Deo? Gratias!

Die Dresdner Lokalzeitung DNN hat sich zum Zweck der Produktwerbung ein ganz neues Format ausgedacht. Es gibt dort nicht nur »Sonderbeilagen« und »Verlagssonderveröffentlichungen« und die furchtbar peinliche Stichwortgeberei einer Journalistin im sogenannten »Canaletto-Gespräch«. Als immer noch zahlender Abonnent der DNN durfte ich gestern im redaktionellen Teil(!) die Werbeform

An dieser Stelle berichten wir regelmäßig über neue und ungewöhnliche Produkte.

kennenlernen. Und glauben Sie mir: Das Vergnügen war ganz auf der Seite der DNN.


Gestern wurde das Salbei-Deo des Herstellers Weleda vorgestellt. Der Artikel ist so aufgebaut:

Einleitung: Was ist ein Deo und wo tut es gut?

Unsicherheit erzeugen: Viele Deos enthalten Aluminium. Aluminium kann Folgen wie Krebs und Alzheimer haben.

Produkt vorstellen und loben: Das Salbei-Deo enthält kein Aluminium und ist auch sonst OK.


Was sagt das Bundesinstitut für Risikobewertung wirklich über Aluminium in Kosmetika, die auf die Haut aufgetragen werden? Dafür gibt es ein Risikoprofil (Seite 2). Zusammenfassung:

Die Wahrscheinlichkeit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung bei der Verwendung eines aluminiumhaltigen Antitranspirants wurde mit »Möglich« eingeschätzt.

Als Schwere der gesundheitlichen Beeinträchtigung gibt das Amt an: »Keine unmittelbare Beeinträchtigung«.

Die Aussagekraft der vorliegenden Daten ist gering: Zahlreiche wichtige Daten fehlen oder sind widersprüchlich. Das Bundesamt fasst zusammen:

Ein kausaler Zusammenhang zwischen der erhöhten Aluminiumaufnahme durch Antitranspirantien und der Alzheimer-Krankheit bzw. Brustkrebs konnte trotz einer Reihe entsprechender Studien aufgrund der inkonsistenten Datenlage wissenschaftlich bisher nicht belegt werden.

Aus Sicht des BfR besteht vor allem Forschungsbedarf hinsichtlich der tatsächlichen Aufnahmemenge von Aluminium über die Haut. Außerdem fehlen dem BfR Daten für eine Risikobewertung von Aluminium nach langfristiger dermaler Exposition. Erst mit solchen Informationen kann eine abschließende gesundheitliche Risikobewertung zu aluminiumhaltigen Antitranspirantien und weiteren aluminiumhaltigen Kosmetika vorgenommen werden.


Das herauszufinden hätte natürlich ein paar Minuten Recherche gekostet. Aber wozu soll sich ein Qualitätsjournalist den schönen Artikel mit Recherche kaputtmachen? Er schreibt:

Denn das Bundesinstitut für Risikobewertung rät zur Vorsicht: Ein Zuviel des Leichtmetalls im Körper könnte Krebs und Alzheimer zur Folge haben. Aluminiumsalze stecken in vielen Deos, denn sie verstopfen die Schweißdrüsen und sind daher hocheffiziente Geruchshemmer. Aus Sicherheitsgründen greifen viele jetzt aber zur alufreien Alternative.


Ironie der Geschichte: Der Hersteller Weleda nutzt unter anderem Tonerde. Darin sind Magnesium, Aluminum und Silicate enthalten. Wenn man also anderweitig Tonerde auf die Haut aufträgt oder in Kosmetik verwendet, ist Aluminium plötzlich wieder akzeptabel. Im After-Shave-Balsam ist Aluminium enthalten, aber im Deo nicht …


Vielleicht sollte ich auch noch kurz erklären, was das »Canaletto-Gespräch« ist: Am Samstag wird auf der ersten Seite des Lokalteils der untere Teil abgetrennt und in ganz kleiner Schrift als »AnzeigenSpezial« gekennzeichnet. Diese typographische Meisterleistung sieht etwa so aus (Klick auf das Bild vergrößert):

