Die »Sächsische Zeitung« gibt wertvolle Anlagetipps für die Altersvorsorge

Nachdem ich zuletzt die »DNN« kritisiert habe, ist nun wieder die »Sächsische Zeitung« an der Reihe. Sie gab ihrer Leserschaft in dieser Woche Hinweise für eine Geldanlage zur Altersvorsorge. Überschrift:

Der Trick mit dem Zinseszins

Um den Zinseszins zu erklären, verwendet die »Sächsische Zeitung« ein Rechenbeispiel mit 5% Verzinsung für die Dauer von 40 Jahren. Die Zeitung rechnet uns ganz qualitätsjournalistisch folgendes vor:

»Ein Rechenbeispiel verdeutlicht die Kraft dieses Langzeit-Hebels: Wer 40 Jahre lang jeden Monat 75 Euro in einen Sparplan einzahlt, der sich im Schnitt jedes Jahr mit fünf Prozent verzinst, der hat zum Rentenbeginn 36 000 Euro selbst zurücklegen müssen. Aber Zins und Zinseszins bringen ihm weitere 75 664 Euro. Diese stolze Summe können Sie nun nutzen …«

Das muss man wohl im Takt von »Stoiber On Drums« lesen, um es richtig würdigen zu können:

Wenn Sie,
in Dresden oder in Leipzig oder in Zwickau,
wenn Sie sich da mal die Sparpläne ansehen,
wenn Sie da bei Null starten
und jeeeden Monat 75 Euro zurücklegen […]

Weil das ja klar ist.


Nun ist ja das vordergründig Faszinierende am Zinseszins, dass bei konstant hoher Verzinsung tatsächlich ziemlich viel Geld auf die hohe Kante gehäuft wird. Aber die konstante Verzinsung einer sicheren Geldanlage mit 5% ist seit Jahren nicht mehr realistisch und wird auch in den nächsten Jahren ein Phantom bleiben.

Damit bricht aber das ganze Zinseszins-Beispiel zusammen und wird wertlos. Denn man kann den Rückstand nicht einfach durch höhere Zinsen in späteren Jahren wieder aufholen – die Zinssätze müssten dann schon exorbitant hoch sein.


Im weiteren Verlauf des Artikels wird aber felsenfest davon ausgegangen, dass nach 40 Jahren 111.664 Euro vorhanden seien. Und dass die »Sofortrente« aus diesem Kapital steuerfrei sei. Und dass man mit »bis zu 350 Euro« Auszahlung im Monat seinen Ruhestand »ungeschmälert genießen« könne. Man weiß gar nicht, an welcher Stelle man zuerst verzweifeln soll:

  • An einem Sparplan, den keine Bank anbietet?
  • An der unsinnigen Exaktheit der Endsumme?
  • An der Voraussage über die Verzinsung ab dem Jahr 2053?
  • Oder an der Voraussage zum Steuerrecht des Jahres 2053?

Der ganze Artikel ist so unsinnig, dass man nicht weiß, ob man weinen oder lachen soll. Ich habe mich beim ersten Lesen gefragt: Wie viele Jahre hatte die Redaktion diesen Artikel wohl im Stehsatz? Gab es jemals über 40 Jahre eine Verzinsung von 5% pro Jahr in einer zur Altersvorsorge tauglichen Anlage? Und: Ist diese Verzinsung jemals wieder zu erwarten? War die Schulden- und Bankenkrise der ganzen westlichen Welt nicht Warnung genug?


Machen wir einen Praxistest: Für 20.000 Euro Tagesgeld und drei Monate Laufzeit kann man momentan bei einigen privaten Banken etwa 1.5% Zinsen erzielen. Und für eine Laufzeit von zehn Jahren gibt es für die selbe Summe etwa 3% Zinsen. Einen sicheren Sparplan mit 75 Euro Einzahlung im Monat und 5% jährlichen Zinsen über 40 Jahre Laufzeit konnte ich leider nirgendwo finden – aber vielleicht kann die Qualitätsredaktion der »Sächsischen Zeitung« uns da weiterhelfen.


Die »Sächsische Zeitung« verweist unter dem Artikel auf ein »Verbraucherportal für private Finanzen« (natürlich wird das nicht als Werbung gekennzeichnet – wo kämen wir denn da hin?). Das Verbraucherportal heißt »biallo.de«.

