Als die sächsischen Piraten mal mit etwas anderem als dem #Bombergate wahrgenommen werden wollten …

dachten sie sich: Lasst uns auf dem Parteitag eine möglichst groteske Forderung aufstellen, mit der wir uns von den anderen Parteien abheben. Was wir fordern, darf gern teuer sein – aber der Nutzen muss sich in engen Grenzen halten.

Und so kam es, dass sie am ersten Wochenende im Mai auf ihrem Parteitag den Transrapid von Dresden nach Prag forderten.

Nun wird ja mit der Transrapid-Technik in Deutschland seit dem Unfall auf der Transrapid-Versuchsanlage Emsland nicht mehr geplant. Es ist aber interessant, welche Planungen tatsächlich eine Weile verfolgt wurden: der Metrorapid in NRW, der Transrapid zwischen Berlin und Hamburg und der Transrapid zum Flughafen München.

Alle bisher ernsthaft in Betracht gezogenen Strecken hatten zwei Eigenschaften gemeinsam: Es steht kein Mittelgebirge im Weg und die Trassen kreuzen keine Staatsgrenze. Das hat auch eine innere Logik: Gebirge verteuern das Vorhaben enorm. Grenzen machen es komplizierter und schwerer durchsetzbar.


Welche Erfahrungen hat man in Sachsen mit grenzüberschreitenden Verkehrsprojekten in die Tschechische Republik? Die Autobahn Dresden–Prag ist gefühlt seit Jahrzehnten im Bau – und bis heute nicht fertig. Das liegt an den geologischen Bedingungen, an der Blockade durch Umweltverbände und am Geldmangel auf tschechischer Seite.

Für einen Transrapid zwischen Dresden und Prag wären die geologischen Bedingungen sicher nicht einfacher, die Umweltverbände würden das Vorhaben ebenso erbittert bekämpfen, und der Transrapid wäre noch teurer als eine Autobahn.

Ähnliche Einwände wurden von einem technisch kompetenten Piraten auch auf dem Parteitag der Piraten vorgebracht. Er sagte auch, dass das Vorhaben mit den tschechischen Piraten überhaupt nicht abgesprochen sei.

Alle vernünftigen technischen Einwände wurden mit dem Hinweis beantwortet, dass es sich ja um einen »politischen« Vorschlag handle. Im Klartext: niemand rechnet mit der Realisierung, aber man kann damit Aufmerksamkeit erregen.


Mit sehr viel Glück ist in 15 oder 20 Jahren die Bahnstrecke zwischen Dresden und Prag saniert und mit noch etwas mehr Glück gibt es dann eine ICE-Verbindung Hamburg–Berlin–Dresden–Prag. Parallel zur Autobahn und zur ICE-Strecke einen Transrapid bauen? Das wäre redundant und exorbitant teuer.

Aber immerhin hat der Vorschlag gereicht, um den Parteitag in eine Boulevard-Zeitung zu bringen. Und man muss zugeben: Die Forderung nach einem »Transrapid« klingt besser als das Feiern der Bombenangriffe auf Dresden mit »Bomber-Harris«-Parolen.

Man muss als Zuschauer in diesem Piraten-Theater manchmal auch mit kleinen Dingen zufrieden sein ;-)


4 Responses to Als die sächsischen Piraten mal mit etwas anderem als dem #Bombergate wahrgenommen werden wollten …

  1. Dorina sagt:

    Kann man das überhaupt vergleichen?
    1) Bomber Harris für 20.000 Tote und die Zerstörung der Innenstadt danken (wenn man es nur auf Dresden bezieht, formuliert war es ja eigentlich allgemeiner, also auf alle zerstörten Städte und Bombentote)
    2) verkehrstechnisch/geografisch unsinnigen Transrapid für Millionen von Euro fordern

    Die Geldverschwendung mag moralisch besser da stehen als die Menschenlebenverachtung, aber politisch völlig neben der Spur ist doch beides gleichermaßen.

  2. E-haller sagt:

    Im Landesverkehrsplan ist doch eine zusätzliche Strecke nach Prag enthalten („Höchste Priorität hat die Aufnahme der Neubaustrecke Dresden – Prag in den nächsten BVWP. Die Relation Berlin – Prag soll auf Hochgeschwindigkeitsniveau von mindestens 200 km/h neu- bzw. ausgebaut werden“)

    Diese würde nach PIRATEN-Vorstellung dann wohl entfallen bzw. eben als Transrapid gebaut werden… Aber damit bliebe eines der drängenden Probleme bestehen: der laute Güterverkehr im Elbtal.

    Oder beschließt man da mal schnell politisch eine „Roll…“ äh „Schwebende Landstraße“ auf Transrapid-Basis? :D

  3. Frank sagt:

    Auf jeden Fall klingt das Finanzkonzept der Piraten für die Magnetbahn absolut durchdacht. Mir fällt absolut kein Denkfehler auf ;-)
    http://www.sz-online.de/sachsen/piratenpartei-legt-kosten-fuer-magnetschwebebahn-nach-prag-vor–2844198.html

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