Die Kategorie »Canaletto-Gespräch« in der Wochenendausgabe der DNN …

Die Kategorie »Canaletto-Gespräch« in der Wochenendausgabe der DNN …

Das Format »AnzeigenSpezial« ist so aufgebaut: Eine Autorin aus dem redaktionellen Teil der Zeitung gibt Stichworte und ein »Gast« darf sich darstellen. Für Sie getestet:

Ein Interview mit einer Lokaljournalistin als »AnzeigenSpezial« …

Ein Interview mit einer Lokaljournalistin als »AnzeigenSpezial« …

Dabei stellen sich für mich zwei Fragen: Wie stark dürfen sich die Tätigkeiten Journalismus und PR miteinander verbinden? Und: Wie unabhängig kann eine Lokalredaktion über Interviewpartner eines solchen Gesprächs berichten, wenn mit dem Unternehmen mal etwas schiefgeht?


26 Responses to Deo? Gratias!

  1. Paul sagt:

    Lieber Stefan,
    die Werbestrategen lassen sich immer etwas Neues einfallen. Die meisten Leser fallen auf solche Werbung herein oder nehmen sie nicht wahr.

    Diese unterirdische Werbung scheint sehr interessant zu sein. Mir soll niemand versuchen weis zu machen, dass ein bestimmtes auffälliges Konsumverhalten in Fernsehspielen nur zufällig ist. Jetzt wird nicht mehr geraucht und Schnaps getrunken. Das wurde durch Kaffee und manchmal auch schon durch Tee oder Wein ersetzt.

    Im Zusammenhang mit der Verwendung von Automarken hat es schon mal internen Zoff gegeben.
    Dadurch ist eine gewisse Markenvielfalt entstanden. Übrigens werden die Autos von den Firmen als Requisiten kostenlos zur Verfügung gestellt.
    Achte mal darauf und du wirst staunen.
    Rate mal welcher PKW-Typ in Krimmis aus München bevorzugt benutzt wird?

    Herzlich, Paul

    • stefanolix sagt:

      Ich komme eben noch aus der Zeit, als es eine Trennung zwischen Journalismus und Werbung gab. Dieser Artikel (ich will ihn nicht ins Netz stellen) hätte in eine Beilage oder „Sonderveröffentlichung“ gepasst. Kein Problem. Aber auf die Sachsen-Seite, wo Artikel zu Politik oder Wirtschaft stehen sollten?

  2. Paul sagt:

    Ach noch was:
    Deine Überschrift, lieber Stefan ist einfach Klasse.

    Herzlich, Paul

  3. Muyserin sagt:

    Ohne größenwahnsinnig klingen zu wollen, denn ich und ein paar weitere Kommentatoren sind weiß Gott nicht das Maß aller Dinge, aber dass die DNN das CANALETTO-Format stur fortführen, obwohl es dafür ja auch bei mir bereits Häme hagelte, hat mich dann doch ein wenig überrascht. Ich hatte den Link zu meinem Artikel ja auch an die DNN getweetet; man könnte dort also durchaus im Bilde sein. Aber man glaubt offenbar an den eingeschlagenen Weg.

    • stefanolix sagt:

      Ich finde es besonders deprimierend, dass man eine Journalistin dafür „verheizt“, als Stichwortgeberin für einen Finanzdienstleister zu dienen. Wenn man das ganze „Interview“ liest, ballen sich wirklich beide Fäuste.

      Das Layout-Problem: Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Es gibt zwar Regeln zur Schiftmischung und zur Gestaltung einer schönen Seite. Aber wenn es keine Konkurrenz in der Stadt gibt, fehlt auch die Motivation, schöne Zeitungsseiten zu bauen. Und für die DNN gibt es nun mal keine direkte Konkurrenz.