Der Autor des namentlich gekennzeichneten Artikels in der »Sächsischen Zeitung« zählt wie durch Zufall zu den »Journalisten von Biallo & Team« – Eigenwerbung: »Über 50 Mitarbeiter und Autoren liefern täglich aktuelle journalistische Inhalte.«


Etwas Gutes hat der Artikel jedenfalls gehabt: Ich frage mich spätestens seit Freitag nicht mehr, ob ich in der »Sächsischen Zeitung« auf meine Finanzfragen eine kompetente Antwort bekommen werde.


Die Hervorhebungen in den Zitaten sind von mir.


Und noch ein PS: Die Sparkassen sind bekanntlich für viele Bürger die bevorzugten Institute für sichere Geldanlage. Hier ist ein aktueller Artikel über die Aussichten der deutschen Sparkassen. Wenn Sie den (deprimierenden) Artikel nicht vollständig lesen wollen: Nach 5% jährlicher Rendite auf die Sparpläne von Sparkassenkunden sieht es in absehbarer Zeit wirklich nicht aus.


34 Responses to Die »Sächsische Zeitung« gibt wertvolle Anlagetipps für die Altersvorsorge

  1. und dann noch die Inflation! yay! \o/

    • stefanolix sagt:

      Die Inflation kommt in dem Artikel der »Sächsischen Zeitung« leider gar nicht vor.

      Das wundert mich: Wer voraussagen kann, wie hoch im Jahr 2053 die Steuern auf den Ertragsanteil der Geldanlage sein werden, der sollte doch auch die Entwicklung der Inflationsrate bis dahin kennen ;-)

      • Rayson sagt:

        Aber 5% Realzins? Kann mich nicht erinnern, wann wir den mal auf Anleihen mit geringem Risiko hatten…

        Schöner Artikel übrigens, insbesondere der Stoiber-Einschub „machte meinen Tag“, wie da so anglizistisch heißt ;-)

      • stefanolix sagt:

        Den »Stoiber On Drums«-Einschub kann eine Zeitung natürlich nicht machen. Da haben wir als Blogger mal einen Vorteil.

        Der dargestellte klassische Sparplan darf gar kein Risiko haben. Aus dem ganz unten verlinkten Artikel über die Sparkassen:

        »Was für die Kunden im Niedrigzinsumfeld paradiesisch war, wurde für das Institut zur Hölle. Bereits 2005 stoppte Sparkassenchef Manfred Oster den Verkauf des Produkts. Doch nun sah sich Oster gezwungen, auch die bereits laufenden Kundenverträge umzuwandeln, weil die unvorhersehbare Zinslast für das Institut gefährlich zu werden drohte.«

        Im Fall des Scala-Modells der Ulmer Sparkasse gab es zwar in sehr lange laufenden Verträgen zusätzlich zum Zinseszins noch einen steigenden Bonus. Aber das Beispiel zeigt einfach, dass niemand über 25 Jahre und erst recht nicht über 40 Jahre planen kann. Hier ist es im Blog eines BWL-Professors beschrieben:

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  2. Der „nette“ Zinseszinseffekt für Sparer, wenn er denn funktionieren würde, ist die Kehrseite zu den exponentiell steigenden Staatsschulden. Funktioniert halt nicht auf Dauer, da muss immer mal auf den Reset-Knopf gedrückt werden.

    • stefanolix sagt:

      Aber selbst wenn wir keine Staatsschuldenkrise hätten: Die Zinsen muss ja der Steuerzahler aufbringen. Also wird der Finanzminister die Arbeitseinkommen, die Vermögen oder (und) die Erträge aus Geldanlagen stärker besteuern müssen


      Eine konstante Rendite könnte rein theoretisch auch mit einer Anlage in sehr langfristig orientierten Branchen erzielt werden: Versorgungsunternehmen denken z. B. Jahrzehnte voraus und können stabile Renditen bieten.

      Aber erstens werden solche Unternehmen ja eher kommunalisiert und dienen dann als zusätzliche Einnahmequellen der Städte. Zweitens werden sie auch nicht 5% Rendite abwerfen, sondern eher weniger als die Hälfte. Und drittens reicht das Volumen natürlich nicht für sehr viele Anleger.

