:

      ‚Nicht gibt‘ und ’nicht geben soll‘ sind 2 verschiedene Dinge.
      Das es das Volk hierzulande nicht gibt, ist unbewiesen, daß es dasselbe nach deiner und einiger anderer Verwirrter nicht geben soll , leider Fakt.
      Jedenfalls sollte man, bevor man das Volk abschaffen und ihm die Heimat nehmen will, dieses erstmal befragen, wenn man sich demokratisch geben will, alles andere ist Diktatur einer kleinen , selbsternannten Minderheit.
      Die Sache ist doch, wenn ihr Deutschland und sein Volk nicht wollt, Euch nicht zugehörig fühlt, geht woanders hin, denn schön im gemachten Nest sitzen, aber der angestammten Bevölkerung Heimat Land und Kultur zerstören , das auch noch ohne Mandat, ist schäbig.

      • stefanolix sagt:

        Das sind jetzt auf beiden Seiten ziemlich viele Annahmen. Lasst uns mal versuchen, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen.

        Es gibt hier in DE gewachsene Strukturen von Bayern, Sachsen, Pfälzern, Rheinländern, Thüringern, Mecklenburgern usw. Sie sind teilweise noch ziemlich stabil, teilweise fragil. Städter fühlen sich auf andere Art zugehörig als Menschen vom Land.

        Die sogenannten »Antideutschen«, die ihr eigenes Land hassen und am liebsten zerstört sehen würden, sind eine extreme Minderheit, wenn auch bizarr, laut und unangenehm. Ob Max dazu zählt, weiß ich nicht. Ich habe noch nie etwas von ihm gelesen. Deshalb: Bitte Ruhe bewahren.

      • Andreas Báncsov sagt:

        Kurze Anmerkung: „Antideutsch“ als Selbstbezeichnung unter Teilen der radikalen Linken richtet sich nicht gegen „ihr eigenes Land“ sondern gegen deutsche Ideologie (vgl. Marx Thesen gegen Feuerbach). Tatsächlich sind Antideutsche innerhalb der Linksradikalen die größten Verteidiger des bürgerlichen Staates.
        Wer den Begriff dagegen so verwendet wie sie, übernimmt direkt das emotionalisierte Vokabular der Besorgtbürger.

      • stefanolix sagt:

        Für die Annahme, Antideutsche seien »innerhalb der Linksradikalen die größten Verteidiger des bürgerlichen Staates« gibt es sicher Quellen?

        Ich durfte die Methoden dieser Antideutschen in Dresden erleben und glauben Sie mir: Nichts verachten Antideutsche mehr als Bürgerlichkeit …

        Zum zweiten: Was ist bitte unter »deutscher Ideologie« zu verstehen und wer vertritt sie? Ich kenne keine deutsche Ideologie. Ich kenne nationalsozialistische Ideologie – aber um gegen NS-Ideologie zu sein, muss ich lediglich ein grundgesetztreuer Bürger sein.

      • Andreas Báncsov sagt:

        Wenn sie etwas nicht kennen, also vom Thema nicht die geringste Ahnung haben, sollten sie sich mit ihrem Urteil darüber vielleicht ersteinmal ein wenig zurückhalten zurückhalten.
        Den besten, Einstieg zum Thema liefert wie gesagt Marx mit seiner Feuerbachkritik: http://www.mlwerke.de/me/me03/me03_009.htm
        „Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken, d. h. die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht. Die Klasse, die die Mittel zur materiellen Produktion zu ihrer Verfügung hat, disponiert damit zugleich über die Mittel zur geistigen Produktion, so daß ihr damit zugleich im Durchschnitt die Gedanken derer, denen die Mittel zur geistigen Produktion abgehen, unterworfen sind. Die herrschenden Gedanken sind weiter Nichts als der ideelle Ausdruck der herrschenden materiellen Verhältnisse, die als Gedanken gefaßten herrschenden materiellen Verhältnisse; also der Verhältnisse, die eben die eine Klasse zur herrschenden machen, also die Gedanken ihrer Herrschaft.“
        Deutsche Ideologie ist die Vergeistlichung, deutscher Zustände, und trotzdem selbstverständlich weder auf deutsche Staatsbürger noch auf deutsche Staatsgebiet beschränkt.
        Hierzu auch Raijko Eichkamp aus der antideutschen Zeitschrift Bahamas: http://redaktion-bahamas.org/artikel/2016/74-die-neuen-deutschen-kennen-keine-grenzen/

      • stefanolix sagt:

        Sie haben »deutsche Ideologie« nicht definiert. Das hier ist ein Witz:


        Deutsche Ideologie ist die Vergeistlichung deutscher Zustände.

        Ohne Definition ist aber keine sinnvolle Diskussion möglich. Dann redet jeder von etwas anderem … 

      • Apodikt sagt:

        “Tatsächlich sind Antideutsche innerhalb der Linksradikalen die größten Verteidiger des bürgerlichen Staates.“

        Guten Aaabend, iiich weiß gar nicht ob Sie´s schon wussten,

        DEUTSCHLAND, DU MIESES STÜCK SCHEISSE

        ist ein Bekenntnis zum bürgerlichen Staat.

      • Apodikt sagt:

        Die Klasse, die die Mittel zur materiellen Produktion zu ihrer Verfügung hat, disponiert damit zugleich über die Mittel zur geistigen Produktion, …

        Wo er Recht hat, hat er Recht, der Marx.
        Die Herrschende Klasse hat die Macht über Zeitung, Rundfunk und Fernsehen. Ferner über Kirchen, Universitäten und Justiz.
        Die produzieren die gewünschte Propaganda. Auf der ganzen Linie.
        Und finanzieren, über welche Umwege auch immer, Obskurantenvereine wie Schmalbart.