  4. Danke für diese Lektüre! Ich kenne mittlerweile viele Printmedien, die ehemals seriös wirkten und heute keinerlei Probleme haben, auf diese Weise PR zu machen – ist sicher lukrativ, und die wenigsten sehen den kleinen Vermerk irgendwo am Text. Für mich mit ein Grund, Print kaum mehr zu lesen. Denn ich ärgere mich über dieses Vorgehen noch globaler als Du. Da ich weiß, dass die meisten Agenturen und Redaktionen von Magazinen und Zeitungen zu einem wesentlichen Teil von unbezahlten Praktikanten und schlecht bezahlten freien Mitarbeitern gestemmt werden, frage ich mich ernsthaft: Wo bleibt das ganze Geld bloß? Auf der einen Seite wird eine moderne Form der Menschenausbeuterei betrieben, die keinen ernsthaft zu stören scheint (als Textarbeiter „ist das nun mal so“, man „muss da einfach Praktika machen …“), auf der anderen Seite ist das doch Verarsche zahlender Leser. Pardon.

    Ich bin gespannt, ob Deine (Eure) Kritik dahingehend noch aufgegriffen wird. Eine Rechtfertigung könnte man durchaus mal erwarten, finde ich.

    • stefanolix sagt:

      Ich habe ja leider wieder mal mehrere Themen in einen Artikel gepackt. Im Fall »Canaletto-Gespräch« ist der Vermerk vorhanden, es wird auf eine Art nicht-redaktionelles Format hingewiesen. Somit ist zumindest formal alles richtig gemacht worden.


      Im Fall des Deodorants ist es aber wirklich ein Artikel im redaktionellen Teil. Wenn Du magst, sende ich Dir einen Ausriss. Und das ist fatal.

      Erstens wird die Angst vor diesen Alu-Partikeln geschürt, obwohl niemand weiß, ob Aluminium überhaupt über die Haut aufgenommen werden kann und was es überhaupt bewirkt. Dabei wird die Stellungnahme des Bundesamts bewusst verzerrt dargestellt.

      Natürlich sollte man aufpassen, dass die Haut beim Deo-Auftragen nicht gerade geschädigt ist und blutet, aber sonst kann man ein herkömmliches Deo problemlos weiterverwenden.

      Ich habe gar nichts gegen Weleda, es ist eine gute Marke. Aber sie sollten es eigentlich nicht nötig haben, mit solchen Methoden PR zu machen. Ganz sicher habe ich etwas gegen miefenden Journalismus und da hilft leider kein Deo.

      • Krischan sagt:

        Weleda? Gute Marke? Naja, das sind doch die Anthroposophen, Rudolf Steiner, Demeter, eigene Kräutlein geerntet beim Mondenschein und derlei. Gut, die eine oder andere Salbe ist tatsächlich nicht übel, aber das ganze ist schon arg aufgeladen mit „gutem Bio-Gefühl“…Aber ich schweife ab.

  5. Frank sagt:

    Hilfe, Aluminium! Ganz gefährliches Zeug … Wenn DNN-Redakteure nun auch schon diesen Unsinn verbreiten dürfen, haben sie ja fast schon das Niveau von Verschwörungstheoretikern wie Chemtrailgläubigen und Impfgegnern erreicht.

    • stefanolix sagt:

      Zum Glück gibt es ja wenigstens noch eine Bundesbehörde, die Daten sammelt und Forschungen zusammenfasst.

      Die »Verschwörung« ist in diesem Fall wohl Teil einer Maßnahme, um PR für Alternativmittel zu betreiben. Ich wüsste gern, wer als Auftraggeber hier dahinter steht:

      http://www.deoohnealuminium.de/impressum/


      Der Witz ist ja, dass in den »reinen Naturprodukten« auch Aluminium enthalten ist und dass die meisten Leute gar nicht mehr auf den Inhalt schauen, wenn BIO oder NATUR auf der Packung steht.

      Seit Jahrhunderten legen sich die Menschen essigsaure Tonerde oder andere Heilerden auf die Haut – das hat m. W. noch niemandem ernsthaft geschadet ;-)

      • Frank sagt:

        Letztlich wird man wahrscheinlich auch durch den alltäglichen Umgang mit unterschiedlichen Gegenständen aus Aluminium und den damit verbundenen Material-Abrieb wesentlich mehr Aluminium in sich aufnehmen als über Deos, Impfungen und ähnliches. Kann ich aber nicht belegen, das ist nur so eine Vermutung

      • stefanolix sagt:

        Eine sehr plausible Annahme. Und es kommt hinzu: Die Korrelation zwischen Al-Gehalt im Hirn und Alzheimer ist noch lange keine Kausalität. Dazu gibt es schlichtweg keinen Nachweis.