      • Wolf sagt:

        Theoretisch soll wohl das Wirtschaftswachstum die Erträge abdecken. Es müsste niemand verzichten, wenn es kein Nullsummenspiel ist. Andersherum: Ohne Zinseszinseffekt wäre der Druck, unbedingt Wirtschaftswachstum erzielen zu müssen, weg.

      • stefanolix sagt:

        Es gibt auch Wirtschaftswachstum ohne Zinseszinsen (denn in der Anfangszeit der Menschheit gab es ja Wirtschaftswachstum sogar ohne Geld).

        Klar ist aber: Das Wirtschaftswachstum kann in Deutschland nicht 5% pro Jahr betragen. Und eine sichere private Anlage in die »Gesamtwirtschaft« gibt es ohnehin nicht. Im Artikel wird ja über einen sicheren Sparplan fabuliert.


        Für die Altersvorsorge in den nächsten Jahrzehnten gibt es aus meiner Sicht nur eine Möglichkeit: Jeder Mensch muss so lange und so gut wie möglich anderen Menschen Nutzen bringen.

        Eine Garantie gibt es für gar nichts.


        Moment. Es gibt doch eine Garantie: Sinnlose Ratgeber-Artikel aus der »Sächsischen Zeitung« helfen garantiert nicht bei der Altersvorsorge ;-)

  3. […] haben Ihren Lesern am vergangenen Freitag einen Ratschlag zur Altersvorsorge gegeben, der wahlweise Erheiterung, Fassungslosigkeit oder Zorn auslösen […]

  4. stefanolix sagt:

    Die »Sächsische Zeitung« hat mir via Twitter folgendes übermitteln lassen:

    Die Ratgeberredaktion hat das getan. Von dort kommt auch die Aussage: „Wer clever agiert, kann 5 Prozent Rendite schaffen„.

    Es ist nicht zu fassen. Entweder sie begreifen dort wirklich nicht, was sie ins Blatt heben – oder es geht wirklich nur um Publicity für dieses Online-Portal und alles andere ist ihnen egal.

    Übrigens steht nirgendwo im Artikel etwas von Finanzkrisen, Schuldenkrisen, Blasen etc. – wahrscheinlich haben sie das in der »Sächsischen Zeitung« noch gar nicht registriert.

    Eine konstante Netto-Rendite von 5% Zins + Zinseszins, wie im Artikel dargestellt, ist für eine Altersvorsorge von 75 Euro pro Monat über einen Zeitraum von 40 Jahren völlig illusorisch. Punkt. Alle weiteren Details kann man im Artikel von heute Vormittag nachlesen.

    • Wolf sagt:

      Hallo Stefanolix,
      kennst Du auch diesen Artikel?
      Dresdner legen Ihr Geld am cleversten an
      Bestimmt nur deswegen, weil es hier die SZ gibt. Immerhin wird in diesem Artikel eingestanden, dass die höhere Rendite mit höheren Risiken erkauft wird.

      • stefanolix sagt:

        Mein innerer Bullshit-Detektor hat sich schon wieder gemeldet:

        Die Kunden einer Direktbank sind nicht repräsentativ. Nicht für Deutschland, nicht für die Bundesländer und schon gar nicht für die Großstädte. Eine erste Erklärung für die Unterschiede ist also die falsche Auswahl der Stichprobe.

        Eine zweite Erklärung: Der extrem kurze Zeitraum (erstes Halbjahr 2013). Das ist in Sachen Geldanlage einfach nur eine Momentaufnahme. Dabei spielt der Zufall noch eine ziemlich große Rolle.

        Eine Erklärung für das schlechte Abschneiden Frankfurts gegenüber Dresden könnte sein: Am Bankenplatz Frankfurt hat die genannte Direktbank weniger solvente Kunden als in Dresden. Dort gibt es schlichtweg viel mehr Angebote zum Geldanlegen.


        Solche »Studien« werden nicht geschrieben, um die Öffentlichkeit aufzuklären, sondern um den Namen der Bank in die Zeitungen zu heben. Vermutlich wird das Ergebnis der Studie vorwiegend in den Zeitungen der Städte veröffentlicht, in denen die Direktbank gern noch mehr Kunden hätte. Die Rangliste kann man (inhaltlich gesehen) getrost wegwerfen.

  5. E-Haller sagt:

    Danke!