        Übrigens, falls Du es nicht bemerkt hast, in Deinem Marx-Zitat kommt das Word „deutsche“ gar nicht vor.

      • stefanolix sagt:

        @Andreas: Ich bin ja kein Freund dieser Klassenkampf- Rhetorik. Ich kann aber einschätzen, was die Antideutschen über viele Jahre am 13. Februar in Dresden veranstaltet haben. Sie haben sich explizit gegen diejenigen (meist sehr alten) Menschen gewandt, die rein menschlich und unpolitisch um ihre Verwandten getrauert haben. Sie haben diese älteren Menschen provoziert, beschimpft und in jeder nur möglichen Form beleidigt. Also erzähle mir bitte niemand, die Antideutschen seien so etwas wie der anständige Kern der Linksradikalen und die Verteidiger des Bürgerlichen …

      • Werwohlf sagt:

        Witzigerweise kam dazu jetzt ja auch gerade was im „Zeitmagazin“: http://www.zeit.de/zeit-magazin/2017/12/antideutsche-israel-linke-deutschland

  4. thorstenv sagt:

    „der Preis muss sich frei am Markt bilden können und der Spitzenmanager muss seine Leistung bringen“

    Das hat keine fassbare Bedeutung, solange nicht klar ist, was „der Markt“ ist. Was sind etwa dessen Teilnehmer? Deswegen gehen auch die nachfolgend geäußerten Zweifel ins Leere. Wenn X zu einem bestimmten Preis (Gehalt, Boni, fringe benefits etc.) zum Vorstand wird, dann ist (wenn man konsequent nach den Regeln der Marktideologie argumentiert) er das zu dem Zeitpunkt eben wert. Wenn sich Vorstand und Aufsichtsrat dann später des (zwischenzeitlich erkannten) Blenders durch einen goldenen Handschlag entledigen, dann war er das zum damaligen Zeitpunkt immer noch wert d.h. das war dann eben der Wert seiner schauspielerischen Leistung.

  5. UweC sagt:

    Wer zählt die Völker, nennt die Namen,
    die gastlich hier zusammenkamen?“

    Wir haben gelernt
    Friedrich Schiller war ein Wegbereiter des Nationalsozialismus.
    Nur eine Frage der Zeit, bis die der andere Max seine Bücher verbrennt.

    Obwohl, vielleicht besteht die Gefahr gar nicht. So wie der andere Max von Schiller daherkommt kann man davon ausgehen, dass er noch nie was von Schiller gehört hat.

  6. UweC sagt:

    Werfen wir einen Blick in den Judenstaat von Theodor Herzl

    Wir sind ein Volk, ein Volk.

    Kein Volk der Geschichte hat solche Kämpfe und Leiden ausgehalten wie wir.

    Wie sehr ich auch die Persönlichkeit verehre, die starke Einzelpersönlichkeit des Staatsmannes, Erfinders, Künstlers, Philosophen oder Feldherrn sowohl als die Gesamtpersönlichkeit einer historischen Gruppe von Menschen, die wir Volk nennen, wie sehr ich auch die Persönlichkeit verehre, beklage ich doch nicht ihren Untergang. Wer untergehen kann, will und muß, der soll untergehen. Die Volkspersönlichkeit der Juden kann, will und muß aber nicht untergehen.

    Man gebe uns die Souveränität eines für unsere gerechten Volksbedürfnisse genügenden Stückes der Erdoberfläche, alles andere werden wir selbst besorgen.

    Die Society wird nehmen, was man ihr gibt und wofür sich die öffentliche Meinung des Judenvolkes erklärt.

    Dieser Name allein wäre ein gewaltig ergreifender Sammelruf für unser Volk.

    Denn unsere Leute werden sich im neuen Leben zur Arbeit herandrängen, und die Welt wird erst sehen, welch ein arbeitsames Volk wir sind.

    Die Kreditpolitik der großen Finanzjuden müßte sich in den Dienst der Volksidee stellen.

    Die jüdische Mittelbank müßte im Namen der Volksidee gegen die Hochbank zusammengerafft werden.

    So wird unser Volk seine Tüchtigkeit wiederfinden im Siebenstundenlande

    Das Volk ist die persönliche, das Land die dingliche Grundlage des Staates.

    Der Staat entsteht durch den Daseinskampf eines Volkes.

    Das Judenvolk ist gegenwärtig durch die Diaspora verhindert, seine politischen Geschäfte selbst zu führen.

    So muß ein gewaltiger Zug nach oben in unser Volk kommen.

    So muß ein gewaltiger Zug nach oben in unser Volk kommen.

    Denn wir sind ein modernes Volk und wollen das modernste werden.

    Unsere Volksgemeinschaft ist ja eine eigentümliche, einzige.“

    Da hat der Herzl aber die Rechnung ohne Schmalbart und den anderen Max gemacht. Die werden es dem Herzl geben, diesem völkischen Nationalisten.

  7. […] Stattdessen reagiert der Twitter-Account von »Schmalbart« auf sehr merkwürdige Weise auf meine Kritik: […]

  8. […] Aspekt unerwünscht ist. Der besonnene Dresdner Blogger Stefanolix hat am 06.03.2017 einen guten Beitrag zu diesem Thema veröffentlicht. Die Reaktionen von Schmalbart auf Twitter auf Stefanolix‘ […]

    • Demonstrant sagt:

      Bei Cintrali gibt es kein Kommentarfeld. Deshalb muss ich meinen Kommentar hier posten. Eigentlich reicht ein Wort:

      großartig

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