      • Der Unterschied könnte in der chemischen Bindung des Aluminiums liegen. In der Tonerde liegt Aluminium hauptsächlich als Silikat oder als Oxid vor.

        In den Deos ist es Aluminiumchlorhydrat, das ist chemisch gesehen etwas ganz anderes. Es kann gut sein, dass die Oxide und Silikate aus der Tonerde die Haut nicht durchdringen können (der Körper sollte mach den vielen Jahrmillionen Evolution an den Umgang mit Erde angepasst sein), das Aluminiumchlorhydrat aber doch. Im Gegensatz zu den Silikaten und Oxiden ist es wasserlöslich, das dürfte schon mal ein wesentlicher Unterschied sein.

  6. ein anderer Stefan sagt:

    Ach, Tageszeitungen! Der Mantelteil (also das Internationale) ist mittlerweile vielfach einheitlich, das habe ich neulich bei einem Besuch in Niedersachsen festgestellt, bei dem ich die HAZ las und mir so dachte: das kennst Du doch schon? Stellt sich raus, der Mantelteil war auch entweder bei der DNN oder SZ der gleiche…

    Die großen Zeitungen sind mittlerweile oft die verlängerte Propagandaabteilung der Politik (siehe auch den Streit um „Die Anstalt“ und die ganzen Transatlantiker in den Redaktionen). Die Zeitschriften kann man da auch vergessen, und nachdem nun Bertelsmann auch noch Gruner + Jahr übernommen hat, kann man sich vorstellen, wo es da hingeht – mehr Vielfalt wird es nicht werden.

    Die Provinzblätter sind oft so erbärmlich, dass man sie eigentlich nur mangels Alternative liest. Die Abhängigkeiten von Werbekunden macht es nicht besser.

    Ich weiß nicht, ob mir das früher nicht aufgefallen ist, oder ob es wirklich deutlich schlechter geworden ist. Ohne zusätzliche Internetquellen (bei aller gebotenen Vorsicht) wäre man in der Informationsgesellschaft ziemlich desinformiert, verließe man sich nur auf Presse und Fernsehen.

    • stefanolix sagt:

      Die HAZ und die LVZ bzw. DNN gehören zum gleichen Unternehmen. Ob der o. g. Artikel auch in all diesen Zeitungen abgedruckt wurde, kann ich leider nicht sagen. Ich frage mich nur, auf welche Weise so etwas vergütet wird. Wer bezahlt dafür? Wird das intern mit der Anzeigenabteilung geklärt?

      Die Behauptungen aus der Satiresendung »Anstalt« sehe ich mit sehr großer Vorsicht. Zu recht wird darauf hingewiesen, dass Journalisten aller Art mit Politikern und Organisationen aller Art verbunden sind. Wenn man also bei der »Süddeutschen«, bei der »FR« oder bei anderen Blättern genauer hinschauen würde, dann bekäme man ähnliche Verbindungen zu sehen. Hier wird mit dem Finger auf einige wenige Beispiele gezeigt, aber das Problem liegt viel tiefer.

      Transatlantische Beziehungen – das bedeutete früher mal die enge Freundschaft zu unserem Verbündeten USA. Diese Freundschaft ist inzwischen an etlichen Stellen beschädigt, aber trotzdem lebenswichtig für uns. Entscheidend ist nicht, wer bei welchem Think-Thank aufgetreten ist, sondern was in den Artikeln in der ZEIT (und anderen Medien) stand.