    (vielleicht sollte man – nur zum Spaß – mal anfragen, wie sich eine Verzinsung von 8% auswirken würde…)

    • stefanolix sagt:

      Das rechnet der Autor sicher auch gern für uns durch. Man kann solche »Erfolgsstrategien« vermutlich im Dutzend bestellen, damit die Zeitung voll wird.

      Die Phrase »Wer clever agiert« kann ich nicht mehr hören. Genau solche Phrasen von Journalisten haben doch (mit) zu den Finanz- und Schuldenkrisen geführt.

  6. Ich finde es menschenfreundlich von dir, dass du solche Schreiberlinge unbeirrt ‚Journalisten‘ nennst …

    • stefanolix sagt:

      Das ist deren eigene Aussage, die nennen sich selbst »Journalisten«. Tut mir leid, dass ich es so leichtfertig übernommen habe: http://www.biallo-unternehmen.de/?q=node/30

      Sie liefern nach eigener Aussage »aktuelle journalistische Inhalte« (vermutlich nennen das die Manager bei der G+J-Tochter »Sächsische Zeitung« hochtrabend »Content«).

      Aber G+J hat ja mit solchen Meisterwerken des Journalismus wie den PR-Strecken in »BRIGITTE« ganz eigene Maßstäbe auf der nach unten offenen Skala gesetzt …

      In der Tat erfüllt der Text ja die einfachsten formalen Kriterien an Journalismus – nur dass es eben sachlich nicht stimmt. Sie sprechen explizit von einem »Sparplan« mit 5% Verzinsung und 40 Jahren Laufzeit – einen solchen Sparplan gibt es auf dem freien Markt nicht.

      Statt zuzugeben, dass die Grundlagen ihres Artikels Unsinn sind, faseln sie: »Wer clever agiert, schafft 5% Zinsen«. Solches Gefasel treibt die Leute in riskante und dumme Geschäfte …

      • Rayson sagt:

        Statt zuzugeben, dass die Grundlagen ihres Artikels Unsinn sind, faseln sie: »Wer clever agiert, schafft 5% Zinsen«. Solches Gefasel treibt die Leute in riskante und dumme Geschäfte …

        Wohl wahr. Alle Anlagekatastrophen beginnen mit der Illusion, man könne bei gleichem Risiko mehr Geld herausholen als die Anderen, die „Dummen“. Das ist nur eine andere Variante des „Ich habe da beim Roulette ein todsicheres System!“

  7. Wolf sagt:

    (Oben an der passenden Stelle wurde der Kommentar leider nicht angenommen, „Sorry, this comment could not be posted“).
    Zu Deinem Bullshit-Detektor:
    Klar, nicht repräsentativ und so. Und das Dauerthema Werbung in „redaktionellen“ Beiträgen.
    Wo stand denn der Ausdruck „in die Zeitung heben“ zuerst? Ist das jetzt eine neu etablierte Modeformulierung, wie sie von Zeit zu Zeit emporkommen?

    Off topic, drängt mich aber:
    Irgendwann wurde es Mode, Sätze wie „beide haben sich dazu verabredet“ oder „beide Mannschaften trafen erstmals aufeinander“ zu verwenden. „Beide“ ist für mich nur verwendbar, wenn es grammatikalisch auch möglich ist, „nur einer der beiden“ zu sagen, sonst ist das Wort sinnlos.

    • stefanolix sagt:

      Danke für den Hinweis! Ich hätte das kennzeichnen sollen. Es ist ein Bezug auf die Veranstaltung des »Presseclubs«, in der @CRDNN diesen Begriff verwendete.

      »In die Zeitung heben« oder gar »ins Blatt heben« ist ein manierierter Ausdruck von Chefredakteuren und solchen, die es gern werden möchten. Er stammt wohl aus der Zeit, als Zeitungen noch viel ernster genommen wurden. In meinen Kommentaren wollte ich es eigentlich nur persiflieren.


      Wenn in einem Wettbewerb ohnehin nur zwei Mannschaften aufeinander treffen können, kann man das Wort »beide« natürlich weglassen. In manchen Wettbewerben treten aber zwei oder mehrere Mannschaften an, dann ist die Anzahl interessant. Vielleicht verwenden es einige Autoren, wenn es im Sprachrhythmus besser passt. Es bläht den Text ja kaum auf: »die Mannschaften« ist nicht wesentlich kürzer »als beide Mannschaften«.

      • Wolf sagt:

        Mir wäre das um ein Wort und einen Buchstaben längere „die beiden Mannschaften“ lieber als „beide Mannschaften“.

  8. […] Der Dresdner Blogger stefanolix berichtet kritisch über Anlagetipps der Sächsischen Zeitung. Hier geht’s zum Artikel inklusive Diskussion. […]

  9. Klaus Terpe sagt:

    Lesen bildet ja – manchmal … dann wäre etwa aufgefallen, das überhaupt nicht von einem Sparplan auf eine mickrige Festgeldanlage die Rede war – sondern folgende Langzeitbetrachtung in der SZ zu lesen gewesen:

    “ Eine Alternative ist hier ein Sparplan – zum Beispiel auf Investmentfonds oder Indexzertifikate – und ergänzt durch eine Risiko-Lebensversicherung. Eine aktuelle Studie des Bundesverbandes Investment und Asset Management zeigt: Ein Anleger, der per Sparplan seit 30 Jahren monatlich 100 Euro in Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland investiert hat, erzielt im Schnitt jährliche Renditen von fast sieben Prozent. Wohlgemerkt: abzüglich aller Fondskosten und unter Einberechnung des maximalen Ausgabeaufschlags. Neben solchen Anlagen können Sie dann etwa preiswerte Risiko-Lebensversicherungen abschließen, um die Familie im Unglücksfall abzusichern. Am Markt finden sich extreme Preisunterschiede. „Kunden sollten bei der Auswahl des Versicherers nach dem Versicherungsbeitrag gehen“, rät Verbraucherschützerin Heike van Laak von der Stiftung Warentest. Denn die Leistungen der Anbieter sind fast überall gleich.“

    Aber das passt ja nicht ins Jammer-Selbstbestätigungs-Opfer-Selstbild, in dem sich die Berufsopfer in diesem Blog bestärken. Na ja, sie haben wohl sonst nichts zu melden …

    • Rayson sagt:

      Alle Achtung, die Verbalinjurie „Du Opfer“ ist wohl neu hier. Respekt. Aber was die fantastischen Erkenntnisse von dir an dem hier Gesagten ändern, harrt noch der Erläuterung.

      Vielleicht dazu noch zwei Dinge, die dir neu zu sein scheinen:

      Bei Investitionen in Aktien gibt es keinen Zinseszins-Effekt (siehe Blogbeitrag). Und die Anlage in Aktien ist halt auch einem größeren Risiko ausgesetzt – genau über den Zusammenhang von Risiko und Verzinsung haben die „Opfer“ in diesem Blog lang und breit diskutiert. Aber wie war das nochmal?

      „Lesen bildet ja – manchmal“. Stimmt auffallend.

      • stefanolix sagt:

        Ich habe gerade unten gezeigt, dass sich Herr Terpe auf einen Artikel bezieht, der von der Zeitung später veröffentlicht wurde. Ich habe ihn übrigens inzwischen vorliegen.

        Der Beitrag, den ich kritisiert habe, befasst sich mit der wunderbaren Wirkung des Zinseszins-Effekts und dort fällt nur das Wort „Sparplan“. Von Anlagen in Aktien oder Fonds ist nicht die Rede.

      • Rayson sagt:

        Um so peinlicher für ihn. Aber das Witzige ist: Selbst wenn das im von Dir kritisierten Artikel gestanden hätte, wäre sein Einwand in jeder Hinsicht, also nicht nur formal, daneben.

      • stefanolix sagt:

        @Rayson: Könnte man im übertragenen Sinne von einer Art Zinseszins-Effekt sprechen, wenn der Anleger seine Erträge aus den Aktien immer wieder in dem selben Fonds anlegt?

      • Rayson sagt:

        Könnte man im übertragenen Sinne von einer Art Zinseszins-Effekt sprechen, wenn der Anleger seine Erträge aus den Aktien immer wieder in dem selben Fonds anlegt?

        Gute Frage ;-) Ich würde mal sagen: ökonomisch ja, aber in dem Sinn, in dem der Begriff meist verwendet wird: nein. Ein Kursgewinn oder eine Dividende sind eben kein vertraglich festgelegter Zins, von dem ja gerne auch behauptet wird, er übe wegen des Zinseszinseffekts eine Art „Wachstumszwang“ aus (man frage mal die „Islamic Banking“-Experten, die mit genau dieser Unterscheidung arbeiten ;-)). Letztlich ist die Insolvenz bzw. der Teil- oder Totalverlust der zinsbewehrten Anlage der große ökonomische Gleichmacher, der aber in Zinseszins-Diskussionen gerne unerwähnt bleibt.