      • ein anderer Stefan sagt:

        Sofern die Auftritte im Think Tank einen Einfluss auf die Berichterstattung haben, was ich annehme, ist es schon von Bedeutung, wer wann wo auftritt und wer im (handverlesenen) Publikum sitzt. Die Behauptungen der „Anstalt“ wurden ja auch nicht als falsch abgemahnt, und ich nehme mal an, dass die im ZDF (viel konservativer gehts nicht) schon genau schauen werden, dass da kein Unsinn verbreitet wird. Bei Joffe geht es (wenn ich mich recht erinnere), ja letztlich darum, dass die Verbindung nicht richtig wiedergegeben war – dass es keine gäbe, wurde nicht behauptet.

        Zweifellos sind die Beziehungen zu den USA von hoher Bedeutung. Nur: wenn von dort Druck ausgeübt wird, dass sich Deutschland auf die Seite der USA in der Ukrainekrise stellt und das von der Presse sekundiert wird, bis hin zu Wirtschaftssanktionen, mit denen wir uns am Ende selbst ins Knie schießen, dann sollte man doch mal die Frage stellen, ob die Politik wirklich unsere Interessen vertritt und die Presse wirklich unabhängig berichtet. Wenn gegen alle Staaten, die gegen Völkerrecht und Menschenrecht verstoßen, Handelssanktionen verhängt würden, stünde Deutschland wohl bald ohne Handelspartner da…. Es geht den USA ganz offen darum, Russland zu schwächen und Europa dazu zu bringen, auf die USA für die Energieversorgung zu setzen.

        Aber da kommen wir jetzt ziemlich vom Thema ab…

  7. lolomg sagt:

    Leider muss ich hier einhaken,

    ein bisschen mehr differenzieren müssen die meisten Kommentatoren hier schon, auch der Autor…

    Ja, die DNN fahren hier eine miese Schleichwerbung, richtig erkannt.

    Nein, Aluminium ist deshalb nicht unbedenklich, erst recht nicht, wenn es zum Zwecke der Schweißunterdrückung direkt auf die Haut aufgetragen und von dieser absorbiert wird, weil mit einigen Zusatzstoffen angereichert…

    Selbst das Bundesinstitut für Risikobewertung rät inzwischen, auf aluminiumhaltige Deos zu verzichten:
    Quelle: ARD https://www.youtube.com/watch?v=HDPNzrHA85s

    Immer schön die Verschwörungskeule stecken lassen, man hat sich in Deutschland auch schon mit „Strontium“ die Zähne geputzt..

    • stefanolix sagt:

      Ich verlasse mich im Zweifel auf schriftliche Berichte und Risikobewertungen. Deshalb habe ich oben das Original verlinkt. Hier gern noch mal:

      Klicke, um auf aluminiumhaltige-antitranspirantien-tragen-zur-aufnahme-von-aluminium-bei.pdf zuzugreifen

      Dort steht im Kern drin, dass man nicht weiß, ob überhaupt nennenswerte Mengen Aluminium durch gesunde Haut in den Körper gelangen könnn. Und dass man bisher keine Kausalität zwischen Aluminium und den beiden genannten schweren Krankheiten nachgewiesen hat.

      ARD-Beiträge haben demgegenüber für mich zu solchen Themen eine eher schwache Aussagekraft. Ich sage nur »Regividerm« …

      [Ergänzung:] Ich würde mir natürlich solches Zeug nicht auf die verletzte oder stark gereizte Haut auftragen. Das zu vermeiden empfiehlt auch das Bundesamt – aber das sagt ja schon der gesunde Menschenverstand. Ich persönlich verwende Deo und Duschgel ohne kosmetische Zusatzstoffe … und einen vernachlässigbaren Hauch Eau de Toilette.

      • „ob überhaupt nennenswerte Mengen Aluminium durch gesunde Haut in den Körper gelangen könnn“

        Ich glaube das Problem ist der Trend zur Achselhaarrasur und gleichzeitiger Verwendung von Deos. Die Haut ist nach der Rasur nicht so dicht gegen aufgetragene Stoffe, wie sie es sonst ist.

  8. lolomg sagt:

    Ne, im Kern steht dort drin, dass wir bereits über die Nahrung bis zum Anschlag an die Grenzwerte mit Aluminium belastet sind und man deshalb auf aluminiumhaltige Deos verzichten sollte. Weis mal einen wasserdichten kausalen Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs nach… dauert 20 Jahre und Anwälte zerpflücken dir dann alles „mimimi kann auch von falscher Ernährung sein“ usw.