      • stefanolix sagt:

        Meiner Ansicht nach kann man nur von einem Zinseszins-Effekt sprechen, wenn Geld zu einem festen Zins verliehen wird und wenn alle Zinsen fortlaufend wieder angelegt werden. Der Artikel, um den es mir ging, befasst sich mit dem Zinseszins-Effekt. Und nicht mit anderen Anlagen …

      • stefanolix sagt:

        Und außerdem geht der Zinseszins-Effekt zurück, wenn einige Jahre mit sehr niedrigen Zinsen dabei sind: Dann muss man den geometrischen Mittelwert der Zinssätze bilden und den meinen die Qualitätsjournalisten sicher nicht, wenn sie vom „durchschnittlichen Zins“ sprechen.

    • stefanolix sagt:

      Das stammt aber wohl kaum aus dem Artikel über den Zinseszins-Effekt, den ich oben kritisiert habe. Könnten Sie bitte eine Quelle angeben?

      Wann hat Ihr Zitat in der SZ gestanden? Es sollte aus dem Teil 5 oder 6 der Serie stammen und am 1. oder 2. November erschienen sein – jedenfalls ist es deutlich später erschienen, als der Artikel, den ich oben kritisiert habe. Mein Artikel ist vom 27. Oktober.

      Also läuft Ihr persönlicher Angriff ins Leere. Ich lasse ihn stehen, weil er sehr viel über Sie aussagt …

      Wenn ich aber einmal dabei bin, werde ich Ihnen auch die Argumentation in Ihrem Zitat widerlegen.


      Die Denkfehler in diesem Zitat sind folgende:

      1. Man kann nicht die Entwicklung der letzten 30 Jahre auf die kommenden 40 Jahre extrapolieren. Vergangene Gewinne zeigen uns allenfalls eine Möglichkeit, es kann aber auch ganz anders kommen.

      2. Selbst wenn der DAX über 40 Jahre konstant um 5% wachsen sollte und wenn der Anleger diesen „Sparplan“ durchhalten sollte, ist das Rechenbeispiel Unsinn: Es rechnet beim Ertrag mit den Steuern von heute.

      3. Die Besteuerung der Gewinne hat sich aber in den letzten 30 Jahren immer wieder erhöht. Die Freibeträge sind gleichzeitig gesunken. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Das heißt: Dem Anleger bleibt weniger von seinem Gewinn.

      • Wolf sagt:

        Hallo stefanolix,
        ich kann Deine Argumentation weitgehend nachvollziehen. Hier klingt es im Detail ein wenig widersprüchlich:
        1. Man kann die Zukunft nicht vorhersagen.
        3. … Diese Entwicklung wird sich fortsetzen …
        Da bin ich mir nicht so sicher. Ich halte es für möglich, dass (wie auch immer im Detail) ein Reset-Knopf gedrückt wird. Wenn Schulden und Vermögen gekappt werden, könnte ein neuer Aufschwung beginnen und höhere Besteuerung wäre erst mal nicht notwendig.
        Jedenfalls gilt meines Erachtens das Zitat: „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.“

      • stefanolix sagt:

        Hallo Wolf, ich meinte mit meiner Prognose etwas anderes: Die Besteuerung wird eher stärker werden. Der Staat erhöht ständig seine Ausgaben und macht immer mehr Schulden, also wird er auch die Gewinne der Unternehmen und die Renditen der Aktionäre immer höher besteuern. Ich denke, diese Prognose ist nicht zu gewagt ;-)

        PS: Es gibt doch diesen Spruch, wonach nur zwei Dinge sicher sind: Der Tod und die nächste Steuererhöhung …

      • stefanolix sagt:

        Und übrigens: Wenn Schulden und Vermögen zwischendurch gekappt werden, wird ein Zinseszins-Beispiel über 40 Jahre erst recht obsolet ;-)

  10. […] die übrigens von einem freien Mitarbeiter kam. Ich habe damals einen der Artikel dekonstruiert [1] und einige zugegebenermaßen sarkastische Ratschläge […]

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