  9. Jane sagt:

    Ich würde zu bedenken geben, dass besagte „Lokaljournalistin“ eine Freiberuflerin ist. Es steht ihr also durchaus frei, auch werbliche Redaktionsprojekte zu betreuen. Und das Canaletto-Gespräch ist ja offensichtlich ein solches und hat mit der Lokalredaktion eigentlich gar nichts zu tun. Außer, dass es als Anzeige auf einer Lokalseite erscheint. So richtig verstehe ich da das Problem gerade nicht. Oder stehe ich einfach nur auf dem Schlauch?

    • stefanolix sagt:

      Die Leserinnen und Leser der DNN unterscheiden nicht zwischen Freiberuflern und fest angestellten Redakteuren. Das Vertrauen zu einer Zeitung ist an das Vertrauen zu den Namen gebunden, die dort unter den Artikeln stehen.

      Mein Vertrauen in eine Persönlichkeit aus dem Journalismus ist ganz entscheidend davon abhängig, wofür diese Person sich hergibt. Analogie: Ich würde auch nicht zu einem Arzt gehen, der nebenbei auf Veranstaltungen für obskure Homöopathie wirbt.

      Also: Ich wusste nicht, dass Frau Grödel freiberuflich arbeitet – und vermutlich wissen es aus der gesamten Leserschaft 99% auch nicht. Für uns ist das Produkt entscheidend, das die Redaktion anbietet.

      Ich darf übrigens an die werbliche Serie mit den Autos erinnern, an der definitiv Redakteurinnen und Redakteure beteiligt waren. Darauf wurde sogar im Text hingewiesen:

      Unverblümte PR im redaktionellen Teil

      Natürlich ist das rechtlich möglich. Aber wenn ich das so direkt sagen darf: Ihr macht Euch damit Eure Glaubwürdigkeit Schritt für Schritt immer mehr kaputt. Auch mit den Produktbeschreibungen nach der Vorlage »Salbei-Deo«, die ja inzwischen zu einer Serie geworden sind. Wenn Ihr Euch dafür hergebt, wundert Euch nicht, wenn noch mehr Lokalredaktionen sterben.


      PS: Leider hat WordPress den Kommentar abgefangen, obwohl Deine Kommentare natürlich immer willkommen sind.

      • Jane sagt:

        Das Abfangen war gerechtfertigt – ich poste mit einem neuen wordpress-Account, der war hier noch nicht bekannt. Der alte ging aus irgendwelchen Gründen in deinem Blog gar nicht – da wurde immer irgendein Passwort abgefragt.

        Zum Thema: Aber was wäre denn die Lösung für dieses Problem? Sollen die Zeitungen keine Werbung mehr im Lokalteil drucken? Dann gibt es bald keine Zeitung mehr. Werbung war schon immer ein wesentlicher Bestandteil von Tageszeitungen. Vor 100 Jahren übrigens noch weitaus raumgreifender als heutzutage. Oder sollen die Zeitungen für jede redaktionelle Anzeigenbetreuung einen Redakteur anheuern, der journalistisch noch nicht in Erscheinung getreten ist?
        Ich kann deine Argumente nachvollziehen. Dennoch sei hier ein Blick hinter die Kulissen angeraten. Und den Wunsch, mehr zu erfahren, vermisse ich da manchmal ein wenig bei dir. Stattdessen wirkst du häufig sehr hart und bisweilen auch gnadenlos in deiner Medienkritik.

        Dass die Personalsituation bei deutschen Tageszeitungen nicht die beste ist, ist hinlänglich bekannt. Ganze Generationen von Volontären werden wahrscheinlich bald nach dem Ende ihrer Lehrzeit quasi in die Selbständigkeit entlassen, weil es kaum noch feste Stellen zu vergeben gibt. Im Gegenteil: Die meisten Zeitungen bauen ab. Die zusätzliche redaktionelle Betreuung von werblichen Beiträgen in der Tageszeitung ist für viele dieser Freien ein wichtiges Zubrot, ohne dass sich der Verbleib bei der Zeitung häufig nicht lohnen würde.
        Daher finde ich es nicht sehr glücklich, aus einer wirtschaftlich sicheren Perspektive heraus weniger Glücklichen quasi vorzuhalten, sich für dies oder jenes „herzugeben“.
        Rein aus der Perspektive des Lesers kann ich das sogar verstehen. Meine Kritik beläuft sich darauf, dem Leser vorzuhalten, diese Perspektive kein Stück weit verlassen zu wollen.

      • stefanolix sagt:

        Die Lösung für dieses Problem kann nur eine strenge Trennung zwischen Werbung/PR und Redaktion sein. Die Lokalzeitungen haben selbstverständlich jedes Recht, im Lokalteil Werbung zu machen. Sie soll nur gemäß den Regeln des Presserats sauber vom redaktionellen Teil getrennt sein.

        Die Zeitungen müssen für die Betreuung dieses abgegrenzten Teils mit Werbung niemanden »anheuern«, sondern dieser Teil wird natürlich von PR-Agenturen geliefert.

        Wie ich gezeigt habe, beschäftigen sich in der Realität nicht nur freie Mitarbeiter oder »feste Freie« mit PR, sondern auch angestellte Redakteure. Das muss zu Interessenkonflikten führen und die Glaubwürdigkeit beeinträchtigen.

        Deine Wendung »redaktionelle Anzeigenbetreuung« ist ein Widerspruch in sich selbst. Anzeigenbetreuung ist nicht Sache einer Zeitungsredaktion, sondern Sache des Verlags bzw. des Anzeigenvertriebs.

        Solche Produktvorstellungen wie zu dem »Salbei-Deo« von Weleda sind eine Katastrophe für alle Seiten. Damit ist weder der Zeitung noch der Marke noch den Lesern gedient.


        Ich schreibe hier als Freiberufler ausdrücklich nicht aus der Perspektive großer Sicherheit. Ich bin nicht wesentlich glücklicher als ein freier Autor und nicht wesentlich unglücklicher als eine fest angestellte Redakteurin. Ich arbeite an fast allen Samstagen im Jahr und an vielen Feiertagen …

        Wir haben alle unseren Kampf zu kämpfen. Ich muss mich genauso um Arbeit bemühen wie die Journalistinnen und Journalisten – und ich muss auch ähnliche Interessenkonflikte austragen. Eines von mehreren Beispielen:

        Als ich vor bald 20 Jahren eher gezwungenermaßen als freiwillig den Weg in die Selbständigkeit gegangen bin, stand ich vor der Entscheidung: ich hätte die kritiklose Produktpräsentation einer teuren technischen Software (mit Provision) oder die unabhängige Beratung, Anpassungsprogrammierung und Spezialschulung (ohne Provision) übernehmen können.

        Beides gleichzeitig hätte zu einem unüberwindbaren Interessenkonflikt geführt: Ich hätte die Software nicht mehr kritisch hinterfragen dürfen und ich hätte keine Alternativen mehr anbieten dürfen. Ich habe mich für die weniger gewinnträchtige Variante 2 entschieden, um mich nicht für eine Firma verbiegen zu müssen. Ich hätte auch Variante 1 wählen können, sie ist genauso ehrenhaft. Aber beides zusammen – das geht nicht. Ich will Alternativen zeigen und ich will den größtmöglichen Nutzen für meine Kunden herausholen.


        Grundsätzlich kommt es aus der Perspektive des Kunden bei jeder Ware auf das Ergebnis an. Es gibt bestimmte Grundsätze für gute Brötchen und es gibt bestimmte Grundsätze für gute Zeitungen. Es ist der falsche Weg, die Standards immer mehr zu verwässern. Ich kaufe bei den Bäckern meine Brötchen, die trotz aller Interessenkonflikte der heutigen Wirtschaft eine ehrliche Arbeit abliefern. Und denen geht es wirtschaftlich auch gut!


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